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Justine Otto - Zähne und Krallen



Justine Otto, zähne und klauen, 2008, Öl auf Leinwand, 119 x 140 cm, Sammlung Hense, Bochum

Seit einigen Jahren macht Justine Otto (* 1974) in der zeitgenössischen Kunstszene Furore. Ihre virtuos gemalten, großformatigen Bilder sind unverwechselbar. Die jugendliche Schönheit der Protagonistinnen in Justine Ottos Bildwelt zieht die Betrachter magisch an, nimmt sie gefangen. Und doch haftet den Werken immer auch etwas Irritierendes an: Wölfe und Bären tauchen als Begleiter dieser Frauen auf, mal bis zur Absurdität domestiziert, dann wieder meint man, das Animalische mit der ihm innewohnenden Aggressivität geradezu greifen zu können. Bei all dem herrscht eine eigentümliche Spannung, bleiben die dargestellten Personen seltsam unbeteiligt.

Die Ausstellung Zähne und Krallen stellt eine spannende Begegnung mit einer wichtigen Position aktueller Malerei dar. „In der Härte ihrer Bilder, in deren Unerbittlichkeit, schafft Justine Otto eine Realität, die weder überzogen noch pathetisch ist, sondern kalt den Nerv einer Gegenwart trifft, in der Gegensätze entweder eingeebnet sind oder explodieren.“

(Jean-Christophe Ammann, Das weibliche Territorium der Justine Otto, 2011).

„Katastrophen hören nicht einfach auf. Sie
haben ein unbewegtes, unerschütterliches
Zentrum, das fortwährend neue Desaster
gebiert.“ (T.C. Boyle)

Mit dem Titel „Zähne und Krallen“ nimmt die Malerin Justine Otto Bezug auf Erzählungen von T.C. Boyle. Der amerikanische Kultautor entwirft in dem gleichnamigen Erzählband ein skurriles Universum von Albträumen und Katastrophen. Natur und Zivilisation prallen hier unvermittelt und konfliktreich aufeinander, wobei die Natur zwar bisweilen bezwungen werden kann aber in den meisten Fällen triumphiert.

So auch in der Titelgeschichte, in der ein junger Mann eine afrikanische Raubkatze in sein Schlafzimmer aufnimmt, um das Herz einer tierlieben Frau zu erobern. Doch sein Plan schlägt fehl, er bleibt allein mit dem gefährlichen Tier zurück und hofft, dass es durch ein geöffnetes Fenster von allein wieder verschwinden mag: „Am Morgen – es gab keine heraldischen Sonnenstrahlen, keineswegs, es regnete noch immer – ging ich in die Wohnung und schlich so leise, als wäre ich ein Einbrecher, zur Schlafzimmertür. Ich schaute durchs Guckloch und sah einen Berg Teppichboden um den leeren Käfig aufgehäuft – ein Bau, ein provisorischer Bau – und da erst begann ich etwas für die Katze zu empfinden, konnte ihre Verwirrung nachempfinden, ihre Angst vor der fremden Umgebung, ihr Misstrauen: Das war keine felsige Landschaft, das war mein Schlafzimmer (…) Nichts rührte sich. Bestimmt war sie verschwunden, ein weiter Sprung, der Aufprall der Beine, Gras unter den Pfoten, feste Erde. Sie war weg. Bestimmt. Ich stählte mich innerlich, öffnete die Tür und trat ein. Und dann – ich weiß nicht, warum – schloss ich die Tür.“ An dieser Stelle hört Boyle auf zu erzählen und überlässt es der Phantasie des Lesers die Geschichte in die Katastrophe weiterzudenken.

Justine Otto verfolgt in ihrer Malerei eine ähnliche Strategie. Sie zieht den Betrachter in faszinierend schockierende Visionen hinein, um ihn dann mit Grundthemen der menschlichen Existenz wie Angst, Trauer, Vergänglichkeit zurückzulassen. Auch sie schildert spannungsgeladene Begegnungen zwischen Natur und Zivilisation.

Die Motive dieses skurrilen Universums lassen sich auf Eindrücke und Erlebnisse der Künstlerin zurückführen – wie beispielsweise die Erzählungen T.C. Boyles – gleichwohl sind die Bilder von allem Illustrativen frei und präsentieren eine eigene, poetische Wirklichkeit voll von trostloser Einsamkeit und Absurdität.

Die fantasiereiche Darstellungsvielfalt versteht es, den Betrachter sowohl emotional zu binden wie intellektuell zu fordern. Man wird von den irrationalen Darstellungen hingerissen und abgestoßen, man fühlt sich bestärkt und überzeugt und dann wieder hilflos alleingelassen. Justine Otto entfaltet eine ungewöhnlich dichte Bildsprache, die einen eigenen Stellenwert in der aktuellen Malerei einnimmt.
Susanne Pfleger, in: Zähne und Kral len – Justine Ot to, Gemälde 2006 – 2009, hrsg. von Justine Otto, Hamburg 2009

Öffnungszeiten: Di 14 – 20 Uhr, Mi – So 10 – 17 Uhr, Mo geschlossen
1. Mai, 17. Mai (Christi Himmelfahrt), 28. Mai (Pfingstmontag), 7. Juni (Fronleichnam) 10 – 17 Uhr

Kunsthalle Jesuitenkirche
Pfaffengasse 26
63739 Aschaffenburg
museen-aschaffenburg.de

Medienmitteilung





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Justine Otto:


- Kunstverein Aschaffenburg

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