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Florian Baudrexel



Florian Baudrexel, Kneeling Window, 2012,Installationsansicht / installation view, Kunstverein Hamburg 2012, Foto / photo: Fred Dott / Kunstverein,Courtesy Linn Lühn, Düsseldorf,VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Florian Baudrexel (*1968, lebt in Berlin) entwickelt für seine Einzelausstellung im Erdgeschoss des Kunstvereins zwei unterschiedliche Raumkonzepte: einen Raum der Leere, der in schrägen Wänden zurückweicht und wenig Anhaltspunkte bietet – sowohl im Sinne eines physischen Erlebens als auch eines phänomenalen Sehens –, und einen Raum der Fülle, der in sein eigenes Zentrum dringt und die Trennung zwischen begrenzender Hülle und Raum auflöst. Der Übergang zwischen beiden ist angelehnt an ein menschliches Gesicht, durch dessen Mund die Besucher wie Luft ein- und ausströmen. Ein Außen- und ein Innenraum, der Leere und Dichte, Kühle und vermutlich Wärme in sich vereint – eine Dialektik, die auf der Betonung von Form basiert. Der Außenraum hält sich mit den vermeintlich unauffälligen Formen zurück, während sich der Innenraum skulptural in den Vordergrund drängt. Dieser gegensätzliche Moment sollte aber natürlich keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass beide bewusst so gestaltet werden, um ihren Gegensatz auszubilden.

Zu den Arbeiten von Florian Baudrexel

Der Titel der gesamten Rauminstallation, Kneeling Window, eröffnet einen Bezug zu dem von Michelangelo entworfenen Fenstertypus, der 1517 für den Palazzo Medici Riccardi in Florenz erstmals gebaut und in Manierismus und Barock wiederholt aufgegriffen wurde. Entgegen der üblichen, klassischen Ordnung setzte Michelangelo die Voluten unter das Gesims des Fensters, so dass sie dieses trugen. Da diese Fenster im Erdgeschoss gebaut wurden, reichten die Voluten fast bis zum Boden und bekamen deshalb den Namen des „knienden Fensters“. Diese Vermenschlichung der Architektur – oder allgemeiner: der Form – bezieht das Gemachte unmittelbar auf das Organische, das Eigene, das Menschliche und ist damit Sinnbild dessen was wirkt. Eine Form ist Form in ihrer Gestaltungsweise und ihrer Wahrnehmung. Und darin muss sie verhandelbar bleiben, kann anders gefunden werden, dringt auf den Betrachter ein oder weicht vor ihm zurück.

Baudrexels Bearbeitung des Innenraumes lässt sich auch als Skulptur gewordene Malerei verstehen, als räumliches Relief. Hier kommt der Aspekt des Eintauchens in eine andere Welt sowie die Perspektive ins Spiel. Sie bildete lange Zeit ein großes Thema in der Kunst und ist im Zuge von Verortungen, Kontexten usw. in den Hintergrund getreten, um vermeintlichen Geschichten und einer damit einhergehenden Distanz Platz zu machen. Dennoch bleibt relevant, dass Kunst etwas schafft, was zunächst einmal sich selbst genügt, ohne sich pragmatisch in einen funktionalen Kontext einspannen zu lassen. Ein Interesse und eine bildnerische Logik verfolgen ihre eigenen Ziele innerhalb bestimmter Regeln, bei denen es aber legitim ist, diese zu brechen. So ist der Verweis auf Michelangelo ein augenzwinkernd zweifacher: Einerseits auf ästhetische Immanenz und andererseits auf die jeweilige Manier.
Den Auftakt des Reliefbildes markieren einzelne Formen, die wie „Wächter“ erscheinen. Solche Figuren tauchen oftmals in der Architektur (an Toren oder auf Dächern) und von dort übernommen, auch in Filmbildern auf. So zum Beispiel in „Batman“-Filmen in Momenten des Innehaltens, bevor es zum großen Finale kommt: Auf den Dächern über Gotham City und als stumme Begleiter leisten nur die steinernen Hunde dem Superhelden Gesellschaft. Das Formale, die Abstraktion, das Kompositorische, aber auch – oder gerade deshalb – das Spielerische, mit dem sich die Skulptur entwickelt hat, fallen auf. Wenig ist bis ins Detail geplant, die wesentlichen Entscheidungen fallen im Prozess. Gestaltung ist insofern ein wesentliches Stichwort.Florian Baudrexel arbeitet oftmals am Modell und gerade seine kleinformatigen Skulpturen an den Wänden des äußeren Raumteils erinnern recht unmittelbar an solche. Damit sind sie einem Vorgehen verwandt, das vielfach in der Architektur und der Raumgestaltung zum Einsatz kommt. Die Arbeit Ohne Titel (2012) – eine Art Setzkasten kleiner, modulartiger Teile – ist eine Fundgrube von Elementen, die sich ins Unermessliche erweitern lässt und immer wieder neu gefunden und bearbeitet werden will. Versatzstücke sind immer nur Versatzstücke und lassen sich, bei beibehaltener Offenheit, stetig neu bewerten.
Womit wir zu Michelangelos „Kneeling Window“ zurückkehren könnten, der sich zwar des Vorhandenen bediente, aber seine vermeintlich logischen Regeln brach und sich neu zu ihnen in Beziehung setzte. Kräfte hat er dort wirken sehen, die man auch anders deuten konnte, als bisher und damit war er vielleicht klassischer als manch anderer: „Entasis“ (Anspannung) ist die Schwellung des Schaftes einer antiken Säule und kann als Ausdruck der wirkenden Kräfte gelesen werden.

Öffnungszeiten:
Dienstag – Sonntag und an Feiertagen 12 – 18 Uhr

Kunstverein Hamburg
Klosterwall 23
20095 Hamburg
Tel. +49(0)40 32 21 58
kunstverein.de


Medienmitteilung





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