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Boris Lurie

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A. R. Penck – Strich = Welt.

26.11.2016 - 5.3.2017 | Kunsthalle Jesuitenkirche, Aschaffenburg

Der als „Meister der Strichmännchen“ bekannte und 1939 in Dresden als Ralf Winkler geborene Maler, Grafiker und Bildhauer, war in den 1950er Jahren Mitglied der Künstlergruppe „Erste Phalanx Nedserd“, die für künstlerisches Arbeiten ohne Kompromisse stand. Unter anderem auch aus diesem Grund wurde Penck in Ostdeutschland der Besuch einer Kunstakademie verwehrt; er bewarb sich ab 1956 viermal erfolglos an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden und an der Hochschule für Bildende und Angewandte Künste Berlin (Ost). Auch eine Mitgliedschaft im Verband Bildender Künstler der DDR war den Mitgliedern der Künstlergruppe „Nedserd“ nicht möglich.

1971 gründet Penck gemeinsam mit Peter Herrmann, Wolfgang Opitz, Harald Gallasch und Steffen Terk die Künstlergruppe „Lücke TPT“– eine bewusste sprachliche Anlehnung an die 1905 gleichfalls in Dresden gegründete Künstlergemeinschaft „Brücke“. Hatte sich der Stil der einzelnen Mitglieder zeitweise innerhalb der expressionistischen „Brücke“-Gemeinschaft sehr stark einander angenähert, so zeichneten die Mitglieder der „Lücke TPT“ konsequenterweise kollektive Malexperimente aus.

Diese Phase des künstlerischen Schaffens von A. R. Penck wurde bereits im vergangenen Jahr unter dem Aspekt der „Selbstbildung eines Künstlers im Kollektiv“ in der Ausstellung „Getrennte Welten“ näher in der Kunsthalle Jesuitenkirche in Aschaffenburg beleuchtet.

Sein internationaler Durchbruch gelang Penck durch die Teilnahme an der documenta 5 1972, obwohl ihm selbst aber – von Seiten der DDR-Behörden – die Reise nach Kassel verwehrt wurde. Aufgrund dieser Situation war er auch gezwungen, seine Bilder als „Geschenkpakete“ getarnt in den Westen zu schmuggeln. Eine weitreichende künstlerische Anerkennung erfuhr A. R. Penck nur im Westen: Mit der Verleihung des Will-Grohmann-Preises 1975 durch die Akademie der Künste in West-Berlin nahmen für ihn auch die Kontrollen der Staatssicherheit zu. 1976 begegnete Penck seinem westdeutschen Malerkollegen Jörg Immendorff (2013 wurde Immendorff bereits eine große Ausstellung unter dem Titel „Affentheater“ in der Kunsthalle Jesuitenkirche gewidmet), mit dem er in den folgenden Jahren grenzüberschreitend zusammenarbeitete.

In ihren Werken setzten sie sich sowohl für die Abschaffung der deutsch-deutschen Grenze als auch für Dissidenten ein. Im Mai 1979 wurden bei einem Einbruch in das Atelier von Penck unzählige Arbeiten und Aufzeichnungen vernichtet. Am 3. August 1980 wurde er schließlich ausgebürgert und siedelte in den Westen über. Penck malte nun große Historienbilder und entwickelte seinen unverwechselbaren Stil.

Nahezu zeitgleich bediente sich der USamerikanische Maler Keith Haring einer ähnlichen Formensprache. In der Tradition der Pop-Art prägen dessen Werke eine im Vergleich zu Penck intensivere Farbigkeit und haben eine dekorativere Ausrichtung.

A. R. Penck wurde bereits 1981 von der Goethe-Stiftung in Basel der Rembrandt- Preis verliehen, 1985 kam der Kunstpreis der Stadt Aachen hinzu. Wichtige Ausstellungen und die Berufung zum Professor für Malerei an die Kunstakademie Düsseldorf 1988 festigten seinen nationalen und internationalen Ruf.

Mit seinem Künstlernamen verweist A. R. Penck auf den Eiszeitforscher und Geologen Albrecht Penck (1858-1945). Der international renommierte Geologe hatte als Spezialgebiet die Geomorphologie – neu entwickelte Landkarten zwangen zum systematischen Arbeiten. Diesen naturwissenschaftlichen Anspruch hat auch der Künstler Penck an seine Arbeit. Oberflächlich betrachtet, erinnern seine Werke an prähistorische Höhlenmalerei und primitivistische Zeichen, doch zugleich reflektiert er in ihnen Mathematik, Kybernetik und Mechanik. Frühe Bilder weisen eine pseudo-wissenschaftliche Bildsprache auf – Zeichenkürzel wie U-, X-, T-, M-Formen, geometrische Formen wie Dreieck, Quadrat, Kreis und Kreuz sind bildbestimmend.

Kunst ist für Penck weit mehr als nur ein schönes Bild. Während „A. R. Penck“ der bekannteste Künstlername von Ralf Winkler ist, nutzte er im Laufe seiner künstlerischen Laufbahn auch weitere Pseudonyme: Tancred Mitchel (TM), Theodor Marx (TM), Mike Hammer und Y.

Treffend schreibt Dieter Ronte im Begleitkatalog der Ausstellung, dass der „wiederholte Namenswechsel […] eine Flucht ist vor der verstaatlichten Bindung, an den eigenen Pass, aber auch eine Antwort auf die Kulturpolitik der damaligen DDR, die dem Künstler keine Freiheiten des eigenen künstlerischen Ausdrucks, eines selbstbestimmten Kunstwollens garantierte.“

Weiter führt Ronte aus: „Dabei glaubt Penck an die Vorzüge eines freien Sozialismus für eine gerechte Gesellschaft, er liest Philosophen wie Karl Marx (1818–1883) und Karl Liebknecht (1871–1919). Doch als dissidenter Künstler mit „subkulturellen Positionen gegen den kollektiven Auftrag“ (Karin Thomas, Kunst in Deutschland seit 1945, DuMont Buchverlag Köln 2002, S. 210ff) verspürt er unmittelbar die körperliche Hermetik, die das System zur Unterdrückung von nicht angepasstem Gedankengut durch Nichtgenehmigungen oder Schließungen von Ausstellungen nutzt.“

In der Kunsthalle Jesuitenkirche werden wichtige Stationen seines künstlerischen Schaffens zu sehen sein, in dem er seit seinen Anfängen immer wieder die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft auslotet.

Heute verweigert sich A. R. Penck nahezu vollständig dem Kunstbetrieb – er lebt und arbeitet von der Öffentlichkeit unbehelligt u. a. in Irland.


Kunsthalle Jesuitenkirche,
Pfaffengasse 26,
63739 Aschaffenburg


Presse





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