Im allgemeinen Sprachgebrauch repräsentieren die Begriffe „Collage“ und „Skulptur“ ein Gegensatzpaar, das der flachen Collage die dreidimensionale Skulptur als Kontrast gegenüberstellt. Doch seit der Klassischen Moderne wurde dieser Widerspruch zunehmend aufgelöst und zahlreiche Mischformen
dieser beiden Medien entwickelt.
Die Schau Collagierte Skulpturen in KAI 10 fokussiert auf drei charakteristische künstlerische Positionen aus den vergangenen zehn Jahren. Sie zeigt
plastische Arbeiten von Isa Genzken (geb. 1948), Rachel Harrison (geb. 1966) und Manfred Pernice (geb. 1963), wobei sich die Auswahl auf die
spezifischen, collagierten Objekte dieser Künstler konzentriert. Eine gewisse Unbestimmtheit des Ausstellungstitels Collagierte Skulpturen entspricht dem Charakter der gezeigten Werke, der sich weder der einen noch der anderen Gestaltungsform eindeutig zuordnen lässt. Da ist zunächst die merkwürdige Spannung zwischen den identifizierbaren und den im Gegensatz dazu vagen Bedeutungen einiger zum Teil improvisiert, temporär wirkenden Gebilde. Dabei verwenden die Arbeiten zahlreiche in ihrer Funktion klar definierbare Materialien wie Spanplatten, künstliche Blumen oder kleine Figürchen, die
durchaus lesbar sind. Sie treten jedoch in verfremdeten Zusammenhängen auf und lassen sich in ihren Kombinationen und Bedeutungen nicht ohne Weiteres
entschlüsseln. Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Positionen von Isa Genzken, Rachel Harrison und Manfred Pernice schafft die Neigung der
Künstler zu unterschwelligem Humor, zur versteckten Ironie aber auch zu einer kritischen Analyse der anschwellenden Konsumwelt mit ihrer Suprematie und
scheinbaren Alternativlosigkeit.
Die Ausstellung Collagierte Skulpturen knüpft an die erste, 2008 in KAI 10 veranstaltete, vornehmlich dreidimensionalen Arbeiten gewidmete Schau No Illusions (Björn Dahlem, Thomas Helbig, Manfred Pernice, Marjetica Potrc, Franz West, Heimo Zobernig) an. In den nachfolgenden Jahren wurde an der Kaistraße unter verschiedenen thematischen Vorzeichen das Prinzip des Dialogs zwischen Positionen der aktuellen Kunst weiter entwickelt. Die jetzige Schau versteht sich als Beitrag zum fünfjährigen Jubiläum der Arthena Foundation. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 2008 wurden in KAI 10
fünfzehn Gruppenausstellungen gezeigt, an denen insgesamt 89 internationale Künstlerinnen und Künstler teilgenommen haben. Zählt man die Collagierten Skulpturen hinzu, erhöht sich diese Zahl auf 90.
Arthena Foundation bei der 55. Biennale Venedig
Als Sonderprojekt im Jubiläumsjahr versteht sich die von der Arthena Foundation anlässlich der 55. Biennale in Venedig veranstaltete und betreute Einzelschau von Thomas Zipp. Im Auftrag der Stiftung hat der Künstler im Rahmen der Collateral Event für die Biennale im Palazzo Rossini am Campo Manin eine umfangreiche Installation entworfen. Unter dem Titel Comparative Investigation about the Disposition of the Width of a Circle fasst Zipp eine
vielschichtige Problematik zusammen, die das Unbewusste, die Wirkung der Drogen, verschiedene Aspekte der Psychologie und Psychiatrie wie auch die Experimente im Bereich der Gehirnforschung thematisiert. Die mehrteilige, begehbare Installation im Palazzo Rossini, eine fiktive psychiatrische Klinik und Versuchslabor zugleich, kann noch bis zum 24. November 2013 in Venedig besichtigt werden.
KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION
Kaistraße 10
40221 Düsseldorf
www.kaistrasse10.de
PM
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