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Matthias Platz. Against Nature

10. 12. 2022 - 17. 01. 2023 | Galerie Junge Kunst, Trier

In Against Nature zeigt Matthias Platz groß- und kleinformatige Holzschnitte in mehreren Serien. Seine Grafiken verweisen auf "innere Bilder", collagiert aus Abbildungen der Alltagsmedien wie Fototapeten, alten Chromolithografien, Architektur-Katalogen, alten Pfadfinderzeitungen, Fotos, Werbegrafiken, Google-Bildersuchen, eigenen Zeichnungen, bekannten Motiven aus der Kunstgeschichte, Film-Stills, aber auch aus eigenen Träumen und Erinnerungen als Zeichnungen. Ein fertiger Entwurf wird auf Film ausbelichtet und mit einem Eisenblaudruck auf die Druckplatte übertragen. Doch selbst die fotomechanische Übertragung des Entwurfs wird noch mit bleichenden Substanzen verändert, so dass im Foto wieder leere Stellen entstehen, woraufhin Platz abermals mit Kohle hineinzeichnet. Auf diese Weise tritt Platz der Erstarrung des Bildes, dem rein Abbildhaften im Stadium des Entwurfs entgegen. Das Wirken und die Wandlung der einzelnen Bildelemente in ihrer Komposition zueinander werden so spielerisch erprobt, in ihrem jeweiligen Bedeutungskontext ausgetestet und hinterfragt. Der Comic-Charakter der Holzschnitte resultiert aus der groben Vereinfachung des fertigen Motivs während des Aushebens der Druckplatte mit unterschiedlichen Kerbschnittmessern. Mit Öl- und Buchdruckfarbe koloriert Platz die einzelnen Flächen und druckt im Handabrieb den einzelnen Holzschnitt.

Bildinhalt und -personal bei den jüngeren Werken bestehen meist aus jungen Männern in edlen Wohnungen oder im urbanen Raum; mal stehend, mal sitzend, oft abwesend bis scheinbar gelangweilt; oder verharren sie in einer konzentrierten Pose? Die älteren Schnitte sind kleiner, das Personal agiler und mobiler, zuweilen konfrontativ bis aggressiv, manchmal beobachtend, vertraut und intim. Kein Blick in den Raum oder die Szenerie ist je zu Ende geguckt; wir werden zu Beobachter:innen, zu Zuschauer:innen, zu Voyeur:innen. Und das liegt nicht nur an den angeschnittenen Architekturelementen, den Fensterausblicken oder (Halb-) Rückenfiguren. Es liegt an der sicht- und spürbaren Spannung, die uns in den Bildraum eintauchen und teilhaben lässt und uns die zu erzählende Geschichte hören lassen will. Vielleicht ist das einer der Reize der Arbeiten: Sie zeigen ein Bild, eine Momentaufnahme, und erzeugen mit der gezeigten Fantasiewelt gleichzeitig einen ganzen Film, den die Betrachter:innen zu Ende erzählen können.

Galerie Junge Kunst
Karl-Marx-Straße 90, 54290 Trier

www.junge-kunst-trier.de

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