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Boris Lurie

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Hello from Bloomer. Viele Grüße aus Wismar (22.12.2001)


Eingabedatum: 15.12.2001

Hello from Bloomer. Viele Grüße aus Wismar (22.12.2001)

bilder


Schon früher hat die Berliner Fotografin Wiebke Loeper (geb. 1972) sich in ihren Arbeiten mit ihrer unmittelbaren Vergangenheit auseinandergesetzt. Orte der Kindheit und Jugendzeit in Ostberlin hat sie mit der Kamera besucht, sie mit alten Fotografien ihrer Eltern und ihren Erinnerungen verglichen. In "Hello from Bloomer. Viele Grüße aus Wismar" geht sie noch einen Schritt weiter in die Zeit zurück. Der Ausgangspunkt ist dieses Mal das Schicksal des Großvaters, des Fleischers Willi aus Pommern und dessen Bekannten, der ebenfalls Willy heißt und den gleichen Beruf erlernte. Während Großvater Willi nach Mecklenburg zog, wanderte der andere Willy jedoch nach Amerika aus und ließ sich in Bloomer, Wisconsin nieder. Loeper hat in ihren Arbeiten das Lebensumfeld der beiden Fleischer festgehalten: Wohnzimmer, Arbeitsplatz, Garten, Erinnerungsecken. In der Ausstellung sind die beiden Blöcke klar voneinander getrennt und mit Texten von Loeper kombiniert. Die Frage nach der eigenen Biografie, die sich die Fotografin gestellt zu haben scheint, beantwortet sich vielleicht aus den Bildern: Zwar gibt es Unterschiede, gerade in der Farbigkeit, aber bei näherem Hinsehen entdeckt man an beiden Orten den gleichen rosa Badezimmervorhang, die gleiche Wohnzimmerstehlampe und ähnliche Fotoecken.
Loeper setzt die Fotografie zuerst in ihrer ursprünglichen Funktion des Konservierens und Dokumentierens ein; wie sie selbst sagt, möchte sie das Wissen, die Geschichten und das Leben ihres Großvaters bewahren und weitergeben. Darüber hinaus sind ihre Arbeiten jedoch über das individuelle Schicksal hinaus die Suche nach der Identität einer ganzen Generation, die mit dem Untergang der DDR ihre Vergangenheit scheinbar verloren hat. Eine Suche, die vielleicht zu Umwegen führt, berechtigtermaßen vollkommen subjektiv ist und letztendlich dem Betrachter zeigt, daß Loeper genauso viele Geschichten wie ihr Großvater zu erzählen hat und ihre Biografie neu schreibt.

Loepers Projekt in einem Buch festzuhalten ist ein Glücksfall; ihre Vorliebe für das Bewahren von Vergangenem und das Arbeiten mit unterschiedlichen Medien findet so eine ideale Form. Hier sind die Fotografien aus den USA und der DDR ohne Kommentar nebeneinandergestellt, in einem Textheft sind u. a. Erzählungen des Großvaters festgehalten. Auf einer beiliegenden CD-ROM hat die Fotografin Prozesse aus dem Arbeitsablaufs der amerikanischen Fleischer dokumentiert, die in der nächsten Generation nicht mehr fortgesetzt werden.

Zum Abschluss wird Wiebke Loeper am 19. Januar um 18 Uhr eine kleine Werkschau präsentieren und eine Einführung in ihre Arbeitsweise geben.

Das Buch "Wiebke Loeper. Hello from Bloomer. Viele Grüße aus Wismar. Eine Sammlung von Bildern aus Pommern, Mecklenburg und Wisconsin" ist bei der editition j. j. heckenhauer, Berlin 2001 erschienen. 28 farbige und 17 Duotone Abb. Mit deutsch-englischen Textauszügen von Richard Sennett sowie einer CD-ROM mit Videosequenzen. ISBN: 3-9806079-2-5, DM 68,-
Die Ausstellung ist bis zum 19. Januar 2002 (vom 22.12. - 6.1. geschl.) Mi - Fr 15 - 19, Sa 14 - 18 Uhr zu besichtigen bei Photography now, Invalidenstr. 115. 10115 Berlin, Tel.: 030-27 59 62 10.

Christine Roth für art-in-berlin.

cr





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