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Boris Lurie

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Stephen G. Rhodes. The Law of the Unknown Neighbor: Inferno Romanticized

Erste institutionelle Einzelausstellung in Europa

9.2.-21-4-2013 | Migros Museum für Gegenwartskunst, Zürich

Die raumfüllenden Installationen des amerikanischen Künstlers Stephen G. Rhodes (*1977, Houston, USA, lebt und arbeitet in Berlin und New Orleans) zeichnen sich durch eine Zusammenführung unterschiedlicher Medien aus und basieren auf Quellen aus Geschichte und Kultur. Rhodes schafft eigene, ruhelos-elliptische Systeme, in denen er Themen wie Verdrängung und Trauma verhandelt. Das Migros Museum für Gegenwartskunst zeigt mit The Law of the Unknown Neighbor: Inferno Romanticized die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Europa.

Im Werk von Stephen G. Rhodes spielen historische Darstellungen eine zentrale Rolle. Rhodes benutzt das «Faktische» im Sinne einer kritischen Zweckentfremdung – worum es geht, ist niemals ausschliesslich das, worum es geht. Für seine Rauminstallation The Law of the Unknown Neighbor: Inferno Romanticized nutzt Rhodes Aby Warburgs (1866–1929) berühmten Vortrag «Das Schlangenritual. Ein Reisebericht» (auch bekannt als «Bilder aus dem Gebiet der Pueblo-Indianer in Nordamerika»), den dieser 1923 als Patient in der Heilanstalt Bellevue in Kreuzlingen hielt. Darin untersuchte Warburg das Schlangenritual der Hopi-Indianer aus kunsthistorischer und religionswissenschaftlichanthropologischer Perspektive. Bei der Beobachtung galt seine Aufmerksamkeit besonders der Schlange als Blitzsymbol. Anhand der von Schlangen verkörperten Zweideutigkeit von Angst und Vernunft, tödlicher Bedrohung und heilender Kraft entwickelt Warburg das Konzept einer bei jedem Symbol erkennbaren Polarität. Rhodes’ Interesse erstreckt sich über den Inhalt des Vortrags hinaus und bezieht dessen Entstehungsgeschichte und historischen Kontext mit ein: Ende des 19. Jahrhunderts – zur gleichen Zeit, als Warburg in den Südwesten der Vereinigten Staaten reist, um als Beobachter am Schlangenritual der Hopi teilzunehmen – kommen die Vertreibung und der Genozid an der amerikanischen Urbevölkerung, welche das ganze 19. Jahrhundert über andauerten, zu einem Ende. Warburg wiederum musste sich 1921 in die Nervenheilanstalt Bellevue in Kreuzlingen begeben, weil er unter einer sogenannten bipolaren Störung litt. Der Psychiater Ludwig Binswanger sah in Warburgs Gelehrtentätigkeit im Rahmen seines Klinikaufenthalts ein «therapeutisches Potential» und die konkrete Arbeit an dem Vortrag als «Heilungsprozess». Zudem widmet sich Rhodes der von Warburg aufgebauten «Kulturwissenschaftlichen Bibliothek Warburg», die 1933 – kurz nach dessen Tod – von Hamburg nach London verlagert werden musste, um die Bücher vor den Nationalsozialisten zu schützen. Rhodes’ Interesse an Warburg gilt nicht dem Nachzeichnen von Daten und Fakten, sondern geht darüber hinaus. So erklärt der Künstler: «Das Thema Aby Warburg bildet hier das biografische ‹détournement›. [Es] handelt sich um ein freies Weiterspinnen des Subjekts und seiner Reise in den Westen, wie es im Sanatorium aus der Erinnerung noch einmal neu imaginiert wird und sozusagen auch aus meinem eigenen Sanatorium heraus. Ich benutze die in Warburgs Biografie skizzierte elliptische Zeitlinie als Raster, das meinen assoziativen Abschweifungen zugrunde liegen soll. Es gibt drei Ereignisse in Warburgs Leben, deren ich mich zur Schaffung einer formalen Struktur bediene: die Kulturwissenschaftliche Bibliothek Warburg und ihre Verlagerung von Hamburg weg; Warburgs Amerikareise und seine Flucht in den Südwesten und schliesslich seine Rückkehr in Binswangers Obhut in der Nervenheilanstalt Bellevue. Der elliptische Kreislauf dieser Ereignisse bildet ein schwer zu fassendes Dreieck. Bei allen dreien handelt es sich um entscheidende Momente und Bewegungen des Rückzugs oder der Übertragung.»

The Law of the Unknown Neighbor: Inferno Romanticized besteht aus labyrinthartig angelegten Einrichtungsobjekten wie Krankenhausvorhänge und Bücherregale einer Bibliothek. Zudem projiziert Rhodes kurze Loop-Sequenzen auf Wände und Vorhänge – eine Präsentationsform, die in der Tradition des Expanded Cinema verortet werden kann. Rhodes: «In meinem Werk dehnt sich d[er] [Loop] aus, […] strahlt in einigen Fällen auf die zweidimensionalen Werke und natürlich auch auf die Choreografie der Narration und des Zitierens, das Geschichtenerzählen, aus.» Der dadurch erzeugte Mangel an Kontrolle und Beherrschung verweist auch auf das zentrale Thema des Traumas in Rhodes´ Werk. Für Rhodes stellt das Trauma eine Form von Geschichtsschreibung dar, die sich durch Nichtlinearität auszeichnet. Nicht zuletzt verwendet der Künstler für seine Rauminstallation Blitzskulpturen aus Aluminium, die – unterstützt durch Flackerlicht – eine Referenz auf Walter De Marias Land-ArtInstallation The Lightning Field (1977) darstellen: Auf einem grossen Stück Land, wo es häufig zu Gewittern kommt, wurden 400 Stäbe aus poliertem Stahl mit einer Länge von jeweils etwa sechs Metern angeordnet. Nur wenn ein Gewitter heranzieht und die Blitze auch tatsächlich einschlagen, wird die Skulptur im eigentlichen Sinne aktiviert. Dazu meint Rhodes lakonisch: «Ich habe auch meinen Spass an der Impotenz von The Lightning Field – das ist eine Allegorie auf die Schreibblockade, unter der sowohl Warburg als auch ich leiden.»
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Die Ausstellung wird von Raphael Gygax (Kurator Migros Museum für Gegenwartskunst) kuratiert.


Migros Museum für Gegenwartskunst
Limmatstrasse 270
8005 Zürich
tel +41 44 277 20 50
migrosmuseum.ch/

pm





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