Vom 17. März bis zum 30. Juni 2013 zeigt das Museum für Gegenwartskunst Siegen alle knapp 200 Editionswerke Sigmar Polkes aus der Sammlung von Axel Ciesielski. Der in Hillscheid, Westerwald, lebende Sammler erwarb im Zeitraum von 1997 – 2009 Drucke, Multiples und Bücher des Künstlers. Damit ist die Sammlung Ciesielski die weltweit einzige Kunstsammlung, die das vollständige Editionswerk Polkes besitzt.
„Die Wertschätzung von Polkes Werk ist in Etappen verlaufen, von der Malerei zur Fotografie, dann zu den Zeichnungen mit Fokus auf das Frühwerk, während die Druckgrafik vergleichsweise hilflos hinterherhinkte, obwohl Polke-Kenner sie schon früh mit Ausstellungen und Werkkatalogen immer wieder ins Gespräch brachten“, konstatiert Ursula Panhans-Bühler in ihrem Essay „Ach so, nur Druckgrafik - Korrekturen einer Ausstellung“, veröffentlicht im Katalogband zur Ausstellung. Panhans-Bühler hebt zudem hervor: „Von heute aus kann man sicherlich sagen, dass ohne Polkes Druckgrafik und sein egalitäres Interesse an zeitgenössischen und historischen druckgrafischen Erzeugnissen entscheidende Momente in seiner Malerei gar nicht denkbar wären.“
In der Tat handelt es sich bei der Werkgruppe der Editionen um ein eigenständiges und wichtiges Arbeitsfeld des Künstlers. Die rund 200 Editionswerke sind nicht nur aus der Malerei hervorgegangen oder in diese zurück überführt, sondern entfalten auch ganz eigene mediale Aspekte. Auf Blättern, in Mappen, Büchern, Fotografien oder Objekten finden sich überraschende Themen und experimentelle Techniken, mit denen Polke neue Wege der Kunst eröffnete. Gleichermaßen anspielungsreich und technisch vielseitig umgarnt Polke in den Editionswerken den Betrachter. Er wirft subtil intellektuelle Fallstricke aus und begründet seinen Ruf als einer der wichtigsten Künstler unserer Zeit.
1963 entstand das erste grafische Blatt: Eine quadratische Einladungskarte mit aufgeklebtem Zeitschriftenausschnitt lädt zur „Demonstrativen Ausstellung“, die Polke gemeinsam mit Gerhard Richter, Konrad Lueg und Manfred Kuttner in der Kaiserstrasse in Düsseldorf zeigte. Auf das erste Multiple in unbekannter Auflagenhöhe folgen frühe Rasterdrucke mit und ohne dekorative Elemente (z.B. „Freundinnen II“, 1967). Sie begegnen als medienkritische Metaphern absurden Apparaturen und Objekten („Apparat, mit dem eine Kartoffel eine andere umkreisen kann“, 1969). Farbige, serielle Drucke mit Alltagsmotiven treten als German-Pop in Nachbarschaft zu reportageartigen, sozialkritischen Fotos oder mixed-media-Bildern auf Dekostoff. In den Multiples, die u.a. auf der Bearbeitung historischer Stiche zu optischen Apparaturen beruhen (z.B. „Der Teufel von Berlin“, 2001), wird Medien- und Kulturgeschichte gespiegelt. Die letzten Drucke entstanden 2009.
Sigmar Polke, „Messerwerfer“, 1975, Kunstraum am Limes, Sammlung Dr. Axel Ciesielski, Hillscheid. Courtesy: Galerie Christian Lethert, Cologne © The Estate of Sigmar Polke / VG Bild-Kunst, Bonn, 2013
2007 erhielt Sigmar Polke den 11. Rubenspreis der Stadt Siegen. Die Preisverleihung wurde traditionsgemäß begleitet von einer großen Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst. Noch im Austausch mit dem Künstler, der 2010 starb, konnten kapitale Werke für die Sammlung der Rubenspreisträger erworben werden. Die im Museum beheimateten zwanzig Polke-Arbeiten der Sammlung Lambrecht-Schadeberg stellen den Bezugspunkt für die Präsentation der Werkgruppe der Editionen dar.
Die Ausstellung ist eine Kooperation mit dem Museum les Abattoirs, Toulouse. Es erscheint ein dreispachiger Katalog (D/E/F) im Snoeck Verlag. Mit einem Vorwort von Eva Schmidt und Olivier Michelon, einer Einführung von Ursula Panhans-Bühler und Texten von 16 Autoren. Preis in der Museumsbuchhandlung 34,80 Euro (29 Euro für Mitglieder des Freundeskreises).
Ausstellungsansicht "Sigmar Polke. Die Vervielfältigung des Humors". Museum für Gegenwartskunst Siegen, 17. März bis 30. Juni 2013. Editionsserie "Sauberes Auto - Gute Laune", 2002, © The Estate of Sigmar Polke/VG Bild-Kunst, Bonn. Photo Thomas Kellner
Gefördert durch: Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West, Goethe Institut und Freundeskreis des Museums. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen wird unterstützt von der Sparkasse Siegen und dem Zonta Club Siegen Area. Das Museum ist ein Kulturpartner des WDR.
Öffnungszeiten
Täglich 11–18 Uhr, Donnerstag 11–20 Uhr,
Montag geschlossen, Feiertage geöffnet,
auch Ostermontag und Pfingstmontag
Museum für Gegenwartskunst Siegen
Unteres Schloss 1
57072 Siegen
t 0271 405 77 10
f 0271 405 77 32
http://www.mgk-siegen.de
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