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Boris Lurie

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Rudy Burckhardt. New York/Maine

Eine Retrospektive

16.3. - 7.7.2013 | Museum der Moderne Salzburg Mönchsberg

Die erste große Ausstellung des schweizerisch-amerikanischen Fotografen und Filmemachers Rudy Burckhardt in Österreich ist unter dem Titel New York/Maine als Retrospektive aufgebaut und stellt eine Referenz zu jenen beiden Orten dar, an denen der Großteil seines Werkes entstanden ist. Rudy Burckhardts OEuvre wird parallel zur Ausstellung Alex Katz. New York/Maine im MdM MÖNCHSBERG gezeigt. Beide Künstler verband nicht nur eine enge Freundschaft, sondern auch ihr Interesse an der Metropole New York mit ihrer charakteristischen Stadtlandschaft sowie der idyllischen Landschaft des US-Bundesstaates Maine. Beide wandten ähnliche Methoden an, das scheinbar Alltägliche in ihren jeweiligen Medien zu thematisieren.

Rudolph (Rudy) Burckhardt (1914-1999) entstammt einer bekannten Basler Familie von Seidenbandfabrikanten. Schon als Teenager begann er sich mit Fotografie auseinanderzusetzen und sein Umfeld fotografisch festzuhalten. 1933 brach er ein in London begonnenes Medizinstudium nach wenigen Wochen ab, um sich die Stadt über die Fotokamera zu erschließen. Im Alter von 21 Jahren lernte Burckhardt in Basel den amerikanischen Schriftsteller und Tanzwissenschaftler Edwin Denby (1903-1983) kennen und folgte ihm 1935 in die USA nach New York. Ihre Freundschaft sollte bis zum Tod Denbys andauern. In New York wurde Burckhardt durch Denby rasch in intellektuelle Zirkel eingeführt, zu denen u.a. Schriftsteller, Tänzer, Künstler und Filmemacher wie Willem und Elaine de Kooning, Larry Rivers, Jane Freilicher, Kurt Weill, Orson Welles, Paul Bowles, Joseph Cornell und nicht zuletzt Alex Katz und dessen Frau Ada gehörten. Zeugnis für die innige Freundschaft mit zahlreichen Künstlerinnen und Künstlern ist eine Reihe von Porträtfotografien, die unter anderem als Auftragsarbeiten für die Kunstzeitschrift ARTnews und deren Serie "... Paints a Picture" entstanden. Burckhardt verstand es, die Persönlichkeiten in ihrem Arbeitsumfeld perfekt zu charakterisieren.

Menschen spielen in den Fotografien Rudy Burckhardts eine ebenso große Rolle wie Architektur und Landschaft. Zuweilen fungieren diese in ihrem Umfeld nicht nur als Tänzerinnen und Tänzer, sondern wirken auch wie Noten auf einer Partitur. Sein künstlerisches Hauptwerk ist ein jahrzehntelang fortgeführtes Porträtieren der Stadt New York mit all ihren Facetten. Die Bandbreite der Fotografien reicht von vogelperspektivischen Aufnahmen, die das Gefüge von Architektur und Straße widerspiegeln über Straßenfotografien, die das Gewusel der Menschen aus der Froschperspektive auf die Rhythmisierung der Beine konzentrieren, bis hin zu Werbetafeln, die - teils nur angeschnitten - wie eine Fußnote auf das Konsumangebot hinweisen, oder Architekturdetails wie Türlaibungen, Ecksteine aus unterschiedlichen Materialien oder Hydranten. Ein wichtiges kompositorisches Mittel Rudy Burckhardts ist dabei das Ausloten des richtigen Abstands zwischen überblickender Distanz und unmittelbarer Nähe, das Einfangen eines ganzen Platzes mit den ihn umfassenden Häuserblöcken und Details als Anker in der Hektik der Großstadt. Dies vollführt er mit spielerischer Leichtigkeit und einem neugierigen Blick für Nebensächliches. Er formuliert formale Fragestellungen und lotet mit seinem Hang für Minimalismus immer wieder die Grenze zur Abstraktion aus, indem er die Konturierung des Dargestellten über die Darstellung selbst stellt. Das Sehen per se ist Burckhardts Hauptanliegen - ein dokumentarisches Ansinnen tritt in den Hintergrund; sozial- und gesellschaftskritische, geschweige denn politische Aspekte interessieren ihn nur peripher.

Seit den 1950er-Jahren entstanden parallel zu den New Yorker Fotografien in den Sommermonaten in Maine Naturstudien. Burckhardt interessierte sich vor allem für organische, ornamenthafte Strukturen, die insbesondere durch seine Fotos von Farnwedeln repräsentiert werden, für den Bewuchs im Unterholz, den Waldboden und Baumrinden, die für ihn eine Gegenüberstellung von Leben und Tod, Wachstum und Verfall symbolisierten, ebenso wie für Licht- und Schattenspiele oder Reflexionen, welche wiederum das Formal-Kompositorische vor dem eigentlich Dargestellten in den Vordergrund rücken.

Durch seine zurückhaltende Art stand Rudy Burckhardt im Schatten bekannter, in New York lebender Fotografinnen und Fotografen wie Berenice Abbott, Walker Evans, Weegee, Alfred Stieglitz oder Edward Steichen aber auch nach New York emigrierter europäischer Fotografinnen und Fotografen wie André Kertész, Lisette Model oder Andreas Feininger, die sich ebenfalls der Straßenfotografie gewidmet hatten. Obschon viele Parallelen zwischen den Fotografien dieser Künstlerinnen und Künstler gezogen werden können, war es insbesondere Rudy Burckhardts Blick für das besondere Detail, die Leichtigkeit und das Spielerische, die seine Fotografien ausmachen und die sich so von der melodramatischen "Schwere", die viele Werke seiner Kolleginnen und Kollegen innehaben, abhebt.

Parallel zur Fotografie begann sich der junge Rudy Burckhardt 1935 mit dem Medium Film auseinanderzusetzen. Die Darsteller für seine experimentellen Filme fand er in seinem Umfeld. Die Herangehensweise an den Film war der seiner Fotografien sehr ähnlich, und oft nahm er bei seinen Streifzügen sowohl eine Foto- als auch eine Filmkamera mit. Genauso schnell und unmittelbar wie seine Fotografien sollte der Film ohne großen Aufwand an Technik, Beleuchtung oder Requisiten auskommen. Neben kurzen Spielfilmen entstanden auch filmische "Porträts&" wie The Climate of New York, das 1948 in Astoria, Queens, gedreht wurde. Die bewegten Bilder von der Kargheit am Rande der Zivilisation wurden mit Gedichten von Edwin Denby atmosphärisch ergänzt. Acht Jahre zuvor war am gleichen Ort eine Serie von Fotografien entstanden, die er in einem mit Ein Nachmittag in Astoria betitelten Fotoalbum arrangiert hatte. Das Filmen war für Rudy Burckhardt die logische Weiterführung des Fotografischen, die tatsächliche Umsetzung statischer in bewegte Bilder. Auch im Film ließ er sich auf den Zufall ein, vertraute auf die poetische Kraft des Alltäglichen und vermied jegliche Planung. Vor allem die späteren Filme verlieren zunehmend ihren narrativen Charakter und werden zu Collagen, die in einer Mischung vermeintlich unvereinbarer Elemente bewusste Understatements sind und seinen Ruf als Experimentalfilmer manifestiert haben. Seit 1936 entstanden mehr als 100 Experimentalfilme, die - großteils noch nicht digitalisiert - in ihrer ursprünglichen Form als 16mm-Filme erhalten sind.

Die Ausstellung Rudy Burckhardt. New York/Maine vereint eine Auswahl von rund 190 Fotografien und 16 Filmen, die einen retrospektiv angelegten Blick auf das Schaffen des Künstlers gewähren. Nach einer Retrospektive im IVAM Valencia 1998 und einer Ausstellung im Kunstmuseum Basel 2005 ist dies erst die dritte museale Präsentation des OEuvres von Rudy Burckhardt in Europa und die erste Präsentation seines Werks parallel zu einer Alex Katz-Ausstellung überhaupt.

MdM SALZBURG
Museum der Moderne - Rupertinum
Mönchsberg 32
5020 Salzburg - Austria
T +43.662 84 22 20-601
http://www.museumdermoderne.at

pm





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