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Boris Lurie

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Francis Alÿs - Walking Distance from the Studio - Kunstmuseum Wolfsburg 4.09.- 28.11.04


Eingabedatum: 03.09.2004

Francis Alÿs - Walking Distance from the Studio - Kunstmuseum Wolfsburg  4.09.-  28.11.04

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Zeitgleich zur Würdigung des Blueorange Kunstpreisträgers Francis Alÿs im Berliner Martin Gropius Bau zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg, unter dem Titel "Walking Distance from the Studio" die erste umfassende Einzelausstellung des belgischen Künstlers in Deutschland.

"Für den in Mexico City lebenden Francis Alÿs (geb. 1959) ist das Ephemere, also das Flüchtige, Vorübergehende zentrales Prinzip seiner Kunst. Die Arbeiten des Künstlers, der ursprünglich als Architekt ausgebildet wurde, bestehen vorwiegend aus Videos, Diashows, Zeichnungen und Gemälden. Er entwickelt diese aufgrund von Situationen, die ihm bei Spaziergängen durch die Straßen von Mexico City begegnen. So erweckt etwa eine wehende Plastiktüte seine Aufmerksamkeit oder schlafende Obdachlose, mal verfolgt er mit der Kamera den wandernden Schatten der Fahnenstange auf der Plaza Major. Damit steht der Künstler in der Tradition sowohl der Situationisten als auch der Fluxus-Künstler. Thema der Ausstellung ist, was ihn in seiner unmittelbaren Umgebung, im öffentlichen und sozialen Raum von Mexiko City, bewegt.
Gijs van Tuyl sagt zum Künstler und dessen Arbeiten: "Mit Francis Alÿs tritt ein Künstler auf, der schon seit fast zwanzig Jahren die anthropologischen Räume und sozialen Situationen von Mexico City beobachtet und erforscht und dies zum Anlass nimmt, daraus Fabeln zu weben, die dem Urbanen eine mythische Dimension verleihen. Sein Arbeitsgebiet ist nicht global, sondern lokal und im Rahmen dieser Ausstellung eben wieder beschränkt auf etwa zehn Blocks rund um sein Atelier."

Nachdem seine unter anderem in Rom, Zürich und Madrid gezeigte Ausstellung ‚Francis Alÿs. Obra Pictórica 1992 - 2003 vorwiegend Gemälde zeigte, die er zum Teil bei Reklamemalern in Auftrag gegeben hatte, versammelt die Wolfsburger Schau Videoarbeiten und Installationen, Diaprojektionen, Fotos und Zeichnungen aus den letzten sieben Jahren.

In den Cuentos Patrióticos (1997) ist der immer wieder in den Arbeiten von Alÿs auftauchende Zócalo - Platz in Mexico City Schauplatz für eine metaphernreiche Szene:
Zunächst sieht man zwei Schafe, die auf dem Platz vor der barocken Fassade der Kathedrale stehen, nach einer Totalaufnahme des Platzes wird die Szene um einen Mann erweitert, der einen Leithammel um den zentralen Flaggenmast führt. Nach jeder Runde kommt ein Schaf hinzu, bis der Kreis geschlossen ist. Nicht nur die offenbare Sinnlosigkeit dieser Aktion wird durch den Loop des Videobandes auf das Absurdeste gedehnt, es erfolgt überdies auch noch ein historischer Verweis auf die Unruhen des Jahres 1968, bei welchen der Platz eine zentrale Rolle spielte. Zur öffentlichen Akklamation der Regierung hatte man abertausende von Beamten auf den Platz bestellt. In einem rebellischen Akt wandten die Staatsdiener der offiziellen Regierungstribüne den Rücken zu und begannen wie Schafe zu blöken.

Die Cantos Patrióticos (1999) - die "patriotischen Lieder" - sind von einer traditionellen spanischen Form der Ballade inspiriert und werden von einer Mariachi-Band vorgetragen. Es wird die Geschichte eines Fährmanns an einem Fluss vorgetragen, der in der Mitte des Flusses plötzlich die Orientierung verliert und nicht mehr weiß, ob er vorwärts oder rückwärts fährt, das heißt, ob er zu dem Ufer zurück fährt, von dem er gekommen ist, oder zum anderen. So dreht er sich im Kreis, "entre dos aguas", zwischen zwei Wassern. Nach Alÿs wird jedoch auch dieses "sich im Kreise drehen" zu einer Art Vorwärtsbewegung und spiegelt so auch den Entstehungsprozess der Arbeit.

In Sometimes Making Something Leads to Nothing (ice) - Part I (1997) schob Francis Alÿs einen großen Eisblock einen ganzen Tag lang durch die Straßen Mexico Citys. War der Block am Vormittag noch groß genug, um durch Bücken an ihn heranzureichen, so muss er nach wenigen Stunden bereits mit dem Fuß gekickt werden, bis am Abend um kurz vor sieben nur noch eine kleine Pfütze an seine Existenz erinnert.

Auf dem Zòcalo, dem alten zentralen Platz in Mexico City, faszinierte ihn der weite offene Raum in der überbevölkerten Stadt und inspirierte ihn zur gleichnamigen Arbeit aus dem Jahr 1999. Der Fahnenmast in der Mitte des Platzes erhält bei Alÿs über seine Funktion als nationales Symbol auch noch die Bedeutung einer Sonnenuhr, deren Schatten langsam über den Platz wandert und so den Passanten einen schmalen Streifen Schatten bietet.

Re-Enactments gehört zu den subversivsten und politischsten Arbeiten des Künstlers: Im November 2000 machte sich Alÿs mit einer 9 mm Beretta in der Hand und auf den Weg durch die Straßen von Mexiko City - leicht durch seine Körpergröße als Fremder auszumachen und durch das Attribut der Waffe für Passanten offenbar als Verwirrter oder Krimineller einzustufen. Dieser Streifzug wurde durch ein Video dokumentiert. Nach nur 12 Minuten wurde er von einem Polizisten festgehalten, rekreierte jedoch, nachdem er sich erklärt hatte, mit dem Polizisten die Situation, so dass der Vorgang nochmals auf Video aufgezeichnet werden konnte. Beide Varianten werden parallel projiziert.

Sleepers (1997 - 2002) sind eine Serie von derzeit 3 Diasets à 80 Einzeldias. Die Serie wurde im Jahr 1997 vom Künstler begonnen und wird seither jährlich fortlaufend aktualisiert. Die Bilder zeigen schlafende Menschen und Hunde, die Alÿs im historischen Zentrum Mexiko Citys angetroffen hat. Es handelt sich um Obdachlose, denen jeglicher Rückzug ins Private verwehrt ist. Sogar der intime Akt des Schlafens wird öffentlich, die Gleichsetzung der schlafenden Menschen mit Hunden verweist auf ein Problem der Großstädte, auf ihre bisweilen menschenunwürdigen und brutalen Lebensbedingungen. Die vollkommen entspannt am Straßenrand lümmelnden Hunde mildern den zunächst brutalen Eindruck jedoch.

Die Ambulantes (1992 - 2002), eine Diaserie, die zwischen 1992 und 2002 entstanden ist, zeigt Träger von Waren, aber auch sogenannte "fliegende Händler" in den Straßen der Megastadt Mexico City. Die Menschen befinden sich unter teilweise abenteuerlich hoch aufgetürmten Bergen unterschiedlicher Produkte, transportieren viel zu große Gegenstände oder schieben Zubehör ihrer Geschäfte vor sich her. Die Großstadt als Ort des Handels und des Tausches wird durch diese "Jongleure" spielerisch vorgestellt. Durch die Improvisation bei ihren Transportproblemen verleihen die Akteure den Straßen eine geradezu folkloristische Note.

Auch die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Idee des Sammelns wie im Werk Collector (1999 - 2004) ist für ihn seit über einem Jahrzehnt Thema. Bereits 1991 hatte er einen kleinen magnetischen Metallhund gefertigt, den er hinter sich her durch die Straßen zog. Der Hund zog alles Metallische an bis er vollends mit kleinen Metallobjekten bedeckt war.


Zur Ausstellung erscheint eine Publikation mit einem Vorwort von Gijs van Tuyl, einem Text von Annelie Lütgens und einem Interview zwischen Corinne Diserens und dem Künstler. Der Katalog umfasst ca. 160 Seiten mit ca. 80 farbigen Abbildungen und sein Preis beträgt € 19,-."


Öffnungszeiten: Dienstag 11.00 bis 20.00 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr
Montag geschlossen
Eintritt: € 6
ermäßigter Eintritt € 3

Kunstmuseum Wolfsburg | Porschestr. 53 | 38440 Wolfsburg



ct





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