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Boris Lurie

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Wael Shawky

16. 07. - 23. 10. 2016 | Kunsthaus Bregenz

»Saladin is still considered an Arab hero. He managed to return Jerusalem to the Muslims. The story is a topic in any Muslim nationalist discussion. It is the same language Pope Urban II used in 1095. He said, ‘if you go to Jerusalem, you will have more food and a better life and if you die, you will go to heaven.' You can still hear these words today.« Wael Shawky, Bregenz, April 2016

Fremdheit und Anderssein werden heftig diskutiert. Flüchtlingswellen aus dem Nahen Osten prägen die Debatten. Bilder und Berichte von humanitären Katastrophen im Mittelmeer und entlang der Schlepperrouten flackern über die Kanäle. Islamistische Terroranschläge suchen Europa heim. Es geht um die Reibeflächen der Kulturen, die Differenz von Ost und West, nicht zuletzt um die Vorherrschaftsansprüche von Religionen und Rechtsordnungen. Kunst kann Probleme nicht lösen, sie kann jedoch Perspektiven eröffnen, existenzielle Fragen in ein anderes Licht zu rücken.

Der ägyptische Künstler Wael Shawky (geb. 1971) erzählt die Geschichte der Kreuzzüge als verfilmtes Marionetten-theater. Mit der Filmtrilogie Cabaret Crusades, basierend auf einem Buch des französisch-libanesischen Autors Amin Maalouf, wird die Geschichte der Kriege aus der Sicht arabischer Quellen gezeichnet. 2011 wurde der aus Alexandria stammende Shawky mit dem ersten Teil, The Horror Show File (2010), schlagartig berühmt. Die Schauplätze der Filme heißen Damaskus, Mossul, Jerusalem und Aleppo — es sind zugleich die Brandherde der Gegenwart. Die Marionetten, die durchweg arabisch sprechen, tragen üppige orientalische Kleidung, gestickte Umhänge, samtene Hüftkorsetts oder metallene Rüstungen. Ihre Köpfe wirken wie geschmolzener Bergkristall oder honigfarbener Bernstein. Shawky lässt sie aus Muranoglas fertigen. Dunkle Knopfaugen sitzen in gläsernen Schnabelgesichtern. Mit ihren tierhaften Gesichtern und ihrem opulenten Kopfschmuck verkörpern sie eine bizarre Mischung aus Mittelalter und Science-Fiction. Im KUB sind die Puppen, wie im Vorjahr im renommierten MoMA PS1 in New York, auf einer beleuchteten Bühne versammelt. Ihr farbiges Glas glitzert zwischen den Holzrahmen der Vitrine, ein stilles Heer surreal funkelnder Wesen, erlesen und kostbar, in Bregenz abgeschirmt durch eine monumentale blaue Wand, die den Raum in ein mystisches Licht taucht.

In Bregenz werden zwei Teile der Trilogie Cabaret Crusades gezeigt, neben dem zweiten Teil der dritte, erst 2014 fertiggestellte Schlussteil Secrets of Karbala,
der die Geschichte des Zweiten (1147—1149) und Dritten (1189—1192) Kreuzzugs erzählt. Die Kreuzzüge enden mit der Zerstörung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer im Jahr 1204.

Papst Innozenz III. hatte zur Eroberung des Heiligen Landes aufgerufen, die Flotte der Venezianischen Republik wird geheuert. Doch das Unternehmen stockt bereits in der Adria, da die ausverhandelte Summe nicht rechtzeitig beglichen wird. Das christliche Heer beschließt bei diesem Vierten Kreuzzug, die Stadt Zadar zu plündern, um Einnahmen zu lukrieren. Christen morden Christen, um danach Muslime zu morden. Der Papst exkommuniziert die Kriegstreiber und begnadigt sie später.
Es geht um Angriffskriege, Expansionsgelüste, Verrat und Betrügerei. Shawky zeigt Gemetzel und verlogene Moral. Ob Saladin oder Richard Löwenherz, die Frankenkönige oder die muslimischen Anführer, hier gibt es keine Helden. Licht, Nebel, Papplandschaften und fantastische Puppen hüllen die Ereignisse dennoch in einen träumerisch-unwirklichen Dunst. Eine auf eine Drehbühne gesetzte Lehmarchitektur ist Mittel zur filmischen Bewegung und zugleich Sinnbild für die Vorstellung von der Welt als flacher Scheibe. Begleitet werden die Szenen von einer aus Liedern von arabischen Perlenfischern und ägyptischer Elektronik zusammengestellten Musik. Der zweite Teil der Trilogie, The Path to Cairo (2012), ist zwei Jahre zuvor entstanden. Handgefertigte Keramiken, halb Mensch, halb Tierwesen, stellen die Ereignisse der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts dar. Shawky vermeidet die Zentral-perspektive, so ensteht symbolisch der Raum der Geschichte. Wael Shawky ist es wichtig zu analysieren, wie und warum wir an den historischen Text glauben.
Im obersten Stockwerk des Kunsthaus Bregenz sind vier Glasplatten zu sehen, deren Rückseiten verspiegelt sind. In die Glasplatten sind historische Landkarten aus dem Orient eingefräst. Die Stadt Babylon, das heutige Bagdad, ist zu erkennen, aufgeklappt als perspektivische Ansicht einer orientalischen Stadt. Im selben Geschoss ist ein Art Flugobjekt aufgestellt, Sinnbild sowohl für die Anschläge
von 9/11 als auch für die legendäre Pilgerfahrt nach Mekka, den Hadsch. Die raumgroße Skulptur ist extra für das Kunsthaus Bregenz entstanden. Es ist ein Vogel, vielleicht ein Drachen, ein riesenhaftes Insekt, ein märchenhaftes Ungetüm oder ein Flugzeug. In diesem Stockwerk ist zudem eine Fahne auf dem Boden ausgebreitet. Sie hängt auch an der Außenhaut des Kunsthaus Bregenz von der Fassade herab. Das KUB, selbst eine blassgrüne Kaaba, wird für die Dauer der Sommer-ausstellung mit einem farbenprächtigen Überwurf versehen. Weithin sichtbar kündigt sich die Ausstellung an, wie ein Zeichen auf einer mittelalterlichen Zitadelle.



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