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Boris Lurie

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Independence

22. September bis 02. Dezember 2018 | Kunsthalle Bern

Welche Unabhängigkeit wird hier erklärt? Ist es die Unabhängigkeit von der Kunsthalle, die einen ausstellt, vom Markt oder ganz allgemein von den Zwängen des in der Welt Seins? Unabhängigkeit in der Kunst meinte lange Zeit den Freiraum künstlerischen Schaffens. Sie sei finanziell unabhängig, das hiess, sie könne mehr oder minder tun und lassen, was sie wollte. Künstler*innen verkörperten lange Zeit die Projektionsfläche eines von vielen Zwängen losgelösten Lebens. Von dieser Wunschvorstellung, sie seien die, die sich die Freiheit nehmen, die man sich als bürgerliches Subjekt nicht traut, wurde sich aber relativ bald verabschiedet. Erst thematisierten die Künstler*innen eine Weile mit fast masochistischem Selbstgenuss die Zwänge ihrer Institutionen und dann wurde alles prekär. Auf Dauer ging beides nicht gut. Sich ständig die Freiheit zu nehmen, auf die Unfreiheit der eigenen Situation zu zeigen, roch ab einem gewissen Punkt nach bezahlter Kritik. Und die Rede über die eigene Unsicherheit läuft Gefahr, auf hohem Niveau zu klagen, während die Stimmen der wirklich Armen unhörbar bleiben.

Die/der Künstler*in dieser Ausstellung bleibt vorerst ungenannt. Als Besucher*in kann ich mich fragen, ob es sich lohnt, zur Eröffnung zu reisen, wenn unklar bleibt, wer sich dahinter verbirgt. Für die/den Künstler*in kann
es hingegen eine mögliche Freiheit bedeuten, anstelle des Eigennamens die Ausstellung in den Vordergrund der Bewerbung zu rücken. Verkörpert der Name ein Versprechen oder lässt etwas Bestimmtes erwarten, so kokettiert selbstgewählte Anonymität mit der Verführung durch den Reiz des Geheimnisvollen. InkognitoStrategien provozieren aber umso mehr die Paparazzi.

Independence stellt eine künstlerische Praxis vor, in der Strategien von Branding, Marketing und Konsum in der Kunst, der Mode und dem Film miteinander in Verbindung gebracht werden. Die Inszenierung wirkt fasziniert von Wert- und Geschmacksbildungsprozessen in unterschiedlichen Sphären, der Frage danach, wie symbolischer Mehrwert entsteht. Sie ist auch fasziniert davon, wie sich zeitgenössische Kunst als spezifische Form der verfeinerten Auseinandersetzung mit ästhetischen und gesellschaftlichen Dynamiken äussert, Dynamiken, die sich gleichzeitig andernorts in meist deutlicher definierten Ordnungen vollziehen. Die künstlerische Haltung versteht sich dabei nicht als eine skeptische Position des Aussen. Sie beteiligt sich, hat keine Angst, sich die Hände schmutzig zu machen und noch weniger, am Vergnügen teilzuhaben. Von Askese keine Spur. Sie eignet sich Methoden, Gesten und Formen an, zoomt hinein, vergrössert, seziert und strickt gleichzeitig komplexe Deutungsgefüge. Was analytisch klingt, zeigt sich immer wieder in verführerischen Dramaturgien mit filmischem Charakter. Independence spielt sich denn auch vor zweierlei Kulissen ab, in denen Formen und Typen von Abhängig- und Unabhängigkeiten eine Rolle spielen. Milos Formans Romanverfilmung Einer flog über das Kuckucksnest (1975) und Melancholia von Lars van Trier (2011) bilden auf konkrete und assoziative Weise einen inneren und einen äusseren Rahmen für die in dieser Ausstellung präsentierten Arbeiten. Einen zentralen Auftritt in der Ausstellung werden Bilder haben, die auf Motiven aus der Japan-Kollektion eines der berühmtesten St. Gallers Textilunternehmen beruhen. Bis vor Kurzem und seit den 1960er Jahren entwickelte die Firma für die japanische Kundschaft figurative Sujets, die nach japanischer Vorstellung den typisch europäischen Luxusgeschmack einer Haute Bourgeoisie darstellen. Motive, die eine Bandbreite an gestickten Szenen im Stile von Art Déco bis hin zu Diors New Look wiedergeben.

Kunsthalle Bern
Helvetiaplatz 1,
CH–3005 Bern

kunsthalle-bern.ch

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