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Boris Lurie

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Frei Otto. Denken in Modellen

05.11.2016 - 12.03.2017 | ZKM_Lichthof 8+9, Karlsruhe

Frei Otto (1925-2015) zählt zu den international renommiertesten und innovativsten deutschen Architekten des 20. Jahrhunderts und ist eine zentrale Figur für die Baukultur des Landes BadenWürttemberg. 2015 bekam er für sein Werk den Nobelpreis der Architektur, den sogenannten Pritzker-Preis verliehen – die weltweit höchste Auszeichnung für Architektur. Die bisher größte Ausstellung zum Oeuvre von Frei Otto ist ein gemeinsames Projekt des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (saai) des KIT und der Wüstenrot Stiftung in Kooperation mit dem ZKM | Karlsruhe. Gezeigt werden sowohl bekannte, als auch völlig unbekannte Projekte. Das Material umfasst insgesamt über 200 Modelle, knapp 1.000 Fotos, Zeichnungen, Skizzen, Pläne und Filme sowie eine medientechnische Großprojektion.

In den 1950er-Jahren prägte Frei Otto mit seinen Zeltkonstruktionen die Gartenschauen, die der jungen Bonner Republik eine Abwechslung zum Wiederaufbau boten. 1964 gründete er das Institut für leichte Flächentragwerke an der Technischen Hochschule Stuttgart und baute es zu einer der weltweit wichtigsten Forschungsstätten für eine ökologisch geprägte Architektur und Ingenieurwissenschaft aus.

Das neue offene Deutschland
Mit dem Deutschen Pavillon auf der Expo 1967 in Montreal, den er mit dem Architekten Rolf Gutbrod realisierte, schuf er ein Symbol des neuen offenen Deutschlands. Dieser Eindruck wurde durch die Dachlandschaft für die Olympischen Spiele 1972 in München, die er mit dem Architekturbüro Behnisch & Partner realisierte, verstärkt. In den nächsten Jahrzehnten war Otto an der Realisierung zahlreicher Bauten beteiligt, wie etwa der vom Architekturbüro Carlfried Mutschler + Partner 1975 entworfenen Multihalle in Mannheim. Die Multihalle ist bis heute die größte freitragende Holzgitterschalenkonstruktion der Welt und wurde wegen ihrer filigranen materialminimierten Konstruktion 1998 als Kulturdenkmal erfasst.

Mehrere Gutachten sehen vor, das sogenannte „Wunder von Mannheim“ einer Generalsanierung zu unterwerfen. Auch der Teilerhalt der Halle sowie deren Rückbau stehen aktuell zur Diskussion. 1997 gewann das Architekturbüro Ingenhoven, Overdiek, Kahlen und Partner zusammen mit Frei Otto den Wettbewerb für den Umbau des Stuttgart Bahnhofs. Otto entwickelte
hierfür u.a. die kelchartigen Stützen, die insbesondere das Gesamtbild des Bahnhofs prägen. Die optimale Form der Stützen entwickelte Otto anhand zahlreicher Modelle. 2009 distanzierte sich Otto von dem Projekt. 2000 entwarf Otto den Japanischen Expo Pavillon in Hannover, zusammen mit dem Architekten Shigeru Ban.

Denken in Modellen
Frei Ottos Denken zeichnete sich durch eine Experimentierfreudigkeit aus, deren Methoden zwischen Architektur, Wissenschaft und Kunst zu verorten sind. Er entwickelte Instrumente zur Erforschung selbstorganisierender Prozesse, Messtische zur Bestimmung von Kräfteverläufen, Apparate zur Erforschung pneumatischer Konstruktionsformen oder Werkzeuge zur
Analyse komplexer Netzmodelle. Das unermüdliche Experimentieren am Modell diente der Erforschung von kausalen Zusammenhängen und als formgenerierender Teil des Entwurfsprozesses gleichermaßen. Frei Otto legte damit die Grundlage für eine bis heute relevante Experimentalkultur zwischen wissenschaftlicher Beobachtung und künstlerischem Geschick — eine Form der handwerklich-intellektuellen Selbstjustierung, in der das Entwerfen sowohl individuelle Erkenntnisproduktion als auch Ausgangspunkt für einen kollektiven Diskurs über die Zukunft der gebauten Umwelt bedeuten kann.

Die Architekturmodelle fungieren bei Frei Otto nicht als „statische Objekte“, sondern vielmehr als „dynamische Objekte“, d.h. als Prozessmodelle der gesamten Umwelt. Sie verkörpern eine „operative Ästhetik“ (Georg Vrachliotis), die sich zwischen der Präzision von wissenschaftlichen Objekten und der Imagination künstlerischer Instrumente bewegt.
Das innovative Potenzial in Frei Ottos Oeuvre beruht in der großen Interdisziplinarität seines Denkens zwischen Architektur, Technik, Wissenschaft und Gesellschaft. Er erkannte die Modellhaftigkeit der Natur und versuchte Zeit seines Lebens, diese für die Architektur und den Ingenieurbau zu nutzen. Das Ziel dieser Ausstellung ist es, neue Sichtweisen auf das Werk von Frei Otto zu vermitteln und als Grundlage für neue Fragestellungen zur Zukunft der gebauten Umwelt zwischen Architektur, Technologie, Nachhaltigkeit und Gesellschaft zu dienen.

Vier zentrale Positionen
Die Ausstellung setzt sich aus vier zentralen Positionen zusammen, die szenographisch die beiden Lichthöfe füllen und die BesucherInnen durch das umfangreiche Archivmaterial, das das Südwestdeutsche Archiv für Architektur und Ingenieurbau (saai) eigens für diese Ausstellung aufbereitet hat, führen:

1. „Frei Ottos Modelllandschaft“
Sämtliche Modelle werden in ihrer Maßstäblichkeit geordnet, inhaltlich und historisch in Beziehung gesetzt und auf einer ca. 50 Meter langen Tischkonstruktion präsentiert. Der technische und konstruktive Kontext einzelner Modelle und Projekte wird anhand von Originalplänen und weiterführendem Bildmaterial ergänzt. Auf diese Weise wird der forschende
Charakter und die ästhetische Kontinuität im Denken von Frei Otto sichtbar. Die BesucherInnen haben den Eindruck, sie begäben sich durch eine „horizontale Wunderkammer“.

2. „Frei Ottos offenes Archiv“
Ein zentraler Bestandteil der Ausstellung ist das „offene Archiv“. Es besteht aus 18 überdimensionalen Archivregalen, die ringförmig um die beiden Höfe aufgebaut sind und der Ausstellung damit szenographisch Halt geben. Anhand von ausgewählten Originalplänen, Fotos, Büchern und Reproduktionen werden die BesucherInnen durch die wichtigsten
biographischen Stationen von Frei Otto geführt — der Entwicklungsstätte für Leichtbau in Berlin, dem weltbekannten Institut für leichte Flächentragwerke in Stuttgart und seinem Atelier in Warmbronn bis zu wegweisenden Projekten wie dem Deutschen Pavillon für die Expo 67, der Multihalle Mannheim oder den ersten Studien zu Stuttgart 21. Die Archivregale fungieren als ein frei zugängliches Schaulager und Ort des Wissens zwischen Präsentieren und Bewahren.

3. „Frei Ottos Kosmos“
Zeit seines Lebens sammelte und ordnete Frei Otto Bilder von Strukturen der Natur. Sie dienten ihm sowohl der Inspiration und freien Assoziation, als auch als konkreter Untersuchungsgegenstand. Zentral hierbei ist, dass Frei Otto die Modellhaftigkeit der Natur erkannte und versuchte, diese für die Architektur und den Ingenieurbau nutzbar zu machen. An 18 Tischen — die den Arbeitstischen in Frei Otto in Warmbronn nachempfunden sind — können die BesucherInnen großformatige Bilder von Naturstudien, Spinnennetzen, Sandstrukturen oder Seifenblasen studieren. Es eröffnet sich Ihnen eine komplexe Bilderwelt, die Einblicke in den poetischen und zugleich wissenschaftlichen Kosmos von Frei Ottos Gedankenwelt eröffnet.

4. „Frei Ottos Projektion“
Das innovative Potenzial von Frei Otto beruht in der radikalen Interdisziplinarität seines Denkens zwischen Architektur, Technik, Wissenschaft und Gesellschaft. Die Bild und die medientechnische Dimension spielen hierbei eine große Rolle. In einer über 25 Meter großen Projektion wird dieses Denken in seiner Ästhetik und medialen Bildkraft vermitteln.

///Publikation
Zur Ausstellung erscheint eine umfangreiche Publikation bei Spector Books: Frei Otto. Denken in Modellen, ca. 450 Seiten, 48 EUR.

ZKM | Zentrum für Kunst und
Medien Karlsruhe
Lorenzstraße 19
76135 Karlsruhe
http://zkm.de/


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