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Boris Lurie

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Urban Landscape



In fast allen Regionen der Welt stellt man einen rapiden Wandel von einer Agrargesellschaft zu einer zunehmend industrialisierten – und damit verbunden – in großen Ballungszentren konzentrierten Gesellschaft fest. In älteren Städten weist der Ortskern noch ein ausgeprägtes Stadtbild vor, an dem sich Wachstum, gesellschaftlicher Wandel, historische Zugehörigkeit, Reichtum und Armut ablesen lassen. Die neueren Mega-Cities unterscheiden sich noch durch ihre Skyline, in der ein paar außerordentliche Bauwerke zu deren Einmaligkeit beitragen. Das Bedürfnis rasch wachsender Gesellschaften in Drittländern, die versuchen, mit dem westlichen Konsumhabitus mitzuhalten, führt zu einer Uniformierung der Großstädte, was sich noch stärker in der Peripherie ausdrückt, in der sich gleichförmige Wohnsiedlungen bis an den Horizont erstrecken. Die Verbreitung eines Baustils oder besser gesagt dessen Internationalität ist kein neues Phänomen: Schon die Griechen und nach ihnen die Römer prägten den Baustil der von ihnen kolonisierten Länder; später verbreitete sich die Gotik von Frankreich bis zum Balkan und die Kolonialmächte exportierten europäische Baustile in andere Kontinente. Die Verbreitung von architektonischen Stilen ist also kein neues Phänomen, sondern nur deren zeitgleiche und weltweite Verbreitung.

Was den Charakter einer Stadt ausmacht ist vielmehr die Art, wie die Leute sie besiedeln, sie sich aneignen und durch ihr buntes Treiben prägen. Ihre Gewohnheiten sind von Land zu Land unterschiedlich, geprägt durch klimatische, kulturelle, wirtschaftliche und soziale Faktoren. Die Architektur und vor allem ihre Nutzung ist im Industriegebiet, im Einkaufszentrum oder in der Innenstadt jeweils anders. So kommt es, dass die Stadtrandgebiete von Paris und Berlin sich gleichen, die Zentren der Großstädte hingegen unverkennbar sind. Jede bekannte Stadt hat ein markantes Bauwerk, mit dem man sie assoziiert: Paris den Eiffelturm, Pisa den Schiefen Turm und Peking die Verbotene Stadt. Mit diesen Ikonen werden Touristen zum Besuch der Stadt animiert. Die Ausstellung zeigt, wie existierende Architekturen durch den künstlerischen Blick neue Inhalte transportieren, wie Vertrautes - in eine andere Materialität überführt – ungewöhnliche Perspektiven eröffnet. Poesie schleicht sich dort ein, wo eigentlich nur Nüchternheit herrscht, Nostalgie dort, wo Ikonen wie der Palast der Republik dem Abriss geweiht sind.

Filipa César erzählt in ihrem Video Porto von der Errichtung der SAAL-Sozialsiedlung Bouca in Porto von Alvaro Siza, die sich über Jahrzehnte hinzog, um – endlich fertig gestellt – von Intellektuellen besiedelt zu werden. Isa Melsheimer greift mit Stern/Taschkent auf die 70er Jahre-Ästhetik eines kommunistischen Landes zurück. Der sternförmige Blumentopf aus Beton hat ausgedient, am Boden verbleiben nur noch Blattrelikte, die Trostlosigkeit untermauernd. Bettina Pousttchi übertrug in Echo die Fassade des Palastes der Republik auf die in Berlin unweit seines Standorts errichtete Temporäre Kunsthalle, die mittlerweile ebenfalls deinstalliert ist. Die Künstlerin verkleidete das neue Gebäude mit der Abbildung des DDR-Baus, der vor seinem Abriss selbst als temporäre Kunsthalle genutzt wurde. Die Vernichtung der symbolisch aufgeladenen Architektur bleibt bis heute umstritten und das Fehlen eines dauerhaften Repräsentationsortes für zeitgenössische Kunst in der Bundeshauptstadt wird vielfach als Politikum aufgefasst. Ob Chandigarh, Brasilia oder anonyme Wohnsiedlungen, Erik Göngrich sieht die schöpferische Kraft in den skulpturalen oder monumentalen Transformationen des öffentlichen Raumes, die sich zufällig und auch vorübergehend ergeben und häufig eine Trivialisierung städtebaulicher Charakteristika darstellen: In Copy and Fake 01 zeigt er den Nachbau des Eiffelturms in Peking ebenso wie die als Restaurant genutzte Verbotene Stadt in Paris. Annette Kisling fotografierte in ihrer Serie Hoogstraat nach Verkaufsschluss Ladenfronten. Die heruntergelassenen Rollläden haben anonyme Graffiti-Sprayer animiert, diese als Leinwand zu nutzen. Diese Gesten des Übergriffs hält Kisling in klaren Fotografien fest, die Distanz und Neutralität schaffen und die sie als sehr feine Schwarz-Weiß-Abzügen präsentiert. Sie schafft damit Distanz und Neutralität. Fides Becker hat die Karyatiden und Kartuschen der prunkvollen Fassaden des Boulevard Hausmann in einer Weise gemalt, die einen zwiespältigen Blick auf die Frivolität des 19. Jahrhunderts werfen. Die in Blau-, Rosa- und Violett-Tönen gehaltene Palette unterstreicht mit Nostalgie die kitschig-frivole Thematik der Architekturrequisite, andererseits suggeriert die Farbigkeit und die zerfließende Maltechnik Zerbrechlichkeit und Verfall. Petra Trenkel malt Stadtlandschaften und lässt dabei alles, was momentan und anekdotisch ist, beiseite – so auch Menschen. Häuserblocks und Situationen werden aufs Wesentliche reduziert und wirken dadurch vollkommen anonym. Mit seinem Bildzyklus METROpolis führt Götz Diergarten in die Tiefen der Städte: Die menschenleer und streng axial fotografierten Metrostationen der Metropolen verwandeln sich in seinem Objektiv zu leuchtend klaren Tableaus. Das Bild Nova-Huta liefert auch ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen durch das Streichen von Balkonen in verschiedenen Farben auch öde Wohnmodule individualisieren. Natalie Bewernitz und Marek Goldowski haben sich für ihre Klanginstallation Unveiled Presence (secret sounds) von der New Yorker Metro inspirieren lassen. Mit den durch ein lockeres Kabelgewirr verbundenen Lautsprechern, die das Geräusch der vorbeirauschenden Metro im Untergrund wiedergeben, vermittelt die Installation auch optisch ein Gefühl von Bewegung.

Künstlerliste: Fides Becker, Natalie Bewernitz/ Marek Goldowski, Filipa César , Filipa César, Götz Diergarten, Erik Göngrich, Annette Kisling, Isa Melsheimer, Bettina Pousttchi und und Petra Trenkel

Abbildung: Götz Diergarten: o.T. (Nowa Huta 1) (2010/2011) C-Print, 112,5 x 150 cm. Courtesy Galerie Kicken Berlin

Öffnungszeiten: ???

Künstlerhaus Schloß Balmoral
Villenpromenade 11
56130 Bad Ems
balmoral.de/

Medienmitteilung





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Götz Diergarten:


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- Art Basel Miami Beach 2013

- art basel miami beach 2014


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