Mischa Kuball: Ausstellungsansicht „platon´s mirror“, © VG Bild-Kunst, Bonn 2012, ZKM | Museum für Neue Kunst Karlsruhe und ONUK, Karlsruhe
Der DüsÂselÂdorÂfer MeÂdiÂenÂkünstÂler MiÂscha KuÂball ist eiÂner der weÂniÂgen KünstÂler, der das Licht schon imÂmer auch in seiÂner (geÂsellÂschafts-) poÂliÂtiÂschen DiÂmenÂsiÂon verÂstanÂden und es entspreÂchend in zahlÂreiÂchen WerÂken und InÂstalÂlaÂtioÂnen einÂgeÂsetzt hat. In seiÂnem neuÂen AusstelÂlungs-ProÂjekt plaÂton´s mirÂror komÂmen darÂüber hinÂaus zwei weiÂteÂre AsÂpekÂte hinÂzu: eiÂne wahrÂnehÂmungsÂäsÂtheÂtiÂsche KomÂpoÂnenÂte soÂwie die MögÂlichÂkeiÂten eiÂner neuÂarÂtiÂgen BildgeÂneÂrieÂrung durch ComÂpuÂter-ToÂmoÂgraÂfie und den sich darÂaus abÂleiÂtenÂden hochÂakÂtuÂelÂlen FraÂgeÂstelÂlunÂgen in und für die Kunst.
Die Idee zu plaÂton´s mirÂror baÂsiert auf eiÂnem der einÂflussÂreichsÂten TexÂte der euroÂpäiÂschen LiÂteÂraÂtur: PlaÂtons HöhlengleichÂnis. In ihm wird die UnterscheiÂdung zwiÂschen zwei ForÂmen der WirkÂlichÂkeit forÂmuÂliert: der sichtÂbaÂren ReaÂliÂtät und der (wahÂren) ReaÂliÂtät der IdeÂen. EiÂnen KünstÂler wie KuÂball, der sich wie kein zweiÂter in seiÂner Kunst mit dem PhäÂnoÂmen des Lichts ausÂeinÂanÂderÂsetzt, mussÂte das HöhÂlenÂgleichÂnis zur künstÂleÂriÂschen AuseinÂanÂderÂsetÂzung herÂausÂforÂdern. In zugleich einÂfaÂchen und höchst efÂfekÂtiÂven AnÂordÂnunÂgen mit ProÂjekÂtoÂren und reÂflekÂtieÂrenÂden SilÂberÂfoÂliÂen, FoÂtoÂgraÂfiÂen und ViÂdeÂos schafft KuÂball eiÂnerÂseits RäuÂme, die als GleichÂnisÂse der PlaÂton’schen HöhlenÂsiÂtuaÂtiÂon zu verÂsteÂhen sind, andererÂseits überÂsetzt er in seiÂnen FotograÂfiÂen und ViÂdeÂos das komÂpleÂxe VerhältÂnis von LichtÂquelÂle, SpieÂgeÂlung, SchatÂtenÂriss und AbÂbild in scheinÂbar endlos zu erÂweiÂternÂde MeÂdiaÂtiÂonsÂstuÂfen, auf deÂnen sich WirkÂlichÂkeit als die WirklichÂkeit ihÂrer ReÂfleÂxiÂon imÂmer erÂneut konÂstiÂtuÂiert.
Die BeÂschäfÂtiÂgung KuÂballs mit dem TheÂma des HöhÂlenÂgleichÂnisÂses erÂfolgt in eiÂner Zeit, in der das ProÂblem „der ReaÂliÂtät“ kaum mehr unÂter phiÂloÂsoÂphiÂschen, sonÂdern fast ausÂschließÂlich unÂter soÂzioÂloÂgiÂschen und poÂliÂtiÂschen GeÂsichtsÂpunkÂten geÂstellt wird. Die ReÂde von der „PerÂforÂmaÂtiÂviÂtät“ alÂles ReaÂlen macht scheinÂbar die SuÂche nach dem, was wirkÂlich sei an der WirkÂlichÂkeit, überÂflüsÂsig. Mit MiÂscha KuÂballs ReÂkurs auf PlaÂton ist die FraÂge verÂbunÂden, ob sich tatÂsächÂlich so einÂfach alÂle WirkÂlichÂkeiÂten als soÂziÂal konÂstruÂiert abÂtun lasÂsen, und ob die VerÂnunft noch als InÂstruÂment zur Hand ist, um zwiÂschen ScheinÂhafÂtigÂkeit und WirkÂlichÂkeit zu unÂterÂscheiÂden. InÂsoÂfern lässt sich sein ProÂjekt plaÂton´s mirÂror nicht nur als ProÂbleÂmaÂtiÂsieÂrung der AkÂtuaÂliÂtät PlaÂtons verÂsteÂhen, sonÂdern auch als WiÂederÂbeÂfraÂgung der klasÂsiÂschen VerÂknüpÂfung von LichtÂmÂeÂtaÂphoÂrik und der Idee des aufÂkläÂreÂriÂschen DenÂkens
Text: AnÂdreÂas BeiÂtin
Die AusÂstelÂlung MiÂscha KuÂball: plaÂton´s mirÂror, die jetzt in der Kunsthalle Düsseldorf gezeigt wird, hatÂte den AufÂtakt zu eiÂner inÂterÂnaÂtioÂnaÂlen TourÂnee mit insÂgeÂsamt ca. 15 StaÂtioÂnen im ZKM KarlsÂruÂhe. Die ReaÂliÂsieÂrung finÂdet in KoÂopeÂraÂtiÂon mit dem GoeÂthe-InÂstiÂtut statt.
Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4
D-40213 Düsseldorf
Tel. +49 (0)2 11 89 96 256
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Medienmitteilung
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