""Wegen der Landschaft bin ich nicht beunruhigt. Was mich beunruhigt sind die Menschen und dass sie sich so wenig kümmern." (Robert Adams)
Zur Laufzeit der Bundesgartenschau BUGA 2005, die unter dem Motto Perspektivwechsel von April bis September 2005 in München stattfinden wird, zeigt das Haus der Kunst in einer Weltpremiere die neue Serie Turning Back (Umkehr) von Robert Adams in Kooperation mit dem San Francisco Museum of Modern Art. Seit nunmehr vier Jahrzehnten dokumentiert der amerikanische Fotograf den Übergang von einer Natur- zu einer Kulturlandschaft im Westen und Nordwesten seiner Heimat. Seine umfangreichen Serien ergeben ein in der Fotografie einmaliges Kompendium zur Veränderung des zeitgenössischen Landschaftsbegriffs, einen "Perspektivwechsel" der Wahrnehmung von Landschaft und ihrer begrenzten Ressourcen.
Robert Adams wurde 1937 geboren und kehrte nach einem Literaturstudium in Kalifornien, das er mit einer Promotion beendete, nach Colorado zurück. Dort unterrichtete er als Dozent am College in Colorado Springs bis er sich Mitte der 60er Jahre vollkommen auf die Fotografie konzentrierte. 1979 richtete ihm das Museum of Modern Art eine erste Einzelausstellung aus. Vor einigen Jahren ist Robert Adams nach Oregon an die Pazifikküste umgezogen. In dieser Region hatten Meriwether Lewis, der Sekretär von Thomas Jefferson war, und William Clark auf Wunsch des amerikanischen Präsidenten eine Expedition geleitet, die Handelswege in diesem noch nicht erforschten Gebiet erkunden sollte. Die Expedition, die 1805 beendet wurde, diente auch der persönlichen Bereicherung und dauerte mehrere Jahre. Nach Überfällen, Krankheiten und vielen Strapazen und Entbehrungen erreichte sie schließlich den Pazifik. Lewis und Clark berichteten von der Entdeckung eines umermesslichen Waldes von uralten Nadelbäumen. Dieser Urwald bestand aus Bäumen, die zwischen 500 und 1.000 Jahren alt, über 65 Meter hoch wurden und bis zu 4 Meter Durchmesser hatten.
Die aus 164 Schwarzweißfotografien bestehende Serie Turning Back wirft den Blick zurück auf die Auswirkungen des Fortschritts. Die Arbeit ist wie eine Wanderung durch den amerikanischen Nordwesten angelegt. Der Untertitel Ein fotografisches Tagebuch der Wieder-Erforschung charakterisiert die Arbeit als ein in nüchterner Sprache gehaltenes fotografisches Protokoll. "Aber ich fragte mich immer wieder, welches Thema liegt hier vor, was sollte man behandeln? Das innere Oregon erschloss sich allmählich als Schauplatz eines der größten ökologischen Desaster auf diesem Erdteil. Die Gegend besaß früher einen der bemerkenswertesten Regenwälder auf der Welt. In den letzten 50 Jahren ist er zerstört worden" (Robert Adams).
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Turning Back "ist eine Einladung, an einer Art Pioniertätigkeit teilzuhaben, auf der Suche nach einer besseren Heimat. Wenn diese Reise schwer wird, ist sie es deshalb, weil wir eine Landschaft durchqueren müssen, die wir geplündert haben. Wenn wir den Mut finden weiterzublicken, dann deshalb, weil wir schließlich einem Geheimnis begegnen, einer Herrlichkeit, die so ruhig und gelassen ist wie der Horizont des Ozeans." (Robert Adams)
Im ersten Raum der Ausstellung im Haus der Kunst werden Auszüge früherer Serien (The New West, 1974; From the Missouri West, 1980; Our Lives & Our Children, Photographs Taken Near the Rocky Flats Nuclear Weapons Plant, New York 1983; Listening to the River - Seasons in the American West, 1994 und West from the Columbia. Views at the River Mouth, 1995) von Robert Adams gezeigt, um die verschiedenen Ansätze der langjährigen künstlerischen Beschäftigung mit der Landschaft zu zeigen. Es handelt sich um Leihgaben der Pinakothek der Moderne, München, dem Museum Ludwig, Köln, dem Sprengel Museum Hannover und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Mit über 300 Exponaten ist die Präsentation im Haus der Kunst die bislang umfangreichste Ausstellung des documenta X-Teilnehmers in Europa.
Alle Serien von Adams vereinen auf scheinbar paradoxe Weise Kritik und Schönheit. Inhalt und formvollendete Gestaltung der Aufnahmen stehen sich hier nicht als Gegensätze gegenüber, sondern sind Pole einer persönlichen Fotografie, deren Ziel die Gesellschaftsanalyse ist. Vereint sind die Bilder durch das charakteristische Licht des Westens, das Adams wie kaum ein anderer Fotograf derart intensiv in seinen Abzügen wiederzugeben weiß. Eine einheitliche Bildsprache entsteht auch durch die Sicht des Fotografen, die nur auf den ersten Blick distanziert wirkt. Adams hält sich als Autor zurück, seine Stilmittel sind die einer dokumentarischen Fotografie: Nachvollziehbarkeit, das Offenlegen von Zusammenhängen, die Geste des Zeigens und Benennens. Immer geht es Adams um mehr als nur darum, Fehlentwicklungen zu kritisieren, immer will er auch auf das Schöne, Schützenswerte hinweisen, und so sind seine Arbeiten in ihrer Summe ein einziges Plädoyer für die Qualität des Lebens und dessen Schutz. ..." (Presse / Haus der Kunst)
Abbildung: Robert Adams, Ohne Titel, aus der Serie "Turning Back", 2004, Silbergelatine Abzug, © Robert Adams
Öffnungszeiten: mo > so 10 - 20 h; do 10 - 22 h
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