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Boris Lurie

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DIALOG DER MEISTERWERKE

HOHER BESUCH ZUM JUBILÄUM

7. 10. 2015 - 24. 01. 2016 | Städel Museum, Metzler-Saal, Frankfurt

Zu seinem 200. Geburtstag erwartet das Städel Museum hohen Besuch: Vom 7. Oktober 2015 bis zum 24. Januar 2016 werden ausgewählte Städel Werke mit 65 Meisterwerken aus den renommiertesten Museen der Welt zusammengebracht, die während der Jubiläumsausstellung mit ihnen in einen „Dialog der Meisterwerke“ treten. Die herausragenden Arbeiten aus dem Städel stellen einen Querschnitt der Geschichte des Hauses dar und bieten zugleich einen Überblick über die in 200 Jahren gewachsene Sammlung. Internationale Begleiter werden ihnen an die Seite gestellt, um temporäre Partnerschaften und lang ersehnte Zusammenkünfte zu ermöglichen. Die von allen Städel-Kuratoren gemeinsam konzipierte Schau erstreckt sich erstmals über die gesamte Sammlungsfläche des Museums. Zur Sonderausstellung reisen Leihgaben unter anderem aus der Albertina in Wien, dem Museo Thyssen-Bornemisza in Madrid, dem Londoner Victoria and Albert Museum, dem Musée d’Orsay in Paris, der National Gallery of Ireland in Dublin, dem Den Haager Mauritshuis, der Tate in London, den Vatikanischen Museen und der National Gallery of Art in Washington nach Frankfurt am Main. Die hochkarätigen „Jubiläumsgäste“ erlauben es, überraschende kunstgeschichtliche Bezüge herzustellen sowie die Bestände der 700 Jahre Kunstgeschichte umfassenden Sammlung des Städel neu zu beleuchten und zu hinterfragen. „Dialog der Meisterwerke. Hoher Besuch zum Jubiläum“ wird von einer Vortragsreihe der Städel Kuratoren zur Geschichte des Museums begleitet, die Eröffnungsrede der Ausstellung hält der Schriftsteller Daniel Kehlmann.


Die Jubiläumsausstellung erstreckt sich über alle vier Etagen und Sammlungsbereiche des Städel. So begegnet der Besucher beim Rundgang durch das Museum in der Sammlung Alte Meister prominenten „Jubiläumsgästen“ wie Jan van Eyck, Fra Angelico, Johannes Vermeer oder Nicolas Poussin, die in enger Beziehung zu Werken aus der Städelschen Sammlung stehen. In der Sammlung Kunst der Moderne reisen Meisterwerke von Edgar Degas, Max Liebermann, Pablo Picasso und Franz Marc an, und in der Sammlung Gegenwartskunst sind unter anderem Konstellationen mit Arbeiten von Martin Kippenberger, Georg Baselitz, Thomas Struth, Daniel Richter und Corinne Wasmuht zu entdecken. Die Graphische Sammlung präsentiert – Seite an Seite mit Städel-Schätzen – Meisterwerke von Adam Elsheimer, Edgar Degas, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann und Rembrandt Harmensz. van Rijn. Die insgesamt 40 auf diese Art gebildeten thematischen Paarungen werden durch eigens konzipierte farbige Podeste verbunden, sodass die entstehenden Dialoge nicht nur erläutert, sondern innerhalb der Sammlungspräsentationen besonders hervorgehoben werden.

Dialoge in der Sammlung Alte Meister
In der Galerie für Alte Meister trifft etwa das aus der National Gallery of Art in Washington angereiste Werk Verkündigung an Maria (um 1434/36) von Jan van Eyck (1390–1441) auf dessen Lucca-Madonna (1437) aus dem Städel. Die beiden Gemälde zählen zu den schönsten und inhaltlich komplexesten Marienbildern des bekanntesten altniederländischen Künstlers. Auch fast 600 Jahre nach ihrer Entstehung werden sie noch für ihre reiche künstlerische Gestaltung bewundert; sie zeichnen sich durch einen verblüffenden Detailrealismus und eine vielschichtige Raum- und Zeitstruktur aus. Bis 1850 befanden sich beide Werke in der glanzvollen Altmeistersammlung König Willems II. der Niederlande, nun sind sie erstmals nach 165 Jahren Seite an Seite zu sehen.
Eine nicht minder spektakuläre Zusammenkunft bilden zwei Frauenporträts aus dem 15. und 19. Jahrhundert: Dem um 1480/85 entstandenen Weiblichen Idealbildnis (Bildnis der Simonetta Vespucci als Nymphe) von Sandro Botticelli (1445–1510) wird das Damenbildnis Fazio’s Mistress (Aurelia) (1863) von Dante Gabriel Rossetti (1828–1882) aus der Londoner Tate als Pendant gegenübergestellt. Damit treffen nicht nur erstmals zwei der berühmtesten Werke ihrer jeweiligen Sammlungen aufeinander, der unmittelbare Vergleich veranschaulicht auch erstaunliche Bezüge über eine Distanz von fast vier Jahrhunderten hinweg: Auf welch vielschichtige Weise das Gemälde des Präraffaeliten Rossetti die Simonetta von Botticelli kompositorisch reflektiert, blieb bislang unerkannt und wird in der direkten Gegenüberstellung eindringlich erfahrbar. Beide Bilder stehen im Kontext eines literarischen und künstlerischen Diskurses um das Idealbild weiblicher Schönheit, den die Präraffaeliten in Auseinandersetzung mit ihren italienischen Vorbildern wiederbelebten.

Dialoge in der Sammlung Kunst der Moderne
Kaum ein anderes Gemälde des Städel Museums ist in der Öffentlichkeit so präsent wie Johann Heinrich Wilhelm Tischbeins (1751–1829) Porträt Goethe in der römischen Campagna von 1787. Von Zeugnissen der Antike umgeben lagert der in einen Reisemantel gehüllte Dichterfürst hier sinnend in einer arkadischen Ideallandschaft. Anlässlich der Ausstellung wird dieses Herzstück der Frankfurter Sammlung mehreren Vorstudien gegenübergestellt. Zudem zeigen auf das Gemälde rekurrierende Werke einmal mehr die Beliebtheit des zur Ikone gewordenen, weltberühmten Goethe-Porträts. Tischbein begann das Bild 1786, als Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) während seiner Italienreise gemeinsam mit ihm und anderen Künstlern in einer Wohngemeinschaft in Rom lebte. In späteren Darstellungen wurde das Gemälde immer wieder teils ehrfürchtig, teils ironisch zitiert, darunter in einem von Adolf von Donndorf (1835–1916) angefertigten Entwurf für das Berliner Goethe-Denkmal sowie dem 1982 entstandenen und seit 2000 in der Städel Sammlung befindlichen Siebdruck von Andy Warhol (1928–1987).
In der Sammlung Kunst der Moderne treffen des Weiteren drei eng verwandte Arbeiten der expressionistischen Künstler Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938), Max Pechstein (1881–1955) und Erich Heckel (1883–1970) aufeinander. Entstanden sind die drei Darstellungen einer Badeszene vermutlich 1910 während eines gemeinsamen Aufenthaltes an den in der Nähe von Dresden gelegenen Moritzburger Teichen. Die in einem synchronen Arbeitsprozess geschaffenen Werke stellten eine Art Wettstreit unter Gleichen dar, in dem jeder der Maler sein eigenes Potenzial an dem seiner Kollegen messen konnte. Kirchners später überarbeitete Version befindet sich auf einer beidseitig bemalten Leinwand und wurde erst 2010 entdeckt. Die Arbeiten werden im Rahmen der Ausstellung zum ersten Mal gemeinsam präsentiert und bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Protagonisten der Künstlergruppe „Brücke“ unmittelbar in einen spannenden Vergleich zu setzen.

Dialoge in der Sammlung Gegenwartskunst
Das Frühwerk des Malers Georg Baselitz (*1938) wird durch die Zusammenführung der Werke Geschlecht mit Klößen (1963) und Große Nacht im Eimer (1962/63) (Leihgaben aus Privatsammlungen) mit dem Gemälde Acker (1962) aus der Sammlung des Städel Museums als bedeutender Moment westdeutscher Malereigeschichte im 20. Jahrhundert präsentiert. Die im Rahmen des „Dialogs der Meisterwerke“ gezeigten Werke waren allesamt Teil von Baselitz’ erster Einzelausstellung 1963. Aufgrund ihrer malerischen Radikalität riefen sie einen legendär gewordenen Skandal hervor. Die Diskussion über die ausgestellten Bilder avancierte zum Politikum – es folgte die Beschlagnahmung von Gemälden wie Die große Nacht im Eimer (1962/63). Der Ideologiestreit um abstrakte und gegenständliche Malerei in der jungen Bundesrepublik kulminierte in den provokanten Gemälden Baselitz’, in denen das Fleischliche formal wie inhaltlich in den Vordergrund rückt und sich die Befindlichkeit der deutschen Nachkriegszeit zu spiegeln scheint – eine eindrucksvolle Begegnung mit dem epochalen Frühwerk von Georg Baselitz wird möglich.
Eine andere Gruppierung in der Sammlung Gegenwartskunst thematisiert im Jubiläumsjahr des Städel das Museum als Institution: Aus Sicht des Fotografen Thomas Struth (*1954) ist das Museum nicht nur ein Ort des Bewahrens von Kunst, sondern auch einer, an dem Kunst entsteht. Der in der Städel Sammlung befindlichen Fotografie Louvre 3, Paris 1989 (1989) werden anlässlich der Jubiläumsausstellung fünf weitere Arbeiten (Leihgaben aus dem Atelier Thomas Struth) aus seiner Werkreihe der Museumsbilder gegenübergestellt, die in der National Gallery in London, dem Kunsthistorischen Museum in Wien und dem Art Institute of Chicago entstanden sind. Struth machte das Verhalten von Besuchern und die Beziehung zwischen Werk und Betrachter zum Thema seiner Reihe. Die Bandbreite der Szenen reicht von der gleichgültigen Haltung touristischer Besuchergruppen bis hin zur meditativen Versenkung eines einzelnen Kunstbetrachters, etwa zu sehen in dem 1989 entstandenen Werk Kunsthistorisches Museum 3, Wien. Der serielle Charakter der Werke wird durch die Gegenüberstellung besonders hervorgehoben.

Dialoge in der Graphischen Sammlung
In der Ausstellungshalle der Graphischen Sammlung treffen beim „Dialog der Meisterwerke“ außergewöhnliche Zeichnungen, Gemälde und Druckgrafiken aufeinander. So werden unter anderem zwei Werke des Ende des 16. Jahrhunderts äußerst geschätzten Kupferstechers und Zeichners Hendrick Goltzius (1558–1617) gegenübergestellt, die die erstaunliche Entwicklung von Goltzius’ Fähigkeiten in der Zeichentechnik innerhalb weniger Jahre zeigen. Aus der Sammlung des Stifters Johann Friedrich Städel stammt die virtuose Zeichnung Bildnis des Gillis van Breen, die Goltzius 1588 mit farbigen Kreiden anfertigte. Das drei Jahre später entstandene Bildnis des Giambologna aus dem Haarlemer Teylers Museum verdeutlicht, dass Goltzius mit sparsamsten Mitteln eine verblüffend malerische Wirkung erzielen konnte.
Einen weiteren Dialog gehen zwei grafische Arbeiten des Ausnahmekünstlers Pablo Picasso (1881–1973) ein. Auf sein bewegtes, produktives Leben verwies der Künstler mit Darstellungen des Minotaurus, der ihm zum Alter Ego wurde. Die Figur des Minotaurus ließ Picasso in Zeichnungen und Druckgrafiken auftreten, wobei ihn weniger die Sage interessierte. Stattdessen war er fasziniert von der männlichen Kreatürlichkeit, die er mal animalisch, triebhaft und kraftvoll, mal zärtlich und hilfsbedürftig darstellte. Die beiden im Städel ausgestellten Grafiken aus der Suite Vollard veranschaulichen den Zwiespalt von Stärke und Schwäche in der Figur des Minotaurus auf hervorragende Weise. In der aus Privatbesitz geliehenen Grafik Minotaurus, eine schlafende Frau liebkosend aus dem Jahr 1933 kniet der Minotaurus vor einer ruhig Schlafenden und beugt seinen muskulösen Körper über sie. Der bedrohlich wirkende Stierkopf kontrastiert mit der irritierend zärtlichen Geste, mit der das Untier den Handrücken der Frau berührt. Diesem Werk wird die aus der Städel Sammlung stammende Grafik Blinder Minotaurus, von einem Mädchen durch die Nacht geführt (1934) gegenübergestellt, die aus technischer Sicht zu den anspruchsvollsten Grafiken des Künstlers zählt. Der Inszenierung einer Theaterbühne gleich wird die Komposition von Licht und Dunkelheit getragen.

200 Jahre Städel
Die Ausstellung ist Teil des umfassenden Jubiläumsprogramms, mit dem das Städel 2015 sein 200-jähriges Bestehen feiert. Am 15. März 1815 unterzeichnete der Frankfurter Bankier und Kaufmann Johann Friedrich Städel die letzte Version seines Testaments, in dem er sein Vermögen und seine Kunstsammlung der nach ihm zu benennenden Stiftung vermachte. 200 Jahre später gilt das Städel Museum als älteste und renommierteste Museumsstiftung Deutschlands. Die Sammlungsbereiche Alte Meister, Kunst der Moderne und Gegenwartskunst sowie die Graphische Sammlung bieten einen Überblick über 700 Jahre europäische Kunstgeschichte – vom frühen 14. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Die Sammlung umfasst rund 3.000 Gemälde, 600 Skulpturen, über 4.000 Fotografien und über 100.000 Zeichnungen und Grafiken. Das Städel feiert sein Jubiläum mit hochkarätigen Ausstellungs- und Forschungsprojekten, bedeutenden Sammlungserweiterungen sowie einem massiven Ausbau seines digitalen Vermittlungsprogramms.


Städel Museum,
Schaumainkai 63,
60596 Frankfurt am Main
staedelmuseum.de

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