Joachim Hiller (*1933) hat sich über Jahrzehnte der Malerei gewidmet, ohne seine Bilder öffentlich zu zeigen. Seit Mai 2006 wird Joachim Hiller von der Wiesbadener Galerie Nero erfolgreich vertreten.
In diesem Herbst sind Arbeiten von ihm u.a. in folgenden Gruppenausstellungen mit international renommierten Künstlern zu sehen:
Joachim Hiller, o.T., Acryl auf Leinwand 110 x 110 cm
Staatliches Museum St. Petersburg, "Himmel"Gemeinschaftsausstellung mit internationalen Künstlern
12.8. - November 2010
Joachim Hiller, 2010, o.T., Acryl auf Leinwand 150 x 150 cm
Museum Villa Haiss, Zell a. H., Gruppenausstellung u.a. mit Miotte, Mack, Penck, Richter, Uecker
3.9. - 30.11.2010
Kontakt und Informationen:
hiller-kunst.de
museum-villa-haiss.de/
galerie-nero.de
Anlässlich der Joachim Hiller Ausstellungen in der Mount San Antonio Art Gallery, Los Angeles und im Chelsea Art Museum New York erscheint ein neuer Katalog:
Frankfurter Rundschau
Montag, 2. August 2010 66. Jahrgang Nr. 176 R2/R1/R3
Erdig und frei
Späte Entdeckung: Joachim Hillers
informelle Gemälde und Reliefs in der Galerie Nero
Von Dorothee Baer-Bogenschütz
Zurück in die Nachkriegszeit? In die
Gefilde Jean Fautriers? Die Gewässer
von Antonio Tàpies? Dabei
schätzt er doch Max Beckmann. Einen
Mann für kraftvolle Figürlichkeit. Der
malt, was er denkt. Wenngleich mythologisch
verschlüsselt. Joachim Hiller, 1933
in Berlin geboren, früher unter anderem
als Werbegrafiker und Art Director in
Frankfurt tätig und mit Philipp Otto Runges
Farbenlehre vertraut, möchte es mit
den Besten aufnehmen und ist in seiner
Malerei so wandlungsfähig, dass man
staunen kann. Auch darüber, dass ihn keiner
kennt. „Völlig abseits des Kunstbetriebs
ist ein vielgestaltiges Werk entstanden“,
wirbt seine Wiesbadener Galerie,
die doch sich selbst nicht „völlig abseits“
des Betriebs verorten wird.
Die Galerie Nero zeigt jetzt die vierte
Einzelausstellung Hillers, in der man das
Erdige, Schrundige, Krustige, Gegenstandslose
und Interpretationsoffene findet.
Ein neues Informel? Emil Schumacher
recycelt? Alberto Burri aus dem Sack
geholt, die Größen ihrer Epoche wie bei
einer Séance herbeigezaubert als Referenzadressen?
Form, Farbe, Materialität:
„Acryl auf Leinwand“(2010), GALERIE NERO
Poetisch und naturverbunden ist Hiller.
Und zeichnen kann er – Feinheiten
von Felsen in Kroatien etwa. Inzwischen
haben es ihm die Kanaren angetan. Herrlich
ist es, wie er in „Styropor auf Leinwand
auf Holz“ Lanzarote huldigt. Das
Relief der Ferieninsel bildet eine wesentliche
Inspirationsquelle für einige neue Arbeiten
mit schwarzbraungrauen Valeurs –
den Farben des vulkanischen Eilandes.
Auch mit Sand und Zement versteht Hiller
zu malen.
Das Bunte ist passé. Eine Zeit lang –
auch diese Phase nimmt die Galerie ins Visier
–, war Hiller Mister Kaleidoskop. In
„Acryl auf Leinwand“ schuf er reich facettierte,
lustvoll ineinander geschachtelte
und geschichtete Strukturen mit fließenden
oder (drei-)eckigen Formen, bei denen
das strukturelle All over im Vordergrund
steht, handwerklich versiert, farblich
ausbalanciert.
Seit dem Jahr 2006, ihrem Gründungsjahr,
verfolgt die Galerie Nero das Oeuvre.
Susanne Kiessling, zugleich Tàpies-Liebhaberin,
begeistert sich etwa für die Idee,
Wasser zu malen, wie es noch keiner zuvor
gemalt hat. In Arbeiten des vergangenen
Jahres vermischt Hiller, der vom
Kunsthandwerk kommt, Wassertropfen
auf Leinwand mit Pigment. Über ein vielstufiges
Tropf- und Trocknungsverfahren
erzielt er verblüffende Ergebnisse. Seine
Wasserbilder sehen tatsächlich nass aus.
Die Bläschen darauf wie Seifenschaum.
Und zwar nicht nurwegen der Türkis-und
Blautöne.
„Acryl,
Zement auf
Holz“ (1984),
GALERIE NERO
Die aktuelle Auswahl umfasstWerkbeispiele
aus rund 20 Jahren. Der Schwerpunkt
liegt auf dem Neuen. Schon seit
1969 versucht Hiller, Wanderer zwischen
den Welten, sich als freier Maler zu positionieren
mit Tausenden von Gemälden,
Reliefs, Zeichnungen, Aquarellen.
„Die Freiheit wird immer größer, je näher
man die Naturformen studiert“, sagt
er und meint wohl, dass die Annäherung
die Angst vor den Beschränkungen des
Universums und die Berührungsängste
mit der kunstgeschichtlichen Tradition
bannt. In Klaus Honnef fand er seinen Exegeten.
Der Theoretiker der Fotokunst begibt
sich etwa mit der Fotografin Diane Arbus
auf die Suche nach Hillers „visuellen
Prägemustern“ und stellt klar, dass es nur
oberflächlich um eine Spielart des Informel
geht. Recht hat er, wenn er sagt, der
Ausdruck des Ichs sei dem Künstler fremd.
Ein bisschen zu bedauern ist das allerdings.
In der Kunst suchen wir doch auch
die Seele hinter der Technik.
Joachim Hiller, Galerie Nero,
Wiesbaden, Nerostraße 9,
Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr,
Telefon 0611/1725911, bis 18.9.2010
Ein Vorwort zur Werkbiografie Hiller
von Klaus Honnef finden Sie hier:
Text
Kataloge/Medien zum Thema:
Joachim Hiller
GalerieETAGE im Museum Reinickendorf
GEDOK-Berlin e.V.
Galerie Parterre
ifa-Galerie Berlin
Kunstbrücke am Wildenbruch