aspekte der klangkunst
"wir besitzen fuer viele zustaende unseres phaenomenalen erlebens, insbesondere im akustischen bereich , keine begriffe. so sind das zeigen, das vorfuehren und das erleben in der gegenwart die einzigen adaequaten kommunikationsmittel fuer solche zustaende.
das unbenennbare bzw. nichtbeschreibbare in der kunsterfahrung hat hier nicht irgendeinen metaphysischen grund, sondern seine ursache in den objektiven gegebenheiten unserer wahrnehmung. doch da wir davon ausgehen koennen, dass unsere wahrnehmung auf anthropologischen konstanten gruendet (anderenfalls koennten wir uns keiner gemeinsamkeit im erleben sicher sein), koennen wir versuchen eine moeglichst praezise sprache fuer die phaenomene zu entwickeln, die uns eine neue kunstform erschliesst"
berd schulz: resonanzen / aspekte der klangkunst / verlag kehrer
gut klingender raum
ein gut klingender raum ist ein raum mit guter hoersamkeit. er stellt mir die akustische information zur verfuegung, die ich brauche.
"hoersamkeit eines raumes ist ganz allgemein die eignung eines raumes fuer bestimmte schalldarbietungen. gute hoersamkeit eines raumes fuer sprachdarbietungen besagt z.b., dass ohne benutzung elektroakustischer verstaerkung eine gute sprachverstaendlichkeit an allen plaetzen des raumes gewaehrleistet ist." (1)
in unserem alltaeglichen leben treffen wir jedoch selten auf raeume mit guter hoersamkeit. die meisten unserer funktionsraeume wie cafees, bars, restaurants, banken, buero- und verkaufsraeume empfinden wir als akustisch anstrengend, als orte schlechter hoersamkeit.
schlecht klingende raeume haben ein "jetzt" und ein "nachher". wie zum beispiel in einem typisch angesagten, jedoch laut und hart klingenden new yorker restaurant mit grosser raumhoehe, glas und beton. man fuehlt sich im moment vielleicht gut, aber spaeter hat man kopfweh und die stimmbaender schmerzen.
hauptgrund dafuer ist unsere uberwiegend visuelle bewertung von raeumen; wir ueberlegen uns sehr genau wo und wie wir zum beispiel ein bild in einem café aufhaengen, aber ob die neue "tortentruhe" surrt und brummt, bemerken wir gar nicht.
bei der frage nach einem gut klingenden raum handelt es sich um fragen der physik, fuer deren verstaendnis grundkenntnisse der akustik (2) ausreichen. es sollte eigentlich keine grosse kunst sein, einen gut klingenden raum herzustellen oder fuer den jeweiligen zweck zu finden.
raeume akustisch zu "lesen " ist allen gegeben, die hoeren koennen. etwas uebung macht uns diese faehigkeit bewusster; uebung, im sinne von hinein hoeren und dem gehoerten gedanklich nachgehen und fragen stellen:
ist an diesem ort sprache verstaendlich fuer mich?
die staerke und verzoegerung der ersten reflexion beeinflusst das hoerereignis in verschiedener weise; alle reflexionen erhoehen die lautstaerke des direktschalls - die deutlichkeit aber nur dann, wenn sie um weniger als 50 ms (entsprechend 17 m umweg) verzoegert sind.
wie faerbt der raum meine stimme?
eine wesentliche qualitaet des nachhalls bzw. des klangs eines raumes ganz allgemein ergibt sich aus der frequenzabhaengigkeit der nachhallzeit. sie fuehrt dazu, dass das diffusfeld (reflexionsfeld) gefaerbt ist und somit eine allgemeine klangfaerbung des schallereignisses zur folge hat.
wie durchsichtig ist dieser raum ?
klarheit einer akustischen darbietung durch unterscheidbarkeit gleichzeitiger bzw. aufeinander folgender schallereignisse, z.b. bei einer mehrstimmigen musikdarbietung.
entspricht mein akustischer dem optischen raumeindruck?
empfindung von groesse und ausgestaltung eines raumes. raumschall: im gegensatz zum direktschall hat der schall in einem geschlossenen raum bei seinem eintreffen am hoerort bereits mehrere schallreflexionen erfahren.
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(1) michael dickreiter: handbuch der studiotechnik, bd.1, S27; saur verlag ,5.auflage
(2) soundbasics: wenn eine schallquelle das sie umgebende medium (z.b. luft) zum mitschwingen anregt, entsteht eine sich ausbreitende schallwelle; ihre ausbreitungsgeschwindigkeit wird als schallgeschwindigkeit bezeichnet; in luft = 344 meter/ sekunde bei 20 grad celsius.
beim zeitbild der schwingung ergibt sich aus dem zeitlichen abstand zweier gleicher schwingungszustaende die dauer einer schwingungsbewegung. die anzahl der schwingungen pro sekunde heisst frequenz (hz).
die tiefste frequenz eines schallereignisses, die wir hoeren koennen, ist 16 hz mit einer wellenlaenge von 21,2 m. um diesen bass zu reflektieren, muss ein hindernis schon mindestens 80 m ausmass haben, sonst beugt sich der schall um das hindernis und es ensteht kein klangschatten. das ist auch ein grund, warum unsere staedte brummen. die hoechste von einem jungen menschen hoerbare frequenz ist ca. 20khz und entspricht einer wellenlaenge von 1.7 cm
sam auinger
hörproben und downloads:
innsbruck 6020 der weg (33:16)
kapitel 3 (06:33), zurueckbleibenbitte (07:36), felsen m18 (17:51), besenbahn (09:10)
L.A. MIX (02:40), watersong (03:24), Spandau (05:58), hive NYC (03:13), Witten (04:03), f-loop (01:14), Rotterdam (07:21), crickets (00:38), Alexanderplatz (07:33), landscape (06:29), Duesseldorf (05:39), basic water (02:08), Dresden (04:13), wind (02:03), Wien (07:13), boxbasic mix 1 (05:09)
saarbrigge 7-49-14 (17:46)
d) Kurzbiografien
sam auinger
geboren 1956 in linz, oesterreich, lebt und arbeitet seit 1997 in berlin.
komponist und soundartist.
ausbildung am bruckner - konservatorium, linz [jazz division] und am mozarteum, salzburg [komposition und computer musik].
seit den frühen 80ern intensive beschäftigung mit fragen der komposition, computer musik, des sounddesigns und der psychoakustik.
arbeiten fĂĽr radio, tanz, theater, film und klanginstallationen, kollaborationen u.a. mit bruce odland [o+a] und hannes strobl [tamtam].
bruce odland
geboren 1952 in milwaukee, wisconsin / usa, lebt in new york.
ausbildung: bachelor of arts in komposition und dirigieren an der northwestern university music school.
seit 1975 studiert odland die klänge der natürlichen umwelt und realisiert klanginstallationen, um diese in der natur auftretende musik hörbar zu machen.
arbeiten fĂĽr theater, tanz, radio und film.
seit 1989 zusammenarbeit bei sound installationen mit sam auinger [o+a]
hannes strobl
geboren 1966.
bassist und komponist.
entwickelte eine neue musikalische sprache am bass.
zahlreiche konzerte in europa und den usa. arbeiten fuer radio, tanz, theater, film und klanginstallationen.
kollaborationen mit sam auinger [tamtam], hanno leichtmann [paloma], chris kondek u.a.
Kataloge/Medien zum Thema:
Sam Auinger
Verein Berliner KĂĽnstler
a.i.p. project - artists in progress
Galerie HOTO
Kunsthochschule Berlin-WeiĂźensee
Stiftung Kunstforum Berliner Volksbank