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Boris Lurie

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vom bild // zum bild. metamorphose - Museum der Moderne / Rupertinum, Salzburg (22.10.05-19.2.06)



Mit der Fragestellung nach der Relevanz von neuen malerischen Konzepten heute eröffnet die Ausstellung "vom bild // zum bild. metamorphose" den Diskurs über die Bestimmung des Bildes im Zeitalter der Neuen Medien. Künstler einer jungen Malergeneration wenden sich wieder dem malerischen Gestus zu, vernetzen ihre Bildideen jedoch mit dem unermesslichen weiten Spektrum von bildgenerierenden Strategien im Internet, mit artifiziellen Computerbildern, visuellen Kommunikationsmitteln und diversen anderen medialen Technologien.

Gerade in jungen und zeitgenössischen Positionen hat sich dieser Diskurs extrem erweitert; nicht mehr allein das fotografische Bild fordert die Malerei zu einem kontroversiellen Dialog zwischen Symbiose und Vernichtung heraus, sondern nahezu alle Medien, die mit Bildern arbeiten, verknüpfen sich zu einem dichten Netz von Vorbildern und Nachbildern: digitale Fotografie, Fotobearbeitungen am Computer, veröffentlichte Bilder in Printmedien und im Internet, medizinisch-diagnostische Bildverfahren wie private Erinnerungsfotos, virtuelle Bildkonstrukte oder die reproduzierte Kunstgeschichte, individuelle Bildarchive wie die unübersehbaren Bilddateien im Web - alle diese Bilder formulieren gleichzeitig mit der permanenten Präsenz und ubiquitären Abrufbereitschaft der Bildquellen die Kritik an einem gültigen Realismuskonzept.
Ist das was man sieht auch das "Reale"? Ist das vermeintlich Reale auch das Bild des Wirklichen? In diese Kluft zwischen Sehen und Erkennen, zwischen dem Vermuten und der Gewissheit, zwischen dem traditionellen Deuten von Inhalten und einem innovativen Navigieren in Bedeutungsfeldern treten junge malerische Positionen, die sich in dieser Zone der Verunsicherung bewegen. Eine neue Künstlergeneration agiert nach den großen Initiatoren der Wahrnehmungsvergewisserung wie Gerhard Richter Chuck Close, Ed Ruscha mit neuem Selbstbewusstsein und neuen Blickrichtungen; sie ist bereit, die avancierte mediale Herausforderung anzunehmen ohne auf eine neue Phantastik im Assoziativen und/oder Erzählerischen zu verzichten.
Der Weg von einem technisch, virtuell, digital hergestellten Vor-Bild zu einem gültigen malerischen BildResultat ist nur eine Art der Synthese und Metamorphose "vom bild // zum bild", und doch ist auch dieser Weg unendlich facettenreich und diversifiziert:

>> die künstler
>> wolfgang ellenrieder. die ironie der bilder
Ellenrieders Gemälde entstehen nach computergenerierten Bildmaterialien und digitalen Bildern aus dem Internet. Allen Bildern Ellenrieders eignet dasSpiel mit dem Illusionspotenzial der Malerei. Ellenrieder ist ein Täuscher, der die Malerei immer mehr in die Nähe der technologischen Medien und deren Simulationen rückt. Das größte Potenzial der Malerei sieht er in ihren spezifischen Möglichkeiten der Produktion von irrealen Welten. Der Status der Bilder, die Frage nach Kopie, Abbild oder Cover-Version, wird von ihm immer neu gestellt, die reale Sichtbarkeit auf ironische Weise thematisiert und der Betrachter in seinen Dechiffrierungsversuchen irritiert.

>> marcin maciejowski. stilisierungen
Marcin Maciejowskis Portraitsentstehen nach fotografischen Vorlagen, sie stellen Stilisierungen von bereits bekannten Stereotypen dar. Maciejowski stützt sich dabei aufallgemein gültige Codes und die Sprache der Pop- bzw. Massenkultur. Die Portraits werden von Maciejowski aufs Wesentliche reduziert; Gesichtspartien und andere Details werden weggeblendet, was bleibt sind allgemein gültige Schematisierungen, leere "Menschenhüllen", denen jegliche Individualität genommen ist. Seine "Schauspielerinnen" perpetuieren die Idee des Stars, banalisieren die Ikonen jedoch in einer, die Schwarz-Weiß-Fotografie nachahmenden, Grisaillemalerei.

>> bernhard martin. eine collagierte welt
Bernhard Martins Bilder wirken wie gigantische Collagen. Auf einer einzigen Fläche wird das unterschiedlichste Bildmaterial, ohne Rücksicht auf dessen ursprünglichen Kontext, zu einem komplexen und ikonografisch diversifizierten Bildganzen zusammengefügt. Martin verbindet die akademischen Normen der Malerei mit einer poppigen Bildsprache, die als Metapher für eine Spaß- und Konsumgesellschaft zu sehen ist. Pin ups, Rock-Stars und Comic-Helden bewohnen seine absurden Bilderwelten. Auch im Formalen geht es ihm um Störzonen: er verwendet unterschiedliche Methoden des Farbauftrags, simuliert verschiedene künstlerische Techniken, wie zum Beispiel die des Scherenschnitts oder der Collage und erzeugt so eklatante Stilbrüche und surreale Szenarien.

>> lisa ruyter. das synthetische der malerei
In Lisa Ruyters Bildern entsteht eine besondereSynthese von Malerei und reproduzierter Vorlage. Ihre Werke sind reine Gemälde; den Ausgangspunkt ihrer Arbeiten bilden selbst gemacht Fotografien, die sie auf Fashion Shows oder Modeparties aufnimmt und dann durchschematisierte Projektionenauf die Leinwand überträgt. Lisa Ruyter unterteilt den Prozess der Malerei streng in Zeichnung (Kontur) und Farbe (Fläche), trotzdem ist das "Fotografische", Momenthafte stark wirksam und manifestiert sich in einer Synthese von vorgefundener Typologie und illusionistischer Bildsprache der Malerei.

>> martin schnur. film noir
Martin Schnurs Menschenbilder beziehen sich aufimaginäre Filme in der "Welt im Kopf"(E. Canetti) des Künstlers. Sie rekurrieren auf quasi fotografische Filmstills, auf imaginäre Szenen, die vielfältige Interpretationen und Spekulationen über das Agieren und das Erinnern seiner Protagonisten zulassen. Schnur arbeitet mit zahlreichen intertextuellen Anspielungenund atmosphärischen Anklängen an den rätselhaftenFilm Noir, an die magischen Streifen von David Lynchoder die ambivalenten Szenen bei Alfred Hitchcock. Er schafft eine Sicht auf eine potenzielle mediale Wirklichkeit, die sich jedoch ganz in der Malerei manifestiert. Der malerische Gestus, der offene Pinselstrich, die gegliederte Flächenkomposition, die Einteilung in Vorder-, Mittel- und Hintergrund sind zutiefst malerische Kategorien.

>> saul villa. tarnung und täuschung
Saul Villa thematisiert in seinen malerischen ArbeitenKrieg, Gewalt und Terror und die damit verbundene Strategien des Versteckens und der Tarnung. Die Bildvorlagen entnimmt Villa aus dem Internet: Websites von Waffennarren, militärisches Bildmaterial von der Homepage der Marines, Anleitungen für Heckenschützen.
Diese werden von Villa camoufliert und gleichsam in ein Tarnmuster aufgelöst; der ursprüngliche Inhalt ist damit aufgehoben und in eine abstrakte Struktur überführt. Saul Villa enthüllt und verhüllt zugleich. Neben dem politisch brisanten Anspruch, den Villas Arbeiten beinhalten, werden auch Fragen zur Medialität des Bildes gestellt, das nicht nur ein Mittel der Sichtbarmachung, sondern auch des Verbergens sein kann.

>> konrad winter. dekonstruktion
Konrad Winter geht in seiner Werkreihe "Getarnte Landschaften" von fotografischen Reprodutkionen(Postkartenansichten, Fremdenverkehrsprospekten, Tourismuswerbung) und Kunstreproduktionenaus. In einem aufwändigen Malprozess mit dünnem Pinsel und Autolack werden die digitalisierten Vor-Bilder in nahsichtige Ausschnittetransformiert. Er löst das strukturelle Gesamtgefüge des Bildes zu Gunsten eines impressionistischen Farbteppichsauf. Das zunächst als "abstrakt"erkannte Bild gibt sich jedoch als "Abbild" zu erkennen und animiert den Betrachter permanent, seine Wahrnehmung und sein "Bilderwissen" zu überprüfen.

>> peter zimmermann. das digitale bild
Zimmermanns Bilder entstehen in einem komplexen Umsetzungsprozess; gefundenes Bildmaterial und/oder eigene Bilder einer früheren Schaffensperiode werden von ihm einer intensiven Nachbearbeitung am Computer unterzogen. Zimmermann folgt einem Prinzip des algorithmischen Zufalls, es werden verschiedene Verfahrensmuster eingesetzt, die jegliche Systematik und Logik zerstören, und die Bilder aus der Sphäre der Erkennbarkeit entheben. Die mediatisierten Resultate werden auf die Leinwand projiziert und schrittweise mittels Kunstharz und Pigmenten ausgeführt. Durch den Prozess der Transformierung von computergenerierten Bildsystemen in Malerei verleiht der Künstler den technoiden Medien eine neue Materialität und lotet so die Möglichkeiten des klassischen Tafelbildes und seiner inhaltlichen Lesemodalitäten neu aus.

Abbildung: Lisa Ruyter, The Small Back Room, 2001, Acryl auf Leinwand, 122 x 152 cm, Dauerleihgabe im Museum der Moderne Salzburg / Sammlung Ernst Ploil Wien

Öffnungszeiten: Di - So 10:00-18:00, Mi 10:00 - 21:00, Mo geschlossen

Museum der Moderne Salzburg Rupertinum
Wiener Philharmonikergasse 9
5020 Salzburg
www.museumdermoderne.at

ch





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Lisa Ruyter:


- Art Basel Hong Kong 2014

- art basel miami beach 2014

- Medienturm Kunstverein Graz

- MoMA Collection


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