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Boris Lurie

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Auf der Spitze des Eisbergs. Neue Fotografie aus Finnland - Kunstmuseum Wolfsburg (bis 24.05)


Eingabedatum: 02.02.2009

Auf der Spitze des Eisbergs. Neue Fotografie aus Finnland  - Kunstmuseum Wolfsburg (bis 24.05)

bilder


Klirrend kalt, wie der Titel „Auf der Spitze des Eisbergs. Neue Fotografie aus Finnland“ erwarten lässt, geht es in der aktuellen Fotografie-Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg keineswegs zu. Die Schau erweist sich im Gegenteil als sehr sinnlich. Treffen die endlosen Eisbergkolonien hier doch auf eindringliche und berührende Portraits, auf Verbildlichungen sensibler Innenwelten und auf architektonische Details, die eine Atmosphäre von Wassereis und Sommer ins Museum holen.
Mit ihrem Schwerpunkt Finnland schließt „Auf der Spitze des Eisbergs“ an die Reihe der länderspezifischen Fotografie-Ausstellungen des Kunstmuseum Wolfsburg an, bei der seit der Jahrtausendwende bereits Brasilien, China und Japan im Fokus standen. Im Rahmen dieser Ausstellungskette verfolgt Wolfsburg einen glokalen Ansatz, indem es gerade inmitten aller globalen Vernetzung und Vereinheitlichung gezielt regionalen Besonderheiten und damit kultureller Differenz ein Forum bietet. Mit seiner nordischen Randlage eignet sich Finnland besonders gut für ein solches Anliegen.
Finnland, das Land der Seen, der Schären, der Wälder. Dünnbesiedeltes Land der Elche, Rentiere, Fische, Pilze und Beeren. Nokia-Land, das jahrhundertelang die Einflüsse Schwedens und Russlands auszubalancieren hatte. Was hat man von aktueller Fotografie aus diesem Land zu erwarten? Die Bestätigung solcher Klischees sicher nicht!

Die Auswahl der sechs Positionen, die der Kurator Holger Broeker vorgenommen hat, vemittelt einen äußerst lebendigen und vielfältigen Eindruck von der aktuellen Fotografieszene Finnands, in diesem Falle repräsentiert durch die Helsinki School. Bei der Helsinki School handelt es sich um einen Zusammenschluss von Fotografen, die alle an der Universitiy of Art and Design in Helsinki studiert oder gelehrt haben. Gemeinsam festgelegte Stilkriterien gibt es nicht, Individualität und Vielfalt im Ausdruck sind ausdrücklich erwünscht. Die Zusammenarbeit bezieht sich vor allem auf gemeinsame Ausstellungsprojekte außerhalb Finnlands, deren Ziel nicht zuletzt darin besteht, den Bekanntheitsgrad der Mitglieder zu stärken. Die sehr grundlegende und erfrischende Vielfalt der künstlerischen Positionen innerhalb der Helsinki School kommt der Wolfsburger Ausstellung indessen nicht unbedingt zugute. So wird hier ein Querschnitt gezeigt, der viel von einem farbenfrohen Strauß hat, einen klaren roten Faden allerdings manchmal vermissen lässt.

Gemeinsam ist den gezeigten Arbeiten, dass sie niemals überladen, sondern stets sehr konzentriert wirken. Nichts scheint im heutigen Finnland ferner zu liegen als Hektik, die Bilder atmen eine unbeirrbare Stille und entschleunigen. Das wirkt wie Balsam, selbst wenn es, insbesondere im Fall von Pernilla Zetterman (*1970 in Schweden) und Anni Leppälä (*1981), nicht zwangsläufig einen Verzicht auf Anspannung, Melancholie und Trauer bedeutet. Markus Brüderlin, Direktor des Kunstmuseums Wolfsburg, sieht die Gemeinsamkeit außerdem „in einer Verbindung von kühler Konzeptionalität und leiser, aber tiefer Emotionalität“. Diese Spannung kommt besonders in den Langzeitprojekten von Joakim Eskildsen (*1971 in Dänemark) und Tiina Itkonen (*1968) zum Ausdruck. Itkonen reist seit über zehn Jahren immer wieder nach Grönland, um dort zeitweise mit den Inuit zu leben. In ihren Fotoserien kontrastiert sie mächtige, aber schwindende Eisbergpanoramen mit farbigen, leidenschaftlichen Portraits der Bevölkerung. Auch Joakim Eskildsen taucht für seine Fotorecherchen in den Alltag einer Bevölkerungsgruppe ein. In sieben verschiedenen Ländern hat er mit Blick auf die jeweils unterschiedlichen Lebensverhältnisse Angehörige der Roma portraitiert. Die Aufnahmen, ob verspielt, träumerisch, wild oder ernst, zeugen immer von großem Vertrauen zwischen Fotograf und Modell und davon, dass auch bei diesem Projekt Hektik bestimmt nicht am Platz war.

Abbildungen:
- Anni Leppälä, Untitled, aus der Serie Possibility of Constancy, 2007, C-Print auf Aluminium, Ed. 7, 21 x 28 cm, Besitz der Künstlerin
- Joakim Eskildsen, Kyösti, Helsinki, Finnland, 2003, Tintenstrahldruck auf Barytpapier, Ed. 21, 40 x 48 cm, Carl Gustaf Ehrnrooth Collection
- Tiina Itkonen, Iceberg II, 2006, C-Print, Diasec, Ed. 7,
100 x 122 cm, Besitz der Künstlerin


Ausstellungsdauer: 31.01. - 24.05.2009

Öffnungszeiten: Mittwoch - Sonntag 11 - 18 Uhr
Dienstag 11 - 20 Uhr
Montag geschlossen

Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
kunstmuseum-wolfsburg.de

Carola Conradt





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