Antoni Tàpies, courtesy Galerie Lelong, Paris
Eröffnung: Freitag, 2. Dezember 2011 um 19:00 Uhr
Einführung: Dr. Peter Lodermeyer, Kunsthistoriker Bonn
Dauer: 2. Dezember 2011 bis 14. Januar 2012
Antoni Tàpies, courtesy Galerie Lelong, Paris
Zum zweiten Mal nach 2007 zeigt die Galerie Nero Gemälde und Reliefbilder von Joachim Hiller in Kombination mit Druckgrafiken des Katalanen Antoni Tàpies. Die Ausstellung bietet die Gelegenheit, anhand ausgewählter Arbeiten Verbindendes und Trennendes zweier Künstler zu entdecken, die jeweils in eigenwilliger Weise die Formensprache der informellen Malerei weiterentwickelt und dabei ganz neue Bildmöglichkeiten gewonnen haben.
Seit den 60er Jahren setzt Antoni Tàpies, der weltweit zu den bedeutendsten zeitgenössischen Künstlern zählt, seine druckgraphische Arbeit mit großer Liebe und Experimentierfreude um. Die Gravierkunst bietet ihm dabei ein breites Feld von Ausdrucksmöglichkeiten.
Die Ausstellung zeigt hochwertige Radierungen und Lithografien von beeindruckender handwerklicher und künstlerischer Qualität, welche seine typische Zeichensprache aufzeigen. Buchstaben, Kreuze, angedeutete Körperteile und abstrakte gestische Pinselschwünge setzen sich dabei zu ebenso eindringlichen wie kryptischen Bildaussagen zusammen.
Joachim Hiller, courtesy Galerie Nero, Wiesbaden
Den Grafiken stehen ausgewählte Materialbilder von Joachim Hiller gegenüber – jeweils Unikate –, insbesondere solche, bei denen der Künstler erdhafte Materialien wie Sand oder Zement verwandte. Diese Arbeiten zeigen anschaulich, dass Hillers Augenmerk besonders den naturhaften Strukturen gilt, die sich als Spuren aus dem Abbröckeln, Ausschwemmen, Wegkratzen usw. von Farb- und Materialschichten ergeben. Während Tàpies eine beinahe magische Beschwörung mittels ambivalenter kultureller Zeichen praktiziert, zeigt sich in Hillers Werk ein geradezu naturwissenschaftliches Interesse an Materialien und ihren Eigenschaften, weshalb er auf die Verwendung von Symbolen völlig verzichtet.
Joachim Hiller, courtesy Galerie Nero, Wiesbaden
(In einem wissenschaftlichen Kontext steht auch die Gruppenausstellung „Terra incognita“, die zurzeit in der Technischen Universität Dresden gezeigt wird und in der Hiller mit mehreren Werke vertreten ist).
Was den in Barcelona lebenden Antoni Tàpies (*1923) und den in Dorsheim bei Bingen ansässigen Joachim Hiller (*1933) verbindet, ist zum einen ihre stark materialbetonte Arbeitsweise, die dazu führt, dass die Malerei immer wieder in die dritte Dimension, zum Relief hin, erweitert wird. Beiden Künstlern gemeinsam sind zum anderen eine Vorliebe für Sand als Material und ein besonderes Interesse an dem Motiv der Mauer. Doch während Tàpies die Mauer vor allem wegen ihrer vielfachen symbolischen Bedeutung (die von politischen bis zu philosophischen Assoziationen reicht) und als Träger zeichenhaft verschlüsselter Botschaften nutzt, ist Hiller an der Mauer als Grenze zwischen Kultur und Natur interessiert. Wo Tàpies Buchstaben und Zeichen auf seine Bild-Wände schreibt oder malt bzw. in sie einritzt, die sowohl an alltägliche Wandkritzeleien als auch an uralte Symbole aus verschiedenen Kulturkreisen erinnern, nutzt Hiller seine mauerartigen Bildträger als ein Ereignisfeld für Materialprozesse, die gewissermaßen selbsttätig unvorhersehbare Bildstrukturen hervorbringen.
Joachim Hiller, courtesy Galerie Nero, Wiesbaden
Aus der Gegenüberstellung der Arbeiten von Joachim Hiller und Antoni Tàpies ergibt sich ein spannender Dialog über die verschiedenen künstlerischen Möglichkeiten im Grenzbereich zwischen Abstraktion und Materialästhetik.
Galerie Nero
Susanne Kiessling
Nerostr. 9
D-65183 Wiesbaden
Tel.: 0611 - 1725911
Fax: 0611 - 1725912
e-mail: kiessling @ galerie-nero. de
internet: galerie-nero.de
hiller-kunst.de
Öffnungszeiten:
Di-Fr 14.00 - 19.00 Uhr
Sa 11.00 - 15.00 Uhr
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