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Boris Lurie

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Chambres de luxe. Künstler als Hoteliers & Gäste

Zustand des Dazwischenseins

21. September – 24. November 2013 | Kunstmuseum Thun

Das Kunstmuseum Thun ist seit 1948 in den Räumen des früheren Grand Hotel Thunerhof aus dem späten 19. Jahrhundert beheimatet. Dieser Kontext bildet den thematischen Hintergrund der internationalen Gruppenausstellung Chambres de luxe. Künstlerinnen und Künstler sind eingeladen, die sich in ihrer Arbeit mit den sozialen und kulturellen Aspekten des Hotels beschäftigen oder dieses als Ort der Selbstverortung behandeln.

Das Hotel(zimmer) bietet öfters Ersatz für das eigene Atelier und mutiert zur Produktions-stätte auf Zeit und zu einem Rückzugsort. Auf Kunstschaffende kann der flüchtige oder regelmässige Besuch in einem Hotel stimulierend wirken für eine spontane Umsetzung ihrer Ideen wie beispielsweise tagebuchartige Dokumente oder Skizzen. Aber auch die Gründung eines eigenen Hotels gehört zur künstlerischen Praxis. Lebten Künstlerinnen und Künstler früher nicht selten aus Existenznöten in einfachen Hotels, so lotet eine zeitgenössische nomadische Künstlerschaft den Zustand des Dazwischenseins produktiv aus.

Als Auftakt der Ausstellung wird Alighiero Boettis (1940 – 1994, Italien) One Hotel aufgegriffen, das er 1971 bei seinem zweiten Afghanistan-Aufenthalt zusammen mit seinem Freund Gholam Dastaghir in Kabul eröffnete. Der Künstler sagte in einem Interview in den 1970er Jahren, dass Kreativität für ihn auch bedeute, ein Hotel in Kabul aufzumachen. Damit wollte er für sich neue Lebenshorizonte erfinden. Zusammen mit Boettis Position sind zwei zeitgenössische Künstler präsentiert, die sich in ihren Arbeiten auf das One Hotel als Referenz beziehen. Im Zusammenhang mit der dOCUMENTA (13) machte sich Mario Garcia Torres (*1975, Mexiko) auf die Suche nach dem Verbleib des Hotels in Kabul. Daraus entstanden ist der audiovisuelle Essay Have you ever seen the snow? (2010). Fabian Marti (*1979, Schweiz) hingegen baute Anfang 2013 in Brasilien das einfache Künstlerhotel TwoHOTEL, das er als soziale Skulptur versteht. Aus dem vor Ort entstandenen Material produzierte er Werke, in denen sich sein Interesse an Skulptur und Architektur weiter verflochten hat. Auch bei anderen Künstlern gehört die Gründung eines Hotels zur künstlerischen Praxis. Hotel Gelem (seit 2011) ist ein Kunstprojekt von Christoph Wachter und Mathias Jud (*1966/*1974, Schweiz), das als „embedded tourism“ Aufenthalte in westeuropäischen Roma-Siedlungen anbietet. Das Projekt denkt über räumliche sowie soziale Ausgrenzung, materielle Benachteiligung und strukturelle Gewalt nach, in dem es zur Partizipation an spezifischen Lebenssituationen einlädt. Monica Studer/Christoph van der Berg (*1960/*1962, Schweiz) wiederum konstruieren ein begehbares Hotelzimmer ihres virtuellen Projektes Hotel Vue des Alpes (seit 2001). Lang/Baumanns (*1972/*1967, Schweiz) Einzimmer-Hotel Hotel Everland, das sie ursprünglich für die Expo.02 konstruiert hatten, ist ein Spiel mit Standards von Hotelzimmerausstattung. Das Konzept für den Betrieb des Hotels ist ein wichtiger Bestandteil der künstlerischen Idee. Durch die Beiträge in den Gästebüchern, welche in der Ausstellung zu sehen sind, wurden die Gäste Teil des Kunstwerks.

Andere Künstler beschäftigen sich in ihren gezeigten Arbeiten mit dem Hotelzimmer, in dem sie sich aufhalten. Daniel Spoerris (*1930, Rumänien) Rekonstruktion La Chambre No. 13, Hôtel Carcassonne (1998) gibt sein Atelier im kleinen Pariser Hotel wieder, wo er zwischen 1959 und 1965 auf zwölf Quadratmetern lebte und arbeitete. Den Ort seiner künstlerischen Anfänge hat er rekonstruiert, um es als Vermächtnis dauerhaft für die Nachwelt festzuhalten. Eines der künstlerischen Prinzipien von Chantal Michel (*1968, Schweiz) besteht darin, ihren Körper in ausgesuchten Umgebungen zu arrangieren. Die Künstlerin ist fasziniert von deren Atmosphären und verwandelt diese mittels Foto, Video und Performance in geheimnisvolle Welten zwischen Traum und Wirklichkeit. Eine der Suiten des ehemaligen Grand Hotel Bürgenstock bei Luzern, in dem sie 2006 eine Gesamtinstallation realisierte, baute sie nun für die Ausstellung im Kunstmuseum Thun als skulpturale Inszenierung nach.

Florian Slotawas (*1972, Deutschland) Arbeitsmaterial ist das Vorhandene. So auch bei der Fotoserie Hotelarbeiten (1998/99): der Künstler eignet sich mit seinen temporären, improvisierten Behausungen, gebaut aus dem jeweiligen Zimmermobiliar, die unpersönlichen, standardisierten Konstellationen der Hotelzimmer auf unkonventionelle Weise an. Festgehalten wird dieser Akt nur durch die den Moment überdauernde Fotografie. Jules Spinatsch (*1964, Schweiz) hat für die Fotoserie EXIT Strategies (2011) die in jedem noch so luxuriösen Hotelzimmer an die Wand gehängten Karten der Fluchtwege in den Fokus gerückt. Selbst fühlte er sich in Venedig in einem Hotel gefangen, weil ihm keine gute Idee kam und beschäftigte sich daher mit „Exit-Strategien“.

Cristina Ohlmer (*1960, Deutschland) schlägt mit ihrem Ausstellungsbeitrag eine Brücke zu ihrem Aufenthaltsort im luxuriösen Swatch Art Peace Hotel in Shanghai, in dessen Atelierhaus sie aktuell als Stipendiatin residiert.

Der von Mladen Bizumić (*1976, Serbien) gezeigte Werkkomplex Hotel Jugoslavija: Reunion (2013), zeigt die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Geschichte und dem gegenwärtigen Zustand des Belgrader Hotels Jugoslavija. Bizumić will durch die Verschiebung und räumliche Neupositionierung von Fundstücken eine Situation mit unterschiedlichen Stufen von Realität evozieren – dem Hier und dem Dort, der Gegenwart und der Erinnerung. Auch El Frauenfelder (*1979, Schweiz) verarbeitet in ihrer Malerei zwischen Tristesse und Melancholie schwankende, menschenleere Hotelzimmer, die sie teilweise auf ihrer Durchreise bewohnte. Ihre Darstellungen machen die psychische Dichte von Innenräumen, aber auch das psychologische Potenzial der Malerei selbst deutlich.

Martin Kippenbergers (1953 – 1997, Deutschland) „Hotelzeichnungen“ sind ein Sammelsurium aus Hunderten von Zeichnungen, die er im Lauf der letzten zehn Jahre seines Lebens fast manisch auf Briefpapier verschiedener Hotels anfertigte. Es ist eine Serie von spontanen Skizzen und Studien für Projekte, die uns den flüchtigen und paradoxen Wert der Kunst vor Augen führen. In performativen Gesprächsanlässen lädt Till Velten (*1961, Deutschland) innerhalb seiner Gesamtinstallation Gäste ein, um mit ihnen über die Kunst des Dienens zu sprechen (Details entnehmen Sie bitte dem Veranstaltungsprogramm). Die installative Recherche-Arbeit wird in Zusammenarbeit mit dem Hotel Seepark Thun und der International Butler Academy in Holland realisiert.

In der zweiten Ausstellung wählen Kinder mit besonderer Förderung zusammen mit Senioren und Seniorinnen ein gemeinsames Thema, um eine Ausstellung aus den Beständen der Sammlung des Kunstmuseum Thun zu erarbeiten.

Beteiligte Künstlerinnen und Künstler / Participating artists:
Mladen Bizumić, Alighiero Boetti, El Frauenfelder, Mario Garcia Torres, Martin Kippenberger, Lang/Baumann, Fabian Marti, Chantal Michel, Cristina Ohlmer, Florian Slotawa, Jules Spinatsch, Daniel Spoerri, Monica Studer/Christoph van den Berg, Till Velten, Christoph Wachter & Mathias Jud

Kunstmuseum Thun
Hofstettenstrasse 14
CH-3602 Thun
kunstmuseumthun.ch

pm





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