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Boris Lurie

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Getrennte Welten – Formen des Eigensinns

Deutsche Kunst in Ost und West vor der Wende

26. 09. 2015 – 31. 01. 2016 | Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg

Noch nach 25 Jahren löst die vierzigjährige Trennung der Kunstwelt in Deutschland Konflikte im Rahmen der Rezeption aus, wie es nicht zuletzt die „Tübke-/Triegel“-Präsentation zu Beginn des Jahres in der Kunsthalle Jesuitenkirche ganz aktuell wieder deutlich werden ließ.
Beide Kunstwelten sind nicht bloß auf den Widerstreit der politischen Systeme zu reduzieren. Schließlich war eine gemeinsam geteilte Geschichte anfänglich der Ausgangspunkt ihrer trennenden Entwicklung mit oft schmerzhaften Eingriffen.

In der Ausstellung werden, ausgehend von vier Grundkonstellationen, dem Wiederanknüpfen, dem Aufbrechen, dem Ausbrechen und dem Fortentwickeln ausgewählte künstlerische Formen des Eigensinns in Ost und West gegenübergestellt, um Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zu zeigen. Die Ausstellung spannt den Bogen über die gesamte Zeitspanne von 1945 bis zur Wende, fokussiert sich aber aufgrund der schier unüberschaubaren Menge künstlerischer Positionen in gut vier Jahrzehnten vorrangig auf das Medium der Malerei.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Museum für aktuelle Kunst in Durbach.

Vision gesamtdeutscher Kunstwelt
Allgemeine Deutsche Kunstausstellung Dresden 1946

Erstmals nach der diffamierenden Ausstellung „Entartete Kunst“ in Dresden 1933 nach Machtergreifung der Nationalsozialisten war die ganze stilistische Breite von expressionistischer, surrealistischer, konstruktivistischer, abstrahierender, neusachlicher und realistischer Kunst zu sehen – dabei lag der Fokus der Präsentation auf Werke der Brücke-Künstler, des Bauhaus-Umfeldes und denen der politischen Künstler der Assoziation revolutionärer Künstler Deutschland (ASSO). Zahlreiche Dresdner lehnten die moderne Kunst – die auf abenteuerlichen Wegen aus dem Süden und den Südwesten des amerikanisch und französisch besetzten Deutschlands die Ausstellung erreicht hatte – heftig ab. Damit hatte das Aufbegehren gegen die Moderne in der „Ostzone“ ihren Anfang genommen.


Wiederanknüpfen an die Moderne in der Malerei 1945 bis 1959
Kunsthochschule Burg Giebichenstein Halle
Staatliche Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe

Künstlern um Crodel, Bachmann, Kitzel und Sitte gelang es in Halle bereits ab 1945 an der Burg Giebichenstein ihre expressive und figurative Malerei wieder aufzugreifen. Hubbuch, Laible, Becker begannen 1947 in Karlsruhe ähnlich, gerieten aber nicht wie in Halle durch Angriffe aus Partei und Bevölkerung unter politischen Druck. Die meisten Träger des künstlerischen Aufschwungs in Halle, mit Ausnahme Sittes, verlassen nach harten Konflikten die Stadt. Kitzel wird in Folge in Karlsruhe mit Grieshaber zum Träger der Karlsruher Figuration.

Informelle Künstler – Organisiert und informell – 1945 bis 1960er
junger westen Recklinghausen und Gegenwelt Dresden

Nicht nur Künstler in Recklinghausen verfolgten beim jungen westen um Grochowiak, Schumacher und Werdehausen abstrahierend informelle Ausdrucksweisen. Auch in der Dresdner Künstlergruppe Der Ruf um Kesting und Glöckner sowie ab 1947 als informelle Gegenwelt waren ein halbes Dutzend Künstler abstrakten Stilrichtungen zuzurechnen. Anders als im Westen fehlte ihnen im Osten der Rückhalt bei anderen informellen Künstlergruppen, die unmittelbare Anschauung internationaler „Vorbilder“ und die Resonanz in der Öffentlichkeit.

Leipziger Realismen ab 1953
Heisig, Mattheuer, Tübke, Ebersbach u a.

Heisig, Tübke und Mattheuer, anfangs künstlerische Hoffnungsträger, gerieten zwischenzeitlich in Konflikte mit der Doktrin des sozialistischen Realismus´ der Partei, um aber ab 1972 als Leipziger Schule zum Aushängeschild der DDR-Kunst schlechthin zu werden. Sie knüpften künstlerisch an Manierismus, Verismus und symbolischen Realismus an, was sie in ständiger Spannung zur Parteilinie hielt. Als Lehrende und Verbandsfunktionäre betrieben sie eine regelrechte Schulbildung, aus der die nicht weniger eigenständigen Künstler Ebersbach, Rink, Hachulla und Stelzmann hervorgingen.

Kooperativer Aufbruch
Produzentengalerie Großgörschen 35, Berlin 1964/65

Sechzehn Berliner Künstler um Hödicke, Lüpertz und Petrick gründeten die Produzentengalerie Großgörschen 35, um vom Informel kommend, zu konkreten Aussagen durch figurative Formen zu gelangen. Nach nur einem Jahr eskalierten Konflikte und entzweiten die Gruppe: Ein größerer Teil arbeitete künftig als kritische Realisten; die expressiv Ausgerichteten waren wiederum Impulsgeber für die späteren Neuen Wilden.

Selbstbildung eines Künstlers im Kollektiv – 1953 bis 1980
Vom jugendkulturellen Aufbruch in Dresden zu Konflikt und Ausbruch
A. R. Penck und Lücke TPT

Der gebürtige Dresdner A.R. Penck (eigentlich Ralf Winkler) entwarf eine eigensinnige künstlerische Handschrift, thematisierte Entstalinisierung und Teilung durch die Mauer in Weltbildern. Er stellte erstmals 1972 auf der documenta 5 in Kassel aus, die im Osten keiner sehen durfte. Er begann im gleichen Jahr kollektive Malexperimente mit der Gruppe Lücke TPT in Dresden. Ein Künstler im Sinne der DDR wurde er durch beides nicht. Er verließ 1980 unter zunehmendem Druck die DDR um im Westen seine Arbeit fortzusetzen.

Ausbrechende Kollektive in Chemnitz und in München 1976 bis 1982
Clara Mosch und Kollektiv Herzogstraße

Claus, Ranft, Ranft-Schinke, Morgner und Schade-Kozik bildeten in Chemnitz eine Produzentengalerie und Künstlergruppe (Clara Mosch). Ihre Ausstellungen, Feste und pleinair -/Freiluftaktionen wuchsen fünf Jahre lang zu spektakulären Anziehungspunkten in der Kunstprovinz. Sie gerieten ins Visier staatlicher Beobachtung und Intrigen.Prem, Sturm und Bachmayer, unterstützt von weiteren Künstlern, fanden sich zum Münchner „Kollektiv Herzogstraße“ zusammen. Ihre großen Gemeinschaftsbilder entstanden teils bei gemeinsamen Aufenthalten in Drakabygget, Schweden.

Leipziger Ausbrüche vom Leitbild
1. Leipziger Herbstsalon 1984

Künstler um Huniat, Firit, Grimmling, Dammbeck, Wegewitz und Heinze organisierten im Handstreich, ungefragt aber nicht illegal, für ihre junge Kunst auf dem „1. Leipziger Herbstsalon“ 1984 eine unabhängige Plattform. 10.000 Besucher wurden trotz undurchführbarer bürokratischer Auflagen Zeuge dieses Kunstspektakels – angelockt allein durch Mundpropaganda. Aber der Impuls blieb einmalig, es reichte nicht zum zweiten Anlauf.


Positionen
Kunstwelten der 1980er und Anfang 90er Jahre

Während der 1980er-Jahre entwickelte sich in Ostdeutschland eine stilistische Vielfalt, die nur noch als Zusammenspiel individueller Positionen angemessen zu begreifen ist, wie es sich auch in der westdeutschen Kunst abzeichnete. Die Ausdrucksweisen waren jeweils zu individuell, um künstlerisch noch auf eine Systemdifferenz zurückzuführen. Dennoch: Politische Privilegierungen der Einen wie Repressalien der Anderen fielen erst mit der Wende.


Weitere Informationen
Öffnungszeiten:
Di 14 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr, Mo geschlossen
03.10., 01.11. (Allerheiligen), 26.12.15 und 06.01.16 (Hl. Drei Könige)
jeweils von 10 – 17 Uhr
24.12., 25.12., 31.12.15 und 01.01.16 geschlossen

Eintritt: 4,00 €, erm. 3,50 €

Öffentliche Führungen: Jeden Sonntag um 11 Uhr, jeden Dienstag um 19 Uhr,
03.10., 01.11., 26.12.15 und 06.01.16 jeweils um 11 Uhr
sowie am Mittwoch, 07.10., 04.11., 02.12., 30.12.15 und 20.01.16 jeweils um 10 Uhr

Familienführungen „Ost – West. Getrennte Welten in der Kunst?“:
Samstag, 03.10., Sonntag, 01. + 22.11., 13.12.15, 03.01. und 24.01.16
jeweils um 15 Uhr


Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26, 63739 Aschaffenburg

museen-aschaffenburg.de

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