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Boris Lurie

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ED ATKINS «UN-LIKE»

3-TEILIGES SYMPOSIUM TEIL 3: WÖRTER

SAMSTAG, 26. APRIL 2014, 15 UHR | Kunsthalle Zürich

Mit dem Thema WÖRTER findet das dreiteilige Symposium «Un-like» nach den Themen LIEBE und TOD einen kulminierenden Abschluss in der Poesie und damit in der künstlerischen Praxis, die allen digitalen Filmarbeiten Ed Atkins’ zugrunde liegt, nämlich dem Schreiben und der Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten der Sprache. Beitragende aus verschiedenen Gebieten des Schreibens und Verbildlichens werden gemeinsam mit Ed Atkins eine persönliche und poetische Annäherung an die entscheidende Frage versuchen: Wie könnte eine zweifelnde Haltung und die Behauptung von Subjektivität inmitten der Fallstricke digitaler Zeichen und Dinge aussehen, und wie kann die Abstraktion der Sprache in diesem abstrakten digitalen Raum Erfahrung behaupten.

Mit Ed Atkins und Beiträgen von Joe Luna (Dichter), Ann Cotten (Dichterin), James Richards (Künstler), Adam Kleinman (Autor und Kritiker) und einer nachgestellten Antwort von Tobias Madison (Künstler).

Für das dreiteilige Symposium «Un-like» ist die letzte Veranstaltung mit dem Titel WÖRTER eine Art verspäteter Einschub und eine Reflexion über die beiden vorangegangenen Teile LIEBE und TOD. Diese sind durch einen sich gegenseitig bedingenden Spielraum verbunden und als Realitäten fast unmöglich darstellbar. Ihr Zustand und das blosse Begreifen ihrer Existenz, ist eine Bedrohnung sowohl für die Formen von Erkenntnis wie der Übereinstimmung mit den Dingen. Poesie hingegen ist der Inbegriff der Verstörung und des Begreifens das «Un-like» will.

Eine der Grundlagen für die Entfaltung des Symposiums ist der erklärte Glaube an das Unwiederbringliche von Erfahrung, also die Überzeugung, dass Kultur den Verlust von Erfahrung – genauer gesagt: den Verlust von gelebtem Leben in all seinem Etcetra – nicht vollständig darstellen oder gar aufheben kann. – Was bleibt (in den Begriffen von «Un-like») sind Liebe und Tod als verblendende Defizite. Mehr denn je bleiben wir mit diesen grossen, widerhallenden Wörtern zurück, deren Widerspruch gleichzeitig ihre Bedingung ist: Ihre Unzulänglichkeit begrenzt ihre Vorherrschaft; die Anwendung ihrer Allgemeingültigkeit – bis zur tiefgreifenden persönlichen Frustration. WÖRTER finden also in dem Moment statt, indem das Bedürfnis Erfahrung zu bezeugen mit sehr viel Widerstand aber auch sehr viel Vertrauen, Überheblichkeit und, ja, Liebe für diese Möglichkeiten empfunden wird. All diese grossartigen Unvorhersehbarkeiten, die sich in der einfachen Tatsache des Verrats eines Wortes entfalten, bejahen die Unwiederbringlichkeit von Erfahrung. Sie erneuern ausserdem die Möglichkeit der Einzigartigkeit von Erfahrung in der Zukunft. So eine einzigartige Erfahrung wird auch im Schreiben nachvollzogen. WÖRTER könnten dann eine Art Anwaltschaft ohne Besitz oder Entschädigung sein – auf jedoch unmögliche Art und Weise. Im Zusammenhang mit Kunstwerken und in Beziehung zu den Auswirkungen des Digitalen, des Virtuellen, des Aufgeschobenen, kann diese Freizügigkeit als eine Absage an die Unsterblichkeit verstanden werden. Das Lebendige wird in seiner Umklammerung von Liebe und Tod zugelassen und zelebriert: ohne Wörter, aber innerhalb ihrer Leerstelle. Bezüglich der Auswirkungen des Digitalen und seiner bestimmten ästhetischen Überhöhungen im computergenerierten, hochaufgelösten Modus – könnte vielleicht das gleiche gelten.

Jene Mittel und Möglichkeiten von Zukünftigkeit sind Ausgangspunkt für Joe Luna, wenn er nach den Bedingungen und Kompositionsweisen von Poesie fragt. Ausgehend von seinem „Gegen Unsterblichkeit“ betitelten Beitrag für den Ausstellungskatalog wird sein Vortrag die mehr oder weniger wörtlichen Wege erörtern, auf denen eine Gemeinschaft durch die Szenerie des Lesens und Schreibens aktiviert werden kann. Geleitet von einer aufrichtigen Skepsis gegenüber dem „kritischen Allgemeinplatz von Poesie als Widerstand“ schlägt Luna eine neue Betrachtung des revolutionären Aufrufs zur Einfachheit vor: als Bedingung der Unmöglichkeit von Poesie; als ihre eigentliche Poesis, also ihre Schaffenskraft – die Zeitlichkeiten, inklusive von Zeitgenossenschaft, aushebelt. Jenseits jeglicher verlässlicher Grundlagen wird die Übernahme von Verantwortung eine Frage des Distanzierens, gemessen an der „Haaresbreite“ zwischen uns und anderen. Eine Lücke. Oder: die eigentliche „Dialiektik vom Widerstand gegen die Verzweiflung, die die Anerkennung beinhaltet, wie schwierig es ist, dasjenige einfach zu machen, was schwieriger und schwieriger aufrechtzuerhalten ist.“ Hier offeriert Joe Luna einen Optimismus der Grausamkeit. Er will dafür plädieren, dass das Bedenken das Bereuen überwindet – und dass die unvorhergesehene Gegenwart zu einem nie perfekten Futur führt.

„Die Hermetikerin behauptet nicht, es wäre allgemein gültig, was sie sagt. Sie sagt: Komm her“, sagt Ann Cotten in ihrer Münchner Rede. Diese schreib sie für das Lyrikkabinett in München, ersetzte den Text aber kurz vor dem Auftritt durch einen anderen. Denn sie empfand den ersten Text als zu persönlich für Bequemlichkeiten. „Im kuschlig-kämpferischen Kontext des Raums, den Ed Atkins in der Kunsthalle besetzt”, sah sich Ann „dazu gezwungen, ihren Kampf ums Verstandenwerden zu teilen.“ Zur Zeit erwägt sie die Möglichkeit eines neuen Ersatztextes für Zürich. Es ist ihr Anliegen, sagt sie, „die vereinbarte Echtheit mit einer simulierten Öffnung auszutauschen; eine Öffnung, die dem Publikum die Befriedigung ihrer effektiven Erfahrung verschafft, ohne aber wirklich Zugang zur inneren Existenz der amerikanisch-österreicherischen Dichterin zu gewähren“ – weil sie am nächsten Tag weiter muss. „Wird es ihr gelingen, eine virtuelle Operation mit echten, scharfen verbalen Werkzeugen an ihrem eigenen lebenden Körper durchzuführen, ohne zu Schaden zu kommen?“ bleibt die Frage von Ann Cotten.
Cottens erster Gedichtband bestand aus 78 Doppel-Sonnetten, die einen Überraschungseffekt in den deutschen Lyrikszene verursachten. Die wenigen, die ihre einzige Publikation in Englisch lasen, I, Coleoptile (2010), waren auch ziemlich überrascht. Ihre aktuellste Veröffentlichung ist Der schaudernde Fächer (2013) - eine Sammlung von Kurzgeschichten, die gerade ins Englische übersetzt werden. Sie arbeitete ausserdem an einem Projekt über Kanji in Japan. Ann Cotten performt, gemeinsam mit den Dichterinnen Monika Rinck und Sabine Scho, die Rotten Kinck Schow, ein wildes Theorie- und Pappmaché-Ding.

Der Künstler James Richards präsentiert eine Auswahl von Künstlervideos die die Themen von «Un-like» kommentieren und erweitern. Das Programm zeigt u.a. Arbeiten von Stuart Marshall, Julia Heyward und Chris Saunders,vermischt mit Richards’ eigenem Material, die Sprache und Stummheit durch den Körper kanalisieren und aktivieren und so seinen Unkontrollierbarkeiten und Verstörungen unterworfen sind.
Der Tag des Symposiums ist gleichzeitig der letzte Tag der Ausstellung Alms For the Birds, die James Richards in der Cabinet Gallery in London kuratiert hat. Seine eigenen Ausstellungen wurden zuletzt gezeigt in der Rodeo Galerie, Istanbul (2013); im Center for Contemporary Art, Kitakyushu, Japan (2012); der Chisenhale Gallery, London (2011) – und der Tate Britain (2010). Im vergangenen Jahr (2013) nahm Richards an den Biennalen in Venedig und Lyon teil, sowie an der Gruppenausstellung Speculations On Anonymous Materials in der Kunsthalle Fridericianum, Kassel. 2012 gewann er den Jarman Award für Film und Video. Zur Zeit ist James Richards DAAD Stipendiat in Berlin.

Adam Kleinman, ein Schriftsteller, Vortragender, gelegentlicher Performer und manchmal auch Kurator, fragt: „Wenn Du mit Deinem Smartphone kommunizierst, ziehst Du es vor Textnachrichten zu schreiben, oder rufst Du lieber an? Soziale Ängste, Berechnungen und andere Pragmatiken mal aussen vor gelassen, denken wir doch an etwas anderes: Was ist die Macht, die eine Seite verleiht, nicht aber die Stimme – und umgekehrt?“ Vielleicht ist dies das Fundament von Poesie: dass beides, die Stimme (eine lebende Präsenz) und die Seite (ein entkörperlichtes Dokument), durch Worte sprechen. Wie arbeiten diese beiden Modi zusammen – und mit welchem Effekt? Autor und Kritiker Adam Kleinman wird eine Meditation darüber versuchen, wie Satzbau – zum Beispiel Rhytmus und Bildlichkeit – und Wortwahl etwas Magisches herstellen können: eine Vorstellung, die nicht materiell vorgefunden, sondern nur konzeptuell empfunden werden kann. Kann so ein Gefühl der Liebe ähneln? Kann überhaupt jemand beschreiben wie es ist, tot zu sein? Können Wörter und Anspielungen die Umrisse von beidem nachvollziehen?

Der Zürcher Künstler Tobias Madison wird WÖRTER beantworten, nachdem sie stattfanden.

WÖRTER beschliesst das Symposium und löst «Un-like» auf.


Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
CH-8005 Zürich
Tel +41 44 272 15 15
Fax +41 44 272 18 88

kunsthallezurich.ch


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