Ab dem 25. Januar 2023 zeigt das Jüdische Museum Berlin (JMB) die AusÂstellung Paris Magnétique. 1905–1940. Die französische HauptÂstadt war in der ersten Hälfte des 20. JahrÂhunderts ein AnziehungsÂpunkt für Künstler*innen aus der ganzen Welt. Mit Paris Magnétique widmet das JMB jüdischen Künstler*innen der „Pariser Schule“ die erste große AusÂstellung in DeutschÂland. Die Schau zeichnet mit rund 120 Werken in zehn Kapiteln nach, wie migrantische, oft marginalisierte Positionen als Teil der Pariser AvantÂgarde das heutige VerÂständnis der Kunst der westlichen Moderne prägten. Zu sehen sind Werke von bekannten und weniger bekannten Künstler*innen, von Marc Chagall, Amedeo Modigliani, Chana Orloff, Sonia Delaunay, Jacques Lipchitz und anderen.
Neben zahlreichen Gemälden zeigt das JMB Skulpturen und ZeichÂnungen. Dabei illustrieren ZeitdÂokumente wie Fotos, Zeitungs- und FilmÂausschnitte den historischen Kontext und die Biografien der Künstler*innen, ihre NetzÂwerke und TreffÂpunkte wie MontÂparnasse oder das Atelierhaus „La Ruche“, „Der Bienenkorb“. Das alles gibt einen lebendigen EinÂdruck der jüdisch-europäischen VielÂfalt in der französischen HauptÂstadt.
Der Begriff „Pariser Schule“ („École de Paris“) bezeichnet weder eine KunstÂschule noch einen stilistischen Rahmen, sondern eine kosmopolitische KunstÂszene, die sich gegen nationalistische und fremdenÂfeindliche Stimmen behauptete. 1925 prägte der Journalist und KunstÂkritiker André Warnod den Begriff, der darunter die gerade im Entstehen begriffenen europäischen AvantÂgarde von Paris zusammenfasste.
Die Direktorin des JMB, Hetty Berg, betont, dass die „École de Paris“ weltweit als VorÂbild, MaßÂstab, Orientierungs- und VergleichsÂpunkt für künstlerische Entwicklungen galt:
„Diese Pariser Avantgarde sprengte die stilistischen Grenzen nicht nur einzelner Genres, sondern auch von Gattungen, und gab der gesamten europäischen Moderne ihre entscheidenden Impulse. Wir rufen mit der AusÂstellung in Erinnerung, dass zu dieser Avantgarde viele jüdische Künstler*innen und viele Frauen zählten, und dass sie sich zwischen Ländern, Kulturen und Milieus bewegten bzw. bewegt hatten.“
Die Künstler*innen der „Pariser Schule“ kamen aus DeutschÂland, aus Italien und aus dem ehemaligen Russischen Reich, aus Polen, der Ukraine oder Belarus, nach FrankÂreich, um ein neues, freies Umfeld für ihr Schaffen zu finden. Dr. Shelley Harten, Kuratorin am JMB, hebt hervor, dass Paris zu Beginn des 20. JahrÂhunderts ein sehr besonderer Ort war:
„Wie ein Magnet zog die französische Metropole Künstler*innen aus aller Welt an – sie bot ihnen den UnterÂricht in verschiedenen Akademien, einen Reichtum an AusÂstellungen und Museen, einen aktiven KunstÂmarkt und nicht zuletzt die Gemeinschaft der Bohèmiens in den vielen Cafés und Lokalen der Stadt. Manche Künstler*innen konnten so den schlechten LebensÂbedingungen in ihren HerkunftsÂländern entrinnen, der Marginalisierung und Diskriminierung bis hin zu Pogromen.“
Die Ausstellung Chagall, Modigliani, Soutine… Paris pour école, 1905–1940 wurde ursprünglich vom musée d’art et d’histoire du Judaïsme in Paris konzipiert und von Juni bis November 2021 präsentiert. Viele der gezeigten Werke stammen aus den Sammlungen des mahJ und des Musée national d’art moderne im Centre Pompidou sowie von privaten LeihÂgebern.
Der Katalog zur Ausstellung erscheint in deutscher Sprache im Wienand Verlag, Köln. 276 Seiten, 203 Abbildungen, ca. 30 Euro.
Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin
www.jmberlin.de
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