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Boris Lurie

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Über fliegende Tiger, Türme aus Türen und grinsende Gesichter



Ausstellungen wie >China Now< (Sammlung Essl) oder >Mahjong< (Sammlung Sigg in der Kunsthalle Hamburg), die zunehmende Beteiligung chinesischer Künstler an internationalen Ausstellungen wie der Biennale in Venedig oder der documenta in Kassel, sowie der Erfolg zeitgenössischer Kunst aus China auf dem Kunstmarkt verdeutlichen vor allem eines: die aktuelle Kunst aus dem Reich der Mitte boomt. Künstler wie Cai Guo-Qiang, der in Installationen wie >Inopportune: Stage Two< (2004) von Pfeilen durchbohrte Tiger durch die Luft fliegen lässt, Ai Weiwei, dessen Turm aus Fenstern und Türen auf der documenta 12 vor allem durch seinen sturmbedingten Zusammenbruch für Aufsehen sorgte (>Template Crashed Template<, 2007) oder aber Yue Minjun, der immer wieder grinsende Fratzen auf die Leinwand bannt, gehören inzwischen zum Kanon der internationalen zeitgenössischen Kunst. Und das obwohl die zeitgenössische Kunst in China, bedingt durch die Repressionen des Kommunistischen Regimes, ein recht junges Phänomen ist, das erst seit der Wende zum 21. Jahrhundert wirklich auf dem internationalen Kunstparkett angekam. In dem auf Englisch veröffentlichten Buch >New China New Art<, hat sich der amerikanische Kunstkritiker Richard Vine ausgiebig auf die aktuelle Kunstszene des drittgrößten Landes der Welt eingelassen.

In >New China New Art< skizziert Richard Vine die Entwicklung der Avantgarde der chinesischen Kunstproduktion von 1978 - 2008 und setzt damit in der Zeit kurz nach Maos Tod an, in der sich China langsam zum Westen hin öffnete. Das 256 Seiten und 170 Farbbildungen umfassende Hardcover wird mit dem Aufsatz >Why China, Why Now?< eingeleitet, in dem der Autor zunächst auf die Arbeitsbedingungen der Künstler und die heutige gesellschaftliche Situation Chinas eingeht. Der Rest des Buches ist in sehr pragmatische Kapitel unterteilt, die den verschiedenen Medien der zeitgenössischen Kunst, sprich Malerei, Skulptur und Installation, Performance und Video gewidmet sind. In >The Scene Now< am Ende des Buches beschreibt der Autor seine Zukunftsprognose und bietet im Anhang mit >History Lesson< noch einen ausführlicheren Text zur chinesischen Geschichte an.

Im Bewusstsein darüber, dass er aus westlich-amerikanischer Sicht schreibt und somit mit der europäischen Kunstgeschichte im Nacken auf die aktuelle chinesische Kunstszene blickt, versucht Vine deren Vielfalt durch unzählige Künstler-Beispiele zu illustrieren. Angenehm, dass der Autor hier nicht darauf aus ist, die Unmenge an neuen Künstlern (momentan sind ca. 208.000 Studierende an den chinesischen Kunstakademien eingeschrieben) zu neuen Ismen zusammenzufassen bzw. sie nach willkürlichen Kategorien zu ordnen und stattdessen mit der Erläuterung der individuellen künstlerischen Positionen Vorlieb nimmt. Positiv ist auch, dass jedes Kapitel mit einem knappen kunsthistorischen Exkurs beginnt, so dass man sich als Leser zumindest ein vages Bild über tradierte Techniken wie z.B. die Tuschmalerei machen und somit die zeitgenössische chinesische Kunst besser kontextualisieren kann. Die vorgestellten Künstler werden dann jedoch nur kurz und knapp absatzweise abgehandelt, was zu einer Masse an uninterpretierten Informationen und immer schwerer auseinanderzuhaltenden chinesischen Künstlernamen führt.

Zwar wäre eine detaillierte Beschreibung und vor allem Interpretation der vorgestellten künstlerischen Arbeiten sicherlich bereichernd, doch bietet >New China New Art< einen spannenden Einstieg ins zeitgenössische chinesische Kunstgeschehen mit vielen Hintergrundinformationen und kann als somit als fundiertes Überblickswerk zu aktuellen Kunst in China verstanden werden.


Richard Vine
>New China New Art<

256 Seiten, engl.
170 Farbabbildungen
Gebunden
Verlag: Prestel Verlag 2008
EUR 49, 95 / 84 sFr
ISBN: 978-3-7913-3942-9

Stefanie Ippendorf





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