Zufällige Begegnungen oder enge Freunde und Familie - die Fotografien des südafrikanischen Künstlers Pieter Hugo (*1976 in Johannesburg) lassen die Porträtierten sprechen und erlauben einen intimen Einblick in Geschichten von drei Kontinenten.
Mit der Einzelausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg „Between the Devil and the deep blue Sea“ (19.02. - 23.07.2017) kommen Hugos Fotografien das erste Mal in einem deutschen Museum zusammen. Gezeigt werden hauptsächlich Porträts, aber auch Landschaften und Stilleben.
Pieter Hugo wächst im postkolonialen Südafrika auf, erlebt das Ende der Apartheid und lernt Menschen aus verschiedensten sozialen Schichten kennen. Als freier Fotograf arbeitet er zunächst für lokale und internationale Magazine. Sein Interesse an historisch gewachsenen Strukturen von Ungleichheit und den Menschen, die damit umgehen müssen, wächst stetig. Er unternimmt Reisen nach Ghana, Nigeria, Ruanda, China und den USA. Hugo zählt neben Künstlern wie Santu Mofokeng oder Mikhael Subotzky zu den bekanntesten südafrikanischen Fotografen seiner Generation.
Hugo besucht Orte, die kaum jemand freiwillig aufsucht. Eine giftige Mülldeponie in Ghana, auf der man sich nicht mehr als zwei Stunden aufhalten soll. Junge Menschen sind hier weit länger unterwegs, sie suchen nach etwas Verwertbaren, verdienen so ihr Geld. Der Fotograf nimmt solche Momente auf. Kinder schauen direkt in die Kamera, aber ihr Blick verrät, dass sie wenig Zeit haben - sie müssen weitersuchen. Sie lassen sich fotografieren, vielleicht ohne zu wissen, wie weittragend die Momentaufnahmen sind. Dass sie einmal im Museum hängen werden.
In seiner Serie “The Hyena & Other Man” fotografiert Hugo wilde Tiere mit ihren Haltern. Wie ein Wanderzirkus bewegen sich Mensch und Tier von einem Ort zum anderen. Die Tiere werden zur Schau gestellt, Zähne werden gefletscht, Kunststücke aufgeführt. Das Verhältnis von Mensch und Tier ist kompliziert.
Die Männer, Frauen und Kinder in Hugos Arbeiten fesseln den Betrachter mit ihren Blicken - sie sind direkt in die Kamera gerichtet. Blicke, die nicht moralisierend sind, die nicht anklagen. Es ist ein Moment, in dem die Geschichte hinter den Blicken der Welt erzählt werden kann.
Und so ist das mit vielen Fotografien Pieter Hugos. Es sind Menschen, die etwas erzählen. Menschen, die in einer Gesellschaft leben, die tiefe Wunden hinterlassen kann.
Öffnungszeiten:
dienstags bis sonntags: 11.00 bis 18.00 Uhr
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
kunstmuseum-wolfsburg.de
Olga Potschernina
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