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Boris Lurie

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Spezial: Zwischen Hühnerfarmen und Autogaragen. New Yorks neues SoHo.



Bushwick ist ein Stadtteil in Brooklyn, in den sich der durchschnittliche New York-Tourist wohl eher selten verirrt. Das Viertel östlich vom hippen Williamsburg ist vor allem durch Autowerkstätten, leer stehende Industriegebäude und trostlose Straßen geprägt. In manchen Hinterhöfen trifft man sogar auf alternative Hühnerfarmen, die dem Viertel beinahe einen landwirtschaftlichen Charme verleihen. Was sich hier zwischen Fabrikruinen und Federvieh auftut, könnte nicht weiter entfernt sein vom schillernden Bild, das die Kunstmetropole gerne von sich entwirft. Und doch: wer hier einen Blick hinter die Kulissen wagt, findet sich schnell im wahren kreativen Zentrum der ´Welthauptstadt` wieder.

Im Gespräch mit den Bewohnern des Viertels, wird mir schnell klar, dass jeder zweite in irgendeiner Form “Kunst” macht. Billige Mieten und verfügbare Ateliers waren die Gründe, warum seit Jahren immer mehr Künstler aus dem überteuerten Manhattan zunächst nach Williamsburg und dann weiter nach Bushwick zogen, wo sie heute - gleich nach der puertoricanischen Einwanderer-Gemeinde - wohl die zweitgrößte Bevölkerungsschicht bilden. Viele vergleichen das heutige Bushwick mit Vierteln wie SoHo oder dem East Village, wo Künstler einst auf ähnliche Weise in damals brachliegende Industriegebiete investierten und selbstorganisierte Kunsträume gründeten. Was SoHo in den 60ern, das East Village in den 80ern und Williamsburg in den 90ern, bzw. frühen 2000ern war, das findet man heute in Bushwick.

Seit 2007 entstanden hier die ersten alternativen Ausstellungs- und Performance-Räume, die häufig von den Künstlern selbst kuratiert werden. Kurz nach den Pionieren “Pocket Utopia”, “English Kills” oder “Grace Exhibition Space”, eröffneten die Künstler Ali Ha und Ad Deville im Jahr 2008 ihre Galerie “Factory Fresh”, die zuvor in Manhattans Lower East Side beheimatet war. Als eine der ersten Street Art Galerien in NYC, wollen sie vor allem den neuesten Trends auf der Straße nachspüren und ein Zentrum für gegenwärtige urbane Kultur schaffen. Ganz nach dem Motto “die Straße als Galerie und die Galerie auf der Straße” werden daher nicht nur die Innenräume mit Kunstwerken bestückt, sondern auch die Außenwände als wechselnde Graffiti-Ausstellungen kuratiert. Dass das verwesende Tier von ROA dabei an die Ratten erinnert, die nebenan in den Müllhalden lauern, trägt wohl zum selbstironischen Ghetto-Flair der Galerie bei. Ein paar Straßen weiter hat Ad Deville (einer der “Factory Fresh”-Gründer und als Street Artist unter dem Pseudonym “Skewville” bekannt) ein rechteckiges Gebäude in einen überdimensionalen Ghettoblaster umfunktioniert und damit ein passendes Denkmal für diesen neuen “Bklyn”-Beat geschaffen.

Wer in den Bushwick Galerien jedoch nur subkulturellen Straßenchic erwartet, wird schnell eines Besseren belehrt. Denn wenn es eines gibt, das in dieser entstehenden Kunstszene einzigartig ist, dann ist es die kreative Vielfältigkeit. Von Ali Ha werde ich zu Paul D’Agostino weitergeleitet, der mit seiner Apartment-Galerie “Centotto” seit 2008 ein Zentrum intellektueller Kunst-Konversationen geschaffen hat. Wie schon in den Salons des 19. Jahrhunderts, zeigt der Künstler und Literatur-Professor zwischen Küche und Schlafzimmer originell kuratierte Gruppenausstellungen. Texte rahmen dabei nicht nur in Form von Bücherregalen die Wände des kleinen Wohnzimmers, sondern dienen auch häufig als Ausgangspunkt für die Präsentationen. D´Agostino wählt Romanfragmente oder Kurzgeschichten als “Leseaufgabe” für die Künstler aus, die diese anhand von Kunstwerken und eigenen Texten reflektieren - oder dekonstruieren. Auch sperrige Materialbeschreibungen, fotografische Dokumentationen und Notizen bilden Teil der Ausstellungen, die stets als persönliche Gespräche aufgefasst werden. Gespräche, die man sich - mit einem Blick auf die halbleeren Whiskeyflaschen auf dem großen Holztisch - besonders lebendig vorstellen kann. “Insbesondere im vergangenen Jahr”, so D´Agostino, “hat sich in Bushwick ein sehr enges Netz aus befreundeten Künstlern und Kuratoren gebildet. Dabei schätze ich vor allem die freundschaftliche und nicht-konkurrierende Art in der die Leute hier zusammenarbeiten - oder einfach ein paar Drinks miteinander teilen.”

Orte wie “Centotto” haben der Bushwick Kunstszene den allgegenwärtigen Stempel “DIY” (Do-it-yourself) aufgedrückt. Ein Label, das die Eigeninitiative der Künstler zwar gut beschreibt, gleichzeitig jedoch einen Anschein von Unprofessionalität mit sich führt. “Natürlich machen wir ‘Dinge selbst’”, sagt D´Agostino, “aber DIY suggeriert dabei etwas Amateurhaftes, das eher an Gebrauchsanweisungen aus dem Internet erinnert. Ich sehe die Szene wesentlich professioneller als das.”

Lesen Sie hier die Fortsetzung Teil 2

Factory Fresh, factoryfresh.net
Microscope Gallery, microscopegallery.com
Centotto, centotto.com
Storefront Gallery: storefrontbk.com
Regina Rex: reginarex.org
Rooftopdance: rooftopdance.com

Eine Karte mit einer Übersicht aller Galerien in Bushwick findet man hier: bushwickbk.com


Verena Straub





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