Die amerikanische Fotokünstlerin Ann Mandelbaum erforscht ihre Welt in obsessiver Nahsicht. Es ist vor allem der menschliche Körper, den sie mit ihrem sensiblen Kamerablick in bemerkenswerter Weise erfasst und magisch verfremdet. Den Körperhaaren, den Falten, den Runzeln und Muttermalen, dem kleinen Makel, widmet die Künstlerin ihre besondere Aufmerksamkeit, ebenso den Gelenkzonen und Extremitäten wie auch den Öffnungen des Körpers. So ist zum Beispiel das Auge, wie Ann Mandelbaum selbst sagt, etwas, "das als Öffnung wie auch als Verschluss auftritt. Ich betrachte diese verwirrenden Stellen, an denen wir Menschen nicht wissen, ob wir eindringen oder uns zurückziehen, ob wir etwas ablehnen oder annehmen sollen." Mit ihren verrätselten Bildern zeigt sich die Amerikanerin als Surrealistin nach dem Surrealismus. Zugleich berührt sie sehr eindrucksvoll ein Thema unserer Gegenwart: Bodyshaping, Fitness und Schönheitskult sind in aller Munde; in der Bildwelt Ann Mandelbaums geht es jedoch auch um die wehmütige Wahrnehmung des endlichen, des sich wandelnden Körpers - um das Duett von Eros und Tod. Was bei all ihren Arbeiten fasziniert, ist ein komplexes Zugleich von Anziehung und Abstoßung.
Neben den Fotografien zeigt die Ausstellung "Thin Skin" auch eine Reihe skulpturaler Arbeiten Ann Mandelbaums. Dazu gehören ihre Silikonabgüsse von Händen, Füßen und Knien, ebenso wie ihre als kleine Sammlungen präsentierten, winzigen Objekte, die von den Besucherinnen und Besuchern aus aller nächster Nähe geradezu inspiziert werden müssen und in ihrer Vitrinenpräsentation an medizinische oder naturkundliche Kabinette erinnern.
Mit dem aktuellsten Werk der Ausstellung erobert Ann Mandelbaum das Medium Film. Dabei spielen die kurzen Sequenzen der Video-Arbeit "White Sites" auch auf dem Schauplatz des Körpers, diesmal des Gesichtes. Weit mehr als in den Fotografien und Skulpturen entfaltet Ann Mandelbaum in diesen Capriccios spielerisch-humorvolle, mitunter groteske Züge.
...Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Museum Canal de Isabel II (Madrid) und dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr entstanden. (Presse | KH Göppingen)
Abbildung: Copyright, Ann Mandelbaum, Vestige NO2a
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