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Boris Lurie

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Hate Speech. Aggression und Intimität

02.02. - 18.04.2019 | Halle für Kunst & Medien, Graz

Vor dem Hintergrund aktueller politischer und medialer Entwicklungen widmet sich das Grazer Künstlerhaus, die Halle für Kunst & Medien (KM–), der Freiheit der Rede, ihrer Verwendung und ihrem Missbrauch. „Hate Speech. Aggression und Intimität" zeigt internationale Positionen der zeitgenössischen Kunst, die sich mit Formen der zunehmend aggressiven Kommunikation und Wirkung der Social Media und ihren medialen Spielarten befassen. Dabei steht die sozial-medial kommunizierende Person mit ihrem sozialen Mitteilungsbedürfnis, medialisiertem Engagement und Identitäten hinterfragendem Spiel um Anonymität und Rollentausch im Mittelpunkt. Die Autor_in sehnt sich gleichzeitig jedoch auch nach individueller Abgrenzung und Erkennbarkeit und scheint so auf der Suche nach einer aktualisierten Fassung von Individualität und Intimität zu sein. In zunehmendem Ausmaß umso erschreckender sind die Reaktionen aus Teilen der Netz-Community, die sich in Ablehnung, Missgunst und Hass nahezu überbieten. Weiterführende Fragen rund um Meinungs-, Kunst- und Pressefreiheit begleiten die Auseinandersetzung um das Projekt „Hate Speech. Aggression und Intimität".

Die freie Rede und öffentliche Meinungsäußerung sind ein Kernelement der Demokratie. Das Formulieren und Austauschen von Gedanken und Argumenten ermöglicht das Kennenlernen und Abwägen von unterschiedlichen Standpunkten zu einer thematischen Fragestellung und zielt darauf ab, gemeinsam an einem inhaltlichen Konsens zu arbeiten und diesen sukzessive aufeinander abzustimmen. Gängige Formate für diesen mitunter etwas aufwendigen, aber für das Gemeinwohl substanziellen Prozess bieten öffentliche Diskussionen, Talk-Shows oder Parlamente. Traditionelle Medien nehmen darin eine Sonderstellung ein, da sie nicht nur über Nachrichten berichten und diese interpretieren, sondern meist auch ein Forum für das Publikum anbieten, wie den Abdruck von Leserbriefen in Zeitungen, das Anrufen in Radiosendungen oder die Teilnahme bei entsprechenden Fernsehformaten.

Das Internet hat im Hinblick auf das Formulieren und Veröffentlichen unserer Gedanken für eine nachhaltige Veränderung gesorgt, die eine weniger gefilterte und zugleich intensivere Teilnahme des Einzelnen an öffentlichen Debatten möglich macht. Die diversen Kanäle von Social Media erlauben es technisch wie inhaltlich, dass mit vergleichsweise geringem Aufwand nicht nur in die Online-Versionen traditioneller Medien, sondern in Online-Foren von netzbasierten Medien interveniert werden kann. In diesem Zusammenhang ist der erstaunlich übermäßige, ungefilterte Ausdruck von Aggression, Falschinformation und die Beeinflussung der öffentlichen Meinungsbildung durch eben diese zentraler Bestandteil eines aktuellen Mediendiskurses.

Im Angesicht einer erleichterten Verbindung bis potentiellen Vermengung zwischen den Bereichen des Privaten und des Öffentlichen im virtuellen Raum rückt die Hinterfragung der subjektiven Haltung bis hin zu einer Neukonnotation der Intimität des Einzelnen verstärkt in den Fokus. Es scheint, als entstehe aus der Reaktion der Abgrenzung gegenüber gewissen gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen ein erneut erlangtes Selbstbewusstsein, das mitunter eine gesteigerte Sensibilität gegenüber der eigenen Psyche und Körperlichkeit beinhaltet. Die daraus resultierenden Experimente zur Verfassung des Subjekts, welche im Netz teils aggressiv nach Sichtbarkeit suchen und sich nicht selten in Widersprüche verstricken, sind zentrales Moment in der künstlerischen Auseinandersetzung mit „Hate Speech. Aggression und Intimität".

In der Ausstellung im KM– kommt dem Begriff der Intimität besondere Aufmerksamkeit zu. Dieser beschreibt das Bedürfnis nach Abgrenzung vom Außenraum und den Anderen, nach Rückzug und Ruhe, um das Eigene erkennen und beschreiben zu können – und es in angestrebter Selbstermächtigung schließlich darstellen und ausleben zu können. Intimität basiert auf Verlässlichkeit der Bezüge und Referenzen, die diesen Rückzug in Form von anerkannten Daten beschreiben und damit eine Konzentration auf das Eigene erlauben. Durch die Techniken und Formen der Kommunikation des Internets und im Besonderen die darin grassierenden Fake-News und aggressiven Hassreden ist gerade diese Verlässlichkeit der Datenlage in ständiger Diskussion, was den zunehmenden individuellen Zug nach Intimität zusätzlich erschwert.

Die international besetzte Ausstellung „Hate Speech. Aggression und Intimität" nimmt bedenkliche Tendenzen dieser Entwicklung einer oftmals allzu direkten Rede als Ausgangspunkt und setzt ihm kritische Beispiele gegenüber, um den hohen Wert der freien Diskussion und damit einer demokratischen Meinungsbildung innerhalb einer offenen Zivilgesellschaft aktualisiert zu unterstützen. Das Projekt versteht sich als Beitrag einer gemeinschaftlichen Diskussion und verfolgt das Ziel, die Sensibilität und das Bewusstsein für den virtuellen, öffentlichen und privaten Raum der Meinungsbildung zu erhöhen. Empörung war gestern, entpört euch!

Thomas Baumann, Candice Breitz, Elena Aya Bundurakis, Tony Cokes, Petra Cortright, Folkert de Jong, Verena Dengler, Ryan Gander, Yuri Pattison, Signe Pierce, Jim Shaw, Gunther Skreiner, Markus Sworcik, Amalia Ulman, Martha Wilson, Joseph Zehrer


Künstlerhaus
Halle für Kunst & Medien
Burgring 2, 8010 Graz, Austria
www.km-k.at

Presse





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