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Cerith Wyn Evans - Städtische Galerie im Lenbachhaus, München (25.11.06 - 25.2.07)



Vom 25. November 2006 bis zum 25. Februar 2007 zeigt die Städtische Galerie im Lenbachhaus im Kunstbau am Königsplatz eine Einzelausstellung des britischen Künstlers Cerith Wyn Evans (geb. 1958 in Llanelli, Wales). Es ist die erste Museumsausstellung dieses für die zeitgenössische Kunst so einflussreichen Künstlers in Deutschland. Nach Jeff Wall, Rosemarie Trockel, James Coleman und Isa Genzken hat Cerith Wyn Evans in diesem Jahr den Internationalen Kunstpreis der Kulturstiftung der Stadtsparkasse München erhalten, der ihm zur Eröffnung der Ausstellung verliehen wird.

Cerith Wyn Evans künstlerische Laufbahn geht zurück in den Londoner Underground der späten 1970er Jahre, als er sich im nahen Umfeld der britischen Filmemacher Derek Jarman und John Maybury bewegte und Teil einer Avantgardefilmszene war, die als "New Romantics" bekannt wurde. Während der 1980er Jahre arbeitet Cerith Wyn Evans an einer Reihe von experimentellen 8mm- und 16mm-Filmen, in denen er mit der asketischen Sprache des konzeptuellen Films bricht und u.a. inspiriert von den Werken Kenneth Angers, Jean Cocteaus und Jean Genets eine neue visuelle Opulenz, Theatralität und symbolische Körperlichkeit in den filmischen Diskurs einbringt. Eine Auswahl dieser Filme, von denen heute nur noch wenige zugänglich sind, sind momentan in der Ausstellung /The Secret Public/ im Kunstverein München zu sehen (6. Oktober - 26. November 2006).

In den 1990er Jahren erweitert Cerith Wyn Evans die Wahl seiner Ausdrucksformen. Es entstehen fotografische Serien sowie skulpturale und installative Arbeiten. In diesen referentiell hoch aufgeladenen Werken setzt er die in seinen Filmen bereits angelegte Auseinandersetzung mit den vielschichtigen kognitiven und semiotischen Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung fort. Mit einer Vielzahl von Bezügen zu spezifischen Werken aus der Literatur, der Philosophie, der Musik, den Naturwissenschaften, dem Film und der Kunstgeschichte und einer Ästhetik, die vom Surrealismus, der Pre-Pop-Art und den situationistischen Utopien der 1960er und 1970er Jahre beeinflusst ist, schafft er visuelle und geistige Kaleidoskope, deren inhaltliche und ästhetische Unabhängigkeit ihn zu einer Art Außenseiterfigur in der Kunstwelt gemacht hat. In den Rauminstallationen nehmen neben assoziativen Gegenständen wie Pflanzen und Designobjekten, Text und Licht eine immer bedeutendere Rolle ein. Sprache wird zum Vehikel, über das Cerith Wyn Evans Identität und ihre Spaltung thematisiert, und Licht zum Medium, mit dem er sich und den Betrachter in verwirrende, halluzinogene und bodenlose Nebenwelten führt.

Sprache und ihre Verschlüsselung werden immer mehr zum Leitthema in Cerith Wyn Evans Arbeit. Seit den späten 1990er Jahren sind eine Vielzahl von Neonschriftzügen entstanden, deren Inhalte wie verschlüsselte Botschaften aus dem Reich der Literatur und der Fiktion wirken. Sie begleiten eine Gruppe von zentralen Werken, die "Chandeliers", die auch den Hauptbestandteil der Münchner Ausstellung bilden. Die "Chandeliers" bestehen aus Kronleuchtern aus den unterschiedlichsten stilistischen Epochen, die der Künstler mit ausgesuchten Texten und Textauszügen aus der Literatur, der Naturwissenschaft und der Philosophie kombiniert. Die Texte werden in Morsecode übersetzt und über die stetig an- und ausblinkenden Leuchter kommuniziert. Im Hintergrund befinden sich Flachbildschirme, die den Ablauf und Inhalt der Texte scannen. Die Texte und Auszüge sind Teil der persönlichen Sammlung des Künstlers und bilden eine Polyphonie verschiedenster Genres: Briefe, Gedichte, Novellen, Gespräche, Science- Fiction-Romane, Zeitschriftenartikel, wissenschaftliche, philosophische und linguistische Abhandlungen � eine Polyphonie, die in Cerith Wyn Evans ständiger Kritik normativer Modelle begründet liegt und verschobene, paradoxe, konträre Positionen empfiehlt. Sie reichen von /La Princesse de Clèves/ von Madame de Lafayette als dem klassischen Roman par excellence über die hermetische Sprache des Bunraku-Theaters von Tokio Oga und Koichi Mimura bis hin zu Gesprächen mit Terry Wilson und Brion Gysin über paranormale Phänomene, von den futuristischen Projektionen J. G. Ballards über Judith Butlers soziologische Untersuchungen sexueller Transgression bis hin zu den autobiografischen Paranoiaberichten von Eve Kosofsky Sedgwick, von der astrophysikalischen Forschung von Siegfried Marx bis hin zu musikalischen Untersuchungen von John Cage. Die Unlesbarkeit der Texte in der inzwischen veralteten Geheimsprache des Morsecode zeigt, dass es Cerith Wyn Evans dabei nicht um universelle Lesbarkeit, sondern im Gegenteil um Blendung, Täuschung und Bedeutungsverlust geht, um jene Lücken in der Kommunikation, in denen das Irrationale, Abwegige, Exzentrische hervorbricht.

Für den Kunstbau der Städtischen Galerie im Lenbachhaus hat Cerith Wyn Evans eine Choreographie von fünfzehn Chandeliers entwickelt, in der er die in unterschiedlichen Rhythmen blinkenden und unterschiedlichste Botschaften vermittelnden Kronleuchter zu einem illuminierenden Gesamtereignis verdichtet. Begleitet wird diese Ereignis von drei Neonschriftzügen des Künstlers sowie einer Komposition des Sounddesigners Florian Hecker, der in seiner Arbeit sprachliche Systeme in akustische Signale übersetzt. Die Münchner Präsentation im unterirdischen Kunstbau ist das "dunkle" Pendant zu einer "hellen" Ausstellung in den Tageslichträumen des Musee d�Art Moderne de la Ville de Paris, die im Frühsommer dieses Jahres stattfand. In Zusammenarbeit mit Paris ist ein von den Pariser Grafikern M/M gestalteter Katalog zur Ausstellung entstanden.

Cerith Wyn Evans hatte seit den 1980er Jahren eine Vielzahl von internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen. Unter anderem hat er an der documenta XI, der 50. Biennale in Venedig 2003 und der Istanbul Biennale 2005 teilgenommen. ... (Presse / Lenbachhaus)

Abbildung: Cerith Wyn Evans, 'La Monnaie Vivante' by Pierre Klossowski (1970), 2006, Chandelier (Luce Italia), flat screen monitor, Morse code unit and computer, Dimensions variable, Chandelier: height: 39 3/8 x width: 35 7/16 in. (100 x 90 cm), © the artist, Photo: Stephen White, Courtesy Jay Jopling/ White Cube (London)

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und Feiertag 10 - 18 Uhr

Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau
Luisenstrasse 33 80333 München
Telefon 089 233 320 00

lenbachhaus.de

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