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Boris Lurie

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Mondjäger. Nathalie Djurberg & Hans Berg im Dialog mit Asger Jorn

19.10.2019 - 16.02.2020 | Kunstmuseum Ravensburg

Mit der Ausstellung »Mondjäger« zeigt das Kunstmuseum Ravensburg in einer erstmaligen Gegenüberstellung malerische und skulpturale Werke des herausragenden dänischen Künstlers Asger Jorn sowie filmische Werke des renommierten schwedischen Künstlerduos Nathalie Djurberg & Hans Berg. Asger Jorn (1914–1973) gilt als einer der wichtigsten und facettenreichsten Künstler der europäischen Avantgarde nach dem Zweiten Weltkrieg. Djurberg & Berg (*1978) haben durch ihre verzaubernd-irritierenden Animationsfilme mit Figuren aus Knetmasse und hypnotischem Sound internationale Bekanntheit erlangt. Obwohl die skandinavischen Künstler Generationen und Medien voneinander trennen, verbindet sie eine Welt des Kreatürlichen, die von Mischwesen zwischen Mensch und Tier bevölkert ist. Die von Metamorphosen und Verwandlungen bestimmten Wesen verweisen auf die triebhaften Anteile unserer Spezies und lassen die mit »dem Tier« assoziierten Begriffe von Freiheit, Wildheit und Instinkthaftigkeit aufscheinen. Im spielerischen ergebnisoffenen Prozess werden klassische Wert- und Formbegriffe gesprengt, um dem Unbekannten und der Imagination Platz zu geben. Die farbmächtigen Bildwelten entführen die Betrachter auf eine Reise voller Verwandlungen und Überraschungen und versprechen Einblicke in die Tiefen und Untiefen des Geistes.

Ausgangspunkt der Ausstellung bildeten wichtige Gemälde Asger Jorns aus der Sammlung Selinka des Kunstmuseum Ravensburg, die durch zahlreiche Leihgaben ergänzt werden. »Mondjäger« zeigt insgesamt 46 Werke des dänischen Künstlers und setzt einen Schwerpunkt bei seinen malerischen Arbeiten aus den 1950er- und 1960er- Jahren sowie bei acht raumgreifenden Filmen von Djurberg & Berg, die zwischen 2008 und 2018 entstanden sind. Die Ausstellung wird von der Kulturstiftung des Bundes und der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.

Asger Jorn dachte, modellierte und schrieb als überzeugter Maler. Er plädierte für einen erweiterten Kunstbegriff, der die Stilbegriffe und Konventionen der Hochkultur hinter sich lässt, und erklärte stattdessen die Erkundung des Unbekannten, Imaginären und Chaotischen zur Aufgabe der Kunst. Dem Ästhetischen und Schönen setzte er das Hässliche und Chaotische entgegen, dem Ernsthaften das Alberne und Groteske. Eine Vielzahl seiner zwischen Abstraktion und Figuration pendelnden Arbeiten ist von Kreaturen zwischen Tier und Mensch bevölkert, die einer prozesshaften, spontanen Formfindung entstammen und an unsere unterdrückten und somit zumeist im Verborgenen bleibenden Emotionen erinnern.

Seine Bildfiguren stellen kein spezifisches Individuum dar, sondern ein uns allen gemeinsames menschliches Gefühl. »Wir dürfen nicht das menschliche Tier beschreiben. Wir müssen uns selbst als menschliche Tiere beschreiben. Das ist unser Weg.« (Asger Jorn, 1950) Die kreatürlichen Wesen tauchen bereits ab den 1940er-Jahren in seinem Werk auf und bleiben durchgängiges Thema.

Auch in den bunt schillernden Stop-Motion-Animationen von Nathalie Djurberg & Hans Berg treten wundersame animalische Figuren in Erscheinung. Ihre Filme gleichen einer Expedition ins Unterbewusstsein, bei der konventionelle Vorstellungen von Schönheit und Hässlichkeit, Ekel und Korrektheit keine Bedeutung mehr haben. Im Rollentausch von Tier und Mensch durchspielen die flüchtigen Geschöpfe aus Knetmasse existentielle Befindlichkeiten wie Schmerz, Ängste, Fantasien und Wünsche und verhandeln die irrationalen Anteile unserer Existenz. Die Filme von Djurberg & Berg entstehen spontan, intuitiv und ohne vorgefertigtes Storyboard und folgen ebenfalls keiner festgelegten Erzählung. Während Djurberg die Figuren aus Knetmasse, die Kostüme und Schauplätze herstellt und mit Stop-Motion-Animation zum Leben erweckt, komponiert Hans Berg zeitgleich die suggestiv-atmosphärische Musik, die das Geschehen mal unterwandert, mal verstärkt.

In zahlreichen Gemälden Asger Jorns der 1950er- und 1960er-Jahre, wie »Peinture luxurieuse Phenix« (1950), »Départ des émigrés« (Abreise der Flüchtlinge)« (1955), »Wiedersehen am Todesufer« (1958), »Nachdenkliches Opfer (1960), »La nouvelle défiguration à en-visager« (1967) oder »Bourdonnement« (1969), verleiten vor allem markant gesetzte Augenpartien dazu, in den dynamischen Farbspuren menschliche oder tierische Wesen zu entdecken. Die Tierwesen des Gemäldes »Eine Cobra-Gruppe« (1964) sind hingegen stärker definiert und bezeugen – in einer Rückschau – Jorns Beschäftigung mit der internationalen Künstlergruppe CoBrA (1948–1951), deren Gründungsmitglied er war. Anhand des Tiers enttarnten ihre Mitglieder die animalische Unmenschlichkeit innerhalb der eigenen Kultur, die im Zweiten Weltkrieg zutage trat, und erforschten die mit »dem Tier« verbundenen Begriffe wie Ungezwungenheit, Instinkte und Triebe, die die westliche Kultur in ihrem Menschenbild weitgehend unterdrückte.

Sowohl die Tier- wie auch die Menschenfiguren in den Filmen von Nathalie Djurberg & Hans Berg scheinen nicht von Vernunft, sondern von Bedürfnissen und Trieben geleitet zu sein. In »Am I Allowed to Step On This Nice Carpet?« (2018) erkunden unruhige Kreaturen wie von einem inneren Verlangen getrieben ein flauschig eingerichtetes Zimmer und reiben sich an Kissen. In »Didn´t you know I´m made of butter« (2011) vollzieht sich ein traumatisches Spiel
zwischen Liebkosung und Kampf. Da die Figuren permanent ihre Gestalt wechseln, entziehen sie sich einer Klassifizierung. Hierarchien und Rollen sind nie eindeutig verteilt, wodurch das Verhältnis zwischen Gut und Böse, Täter und Opfer im konstanten Fluss bleibt. Auch in »I Am a Wild Animal« (2011), »I Am Saving This Egg for Later« (2011) oder »Dark Side of the Moon« (2017) geraten gängige Lesarten und Erwartungen aus den Fugen. In letzterer Arbeit erinnern der Wald oder Figuren wie ein Wolf und ein Mädchen zunächst an die Märchenwelt der Gebrüder Grimm. Doch Djurbergs Figuren halten sich an keine metaphorische Deutung oder moralische Auflösung und konfrontieren uns dadurch mit unseren Werten und Normen. Die Hoffnung auf Animation, auf die Bewegung der Tiere hat Asger Jorn dem idyllischen Gemälde »Animaux animé(s)« (1944/46) mit dem titelgebenden Schriftzug ›Animaux animé‹
eingeschrieben. Die Idee der Bewegung gehört zu den theoretischen Grundlagen, die Jorn für sein Werk erarbeitet hat: Die Wahrheit ist einzig und allein in der Bewegung, der Transformation von Zustand zu Zustand, zu finden, vom Guten zum Bösen und umgekehrt. Die Ausstellung wird durch zahlreiche Leihgeber der Werke Asger Jorns unterstützt, u. a. durch die Kunsthalle Emden – Stiftung Henri und Eske Nannen und Schenkung Otto van de Loo; Galerie van de Loo; das Museum Jorn, Silkeborg; die Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München – Pinakothek der Moderne. Der ausstellungsbegleitende Katalog erscheint Ende Oktober bei Hatje Cantz. Mit Texten von Axel Heil, Katharina Dohm, Selima Niggl, Lucas Haberkorn. Hrsg. Kunstmuseum Ravensburg, Ute Stuffer; Axel Heil.

Kunstmuseum Ravensburg
Burgstr. 9, 88212 Ravensburg
geöffnet Di - So 11-18 Uhr, Do 11-19 Uhr
www.kunstmuseum-ravensburg.de

Presse





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