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Herr Fritz, woher stammen die Bilder? Ausstellung zur Provenienzforschung im MKK Dortmund

13. Mai – 14. Oktober 2018 | MKK Dortmund

Als im Jahr 1935 Dr. Rolf Fritz in seiner Heimatstadt die Geschicke des Museums in die Hände nahm, forcierte er den Aufbau einer Gemäldegalerie. Der neue Direktor war ausgesprochen gut mit Kunsthändlern, Kunsthistorikern, Museumsdirektoren und Privatsammlern vernetzt. Unterstützt wurde er während des Zweiten Weltkrieges von seiner Assistentin Leonie Reygers, der späteren Direktorin des Museums am Ostwall. Sie erwarben bedeutende Werke der Romantik bei Kunsthändlern in Berlin, Dresden und im Rheinland. Nicht wenige Kunsthändler waren am NS-Kulturgutraub direkt beteiligt. Mit dem Ankauf der „Winterlandschaft“ von Caspar David Friedrich konnte sich das Museum 1942 rühmen, ein Gemälde des bedeutendsten deutschen Romantikers nach Dortmund geholt zu haben.

Die Erwerbungen der Ära Fritz prägen bis heute wesentlich den Charakter des Museums. Doch woher stammen die Gemälde? Sind sie NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut? Dieser Frage geht die Ausstellung „Herr Fritz, woher stammen die Bilder?“ im Museum für Kunst und Kulturgeschichte nach. Die Studio-Schau präsentiert die Ergebnisse eines Projekts zur Provenienzforschung, das das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg von 2015 bis 2018 gefördert hat. Die Schau wurde kuratiert von Dr. Ulrike Gärtner, die in den vergangenen Jahren die Herkunft der Werke erforscht hat.

Exemplarisch präsentiert werden 12 Gemälde und eine Steinskulptur, die im Fokus der Provenienzforscherin standen. Die Werke stammen aus der eigenen Sammlung sowie der des Museums Ostwall im Dortmunder U, dazu kommt eine Leihgabe der Anhaltinischen Gemäldegalerie. Die Ausstellung dokumentiert die detektivischen Recherchen der Kunsthistorikerin, die im Auftrag des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste die Spuren der MKK-Gemälde und -Skulpturen in Archiven in ganz Deutschland und in vielen Online-Datenbanken verfolgt hat. Texttafeln erzählen die Geschichten hinter den Bildern. Drei Gemälde stehen im Raum und erlauben auch einen Blick hinter die Kulissen der Provenienzforschung: Auf den Rückseiten der Werke von Heinrich Louis Theodor Gurlitt, Balthasar Denner und Andreas Achenbach lassen sich wertvolle Informationen über die Herkunft erkennen.

Insgesamt überprüfte die Kunsthistorikerin 160 Objekte und stufte sie in vier Kategorien ein. Werke mit eindeutig belasteter Provenienz, die zurückgegeben werden und in die LostArt-Datenbank einzustellen wären, fanden sich darunter nicht. Bei 62 Arbeiten ist die Provenienz rekonstruierbar und unbedenklich. Die übrigen 98 Gemälde und Skulpturen müssen weiter erforscht werden, da die Provenienz nicht eindeutig geklärt ist bzw. als bedenklich gilt.

Dr. Rolf Fritz

Dr. Rolf Fritz (1904-1992) wurde 1935 zum Direktor des Kunst- und Gewerbemuseums Dortmund ernannt. Zwei Jahre später nannte er das Haus 1937 in „Museum für Kunst und Kulturgeschichte“ um. Ab 1939 forcierte er eine Gemäldegalerie der Romantik und wollte Kunstwerke im besetzten Frankreich einkaufen. Dazu kam es aber nicht. Vielmehr erwarb das Museum bis Kriegsende 31 Gemälde auch bei Kunsthändlern wie Dr. Wilhelm August Luz, Paul Rusch und Hildebrandt Gurlitt, die in den NS-Kulturraub verstrickt waren.

1938 trat Fritz in die NSDAP ein. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete er als Dolmetscher. Nach 1945 sorgte er für die Wiedereröffnung des zerstörten Museums auf Schloss Cappenberg bei Lünen. Er war Mitglied des Denkmal- und Museumsrats bei der Militärregierung und gehörte dem Ausschuss für die künstlerische Einrichtung der Bundesgebäude in Bonn an. 1966 trat er in den Ruhestand. Eine direkte Beteiligung am NS-Kunstraub konnte nicht nachgewiesen werden.

Hintergrund: Provenienzforschung

Auf der „Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust“ im Jahr 1998 wurden elf Grundsätze vereinbart. Sie sollten zur Lösung offener Fragen und Probleme im Zusammenhang mit den durch die Nationalsozialisten beschlagnahmten und in der Folge nicht zurückerstatteten Kunstwerken beitragen. Die unterzeichnenden Staaten – darunter auch die Bundesrepublik Deutschland – erklärten ihre Bereitschaft, die Bestände in öffentlichen Sammlungen zu erforschen. Ziel ist es, von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Kunstwerke zu identifizieren und gegebenenfalls an die Vorkriegseigentümer oder deren Erben zu restituieren.

1999 haben Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände diese Selbstverpflichtung in einer „Gemeinsamen Erklärung“ bestätigt. Seitdem sind alle öffentlichen Träger von Museen, Archiven und Bibliotheken aufgerufen, ihre Unterlagen zu erschließen, Informationen und Forschungsstände offen zu legen, Bestände zu überprüfen und Objekte mit unklarer oder auffälliger Provenienz zu veröffentlichen.

Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte ist wie alle öffentliche Museen in Deutschland bemüht, Fragen zu den Kunstwerken aus seiner Sammlung zu klären, die unter nationalsozialistischer Herrschaft enteignet oder geraubt wurden und faire Lösungen zu finden. Das MKK überprüft systematisch seine Kunstbestände, die nach 1933 erworben und vor 1945 entstanden sind. Das seit 2015 laufende Forschungsprojekt zu den Erwerbungen in der Ära Rolf Fritz ist bereits das zweite: Von 2009 und 2012 untersuchte Dr. Ulrike Gärtner die vom Berliner Kunsthändler Wilhelm August Luz zwischen 1933 und 1945 erworbenen Gemälde des 19. Jahrhunderts.

Museum für Kunst und Kulturgeschichte
Hansastr. 3
44137 Dortmund
dortmund.de


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