Anzeige
Boris Lurie

Logo art-in.de


Willem de Rooij - Einzelausstellung


Eingabedatum: 22.02.2012

Die Textur, die jedem gewebten Stoff zugrunde liegt, entsteht durch das sich beständig wiederholende Überkreuzen zweier Fäden aus verschiedenen Richtungen. Diese strukturell bedingte Polarität nimmt der niederländische Künstler Willem de Rooij (*1969) zum Ausgangspunkt, um abstrakten Konzepten nachzuspüren – solchen wie etwa Gegensätzen, Kontrasten, Übergängen oder Nuancen. In seiner Einzelausstellung im Kunstverein München präsentiert er einige großformatige, hangefertigte Webarbeiten, in denen verschiedene Variationen durchgespielt werden: ein gradueller Übergang beispielsweise von Silber zu Gold (Vertigo’s Doll, 2010) oder die langsame Entwicklung von einem Schwarzton zu einem anderen (Black to Black, 2011); eine scheinbar pinkfarbene Monochromie erweist sich bei näherem Hinsehen als Konstrukt aus zehn unterschiedlichen Pink-Schattierungen (Mechanize her Jenny, 2011). Solche gewebten Stoffe finden sich seit 2009 in unterschiedlichen Konstellationen und Kontexten in de Rooijs multidisziplinärer künstlerischer Produktion. Dabei sind die Titel häufig Anagramme eines Titels (Silver to Gold verwandelt sich dann in Vertigos’s Doll) oder der mit dem Kontext zusammenhängenden Gesamtsituation.

Der Kunstverein München zeigt als erste europäische Institution diese Arbeiten als zusammengehörigen Werkkomplex. Für diesen besonderen Anlass hat Willem de Rooij zusammen mit dem Kunstverein München zwei neue Webarbeiten koproduziert, von denen eine große Arbeit Elemente vorheriger Webarbeiten zitiert und damit den experimentellen und retrospektiven Charakter der Ausstellung verdeutlicht. Blickt man auf Willem de Rooijs langjährige Karriere – auf seine internationalen Ausstellungen, seine Publikationen und seine Lehrtätigkeit –, zeigt sich, dass die Konzentration auf nur ein Medium für ihn höchst ungewöhnlich ist. Bekannt wurde er durch Arbeiten, in denen durch den Einsatz verschiedener Medien visuelle Wechselbeziehungen hergestellt wurden. Dazu zählen Filme, Mode, Fotografien und Skulpturen, aber auch Recherchen im anthropologischen und kunsthistorischen Bereich, und auch so unkonventionelle Ausdrucksformen wie etwa seine Blumensträuße. Die gewebten Stoffe stehen in engem Zusammenhang zu seinem restlichen Schaffen, sie spielen innerhalb der visuellen Matrix des Gesamtwerks eine explizite Rolle. Die Tatsache, dass dieses Medium nun für einen bestimmten Zeitraum alleine zur Geltung kommen darf, gibt uns die Möglichkeit, diesen etwaigen Sonderweg, den de Rooij mit seiner kritischen künstlerischen Haltung im Rahmen heutiger Bildproduktion beschreitet, etwas genauer in Augenschein zu nehmen.

In seinem Werk untersucht Willem de Rooij sowohl die Kontexte von Bildern und Kunstwerken als auch unsere Art und Weise, sie wahrzunehmen, zu produzieren und zu bewerten. Eine solche Untersuchung über die Rolle, die das Kunstobjekt im Kulturbereich spielt, gewinnt dabei an Wichtigkeit, weil unser Verständnis von „Wert“ und „Bedeutung“ zunehmend durch äußere Faktoren gelenkt wird – nämlich durch kulturelle oder historische Bezüge oder durch die spezifischen Interessen von Künstlern. Die Produktion der Webarbeiten und deren Präsentation im Kunstverein München erlauben eine Vielzahl kultureller und ästhetischer Assoziationen, ohne sich dabei auf einen einzigen Blickwinkel zu beschränken. Sie legen vielmehr ihre elementare Materialität und die ihr innewohnende Polarität offen. Der Betrachter kann die Arbeiten also ganz unmittelbar und durch die reine Anschauung erfahren – ohne all das äußere Bezugsbeiwerk, das De Rooij als „referentiellen Terror“ bezeichnet.
 
Willem de Rooijs Ausstellung im Kunstverein München kann als Gegenstück zu der Schau in der Neuen Nationalgalerie (2010/2011) betrachtet werden. Hier zeigte er mit der temporären Installation Intolerance einen neuen konzeptuellen Ansatz innerhalb seiner künstlerischen Praxis: Er kombinierte eine Auswahl von Gemälden des niederländischen Vogelmalers Melchior d’Hondecoeter (1636–1695) aus dem 17. Jahrhundert mit einigen gefederten kultischen Objekten des 18. Jahrhunderts aus Hawaii. Statt sich dabei aber darauf zu beschränken, lediglich Reproduktionen zu zeigen, hat sich De Rooij die Mühe gemacht, die Originale zu suchen, zu sammeln und schließlich auszustellen. Damit schuf er eine Art dreidimensionale Collage aus Originalobjekten, die eine künstlerische Sprache entwickelt, die nicht nur von der konzeptuellen Idee getragen ist, zwei historische Referenzen auf formaler Ebene miteinander zu verknüpfen, sondern auch den unmittelbaren Vergleich zwischen der Materialität, der Herstellungsart sowie den Größenverhältnissen der Originalquellen ermöglicht. In Berlin emanzipierte sich das verwendete Referenzmaterial dahingehend, dass das Kunstwerk schließlich als Summe seiner Referenzen eigenständig wurde. Demgegenüber zeigt die Ausstellung in München eine Reihe von Objekten, die sich weigern, irgendetwas außer ihrer eigenen Materialität zu kommunizieren. Damit liefert die Ausstellung eine referentielle Implosion. In der Gesamtschau zeigen diese beiden Stränge die unterschiedlichen Pole, zwischen denen Willem de Rooij seine ästhetische Syntax innerhalb einer komplexen und stets anregenden künstlerischen Praxis webt.

Kunstverein München
Galeriestr. 4
8O539 München

kunstverein-muenchen.de


PT





Kataloge/Medien zum Thema: Willem de Rooij



Willem de Rooij:


- Art Basel 2013

- Art Basel Miami Beach 2013

- artbasel2021

- artbasel2021

- artbasel2021

- Buchholz - Gallery

- daad Stipendiat

- EVA International 2016

- Flick Collection

- Frieze LA 2019

- Galerie Chantal Crousel

- Galleries ART DUBAI CONTEMPORARY 2015

- Heidelberger Kunstverein 2017

- Kunstverein Lingen 2015

- Made in Germany 3

- Manifesta 2, 1998

- MoMA Collection

- Sammlung F.C. Flick

- Sammlung MMK Frankfurt

- Shanghai Biennale 2014

- sonsbeek20-24

- Studio Berlin 2020
  • Malerei ohne Malerei

  • Therefore Beautiful - Ursula Blickle Stiftung, Kraichtal (13.3.-24.4.05)

  • Ambiance - Auf beiden Seiten des Rheins, K21 Düsseldorf (15.10.05-12.2.06)

  • Jeroen de Rijke - Willem de Rooij - K21 Düsseldorf (8.12.07 – 13.4.08)

  • "Die Moderne als Ruine" - Generali Foundation, Wien (19.6.-20.9.09)

  • Willem de Rooij – Intolerance

  • No Desaster

  • Willem de Rooij - Einzelausstellung

  • Salon der Angst

  • more Konzeption Conception now

  • Rundgänge an den Hochschulen

  • Datenblätter und Kunstkompass

  • J’adore

  • Rundgänge an den Kunsthochschulen

  • Willem de Rooij - Entitled

  • Künstlerliste 2018

  • Städelschule Rundgang

  • Produktion. Made in Germany Drei

  • Künstlerliste 2017

  • Künstlerliste mit Biennalebeteiligungen

  • Jahresausstellung der Studierenden der Städelschule vom 8. – 11. Februar 2018

  • Der Begriff - oder/II - in Texten zur zeitgenössischen Kunst

  • Lilia & Tulipan

  • Rundgang 2019 an der Städelschule

  • Preisträger ars viva 2020: Karimah Ashadu | Thibaut Henz | Cemile Sahin

  • TRAUERN Von Verlust und Veränderung

  • ars viva Preisträger 2021: Rob Crosse | Richard Sides | Sung Tieu

  • Die Künstler*liste der Studio Berlin Ausstellung im Berghain und was die Daten hergeben

  • ars viva 2021

  • Angewandte Talks im Rahmen der Ausstellung ars viva 2021

  • II. Künstler* sind in der Künstler*datenbank vertreten und haben oder haben nicht an Biennalen teilgenommen

  • Künstler* mit mehr als 5 Einträgen in unserer Künstlerdatenbank

  • Künstlerische Projekte der Städelschule

  • Willem de Rooij - Pierre Verger in Suriname

  • Künstler* mit mehr als 6 Einträgen in unserer Künstler*datenbank. Alphabetische Reihenfolge

  • sonsbeek20→24

  • The Whistle - Absolventenausstellung

  • Neues Kuratorinnen-Duo für den Portikus: Liberty Adrien und Carina Bukuts

  • Rundgang Städelschule

  • ars viva 2022. Tamina Amadyar, Lewis Hammond, Mooni Perry

  • José Montealegre. Nervous System

  • Grotto. Absolvent*innenausstellung 2023

  • Rundgang 2024

  • top



    Anzeige
    Responsive image


    Anzeige
    SPREEPARK ARTSPACE


    Anzeige
    Magdeburg unverschämt REBELLISCH


    Anzeige
    artspring berlin 2024


    Anzeige
    Alles zur KI Bildgenese