Im Jahr 1996 übernahm die britische Supermarktkette Tesco das ‚Máj‘, ein altmodisches Prager Kaufhaus. 2009 wurde es in ‚My‘ umbenannt. Obwohl beide Wörter gleich ausgesprochen werden, eröffnet der neue Name ein ganz anderes Assoziationsfeld. Im Englischen bezieht sich ‚my‘ auf ein Individuum, liest man es jedoch als ein tschechisches Wort, klingt es gleich einem ‚wir‘. Ausgehend von der semantischen Spannweite zwischen diesen beiden möglichen Lesarten des gleichen Wortes begab sich Stephanie Kiwitt in die Straßen von Prag. Ihre ausschnitthaften Bilder von Personen, inszenierten Waren, Werbeflächen im öffentlichen Raum und ausgedienten Objekten bringen uns der Welt unangenehm nahe. Das politische Anliegen von Kiwitts Arbeit besteht in dieser direkten, beinahe greifbaren Auseinandersetzung mit der Welt, wodurch Kiwitt uns deutlich macht, das es wichtig ist, hinauszugehen in den Raum, den wir mit Menschen, Dingen und Worten teilen. Das ist jener Raum, in dem das umherschweifende Auge der Kamera (das sehende Ich) dem begegnet, was ihm fremd ist: die Welt, in der ‚wir‘ leben.
Kuratiert von Kilian Schellbach
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