Mit der Ausstellung globalocal feiert der Schleswig-Holsteinische Kunstverein sein 175-jähriges Jubiläum. Die Gründungsdevise des Kunstvereins aus dem Jahr 1843 lautet „Kunst-Sinn und Kunst-Kenntnis in Schleswig, Holstein und Lauenburg zu verbreiten“. Die Gastkünstler der Ausstellung globalocal sind Cao Fei, Hiwa K und Mika Rottenberg.
globalocal lädt dazu ein, Einzelwerke und Werkgruppen der Kunst seit 1945 aus der Sammlung der Kunsthalle zu Kiel inspiriert von diesen drei aktuellen globalen Positionen neu zu entdecken. Die jüngst entstandenen Videoarbeiten der Gäste haben auf internationalen Kunstschauen wie der Biennale von Venedig oder der documenta für Aufsehen gesorgt. Auf eindrucksvolle Weise veranschaulichen Cao Fei, Hiwa K und Mika Rottenberg in ihren Werken die Bedeutung des Überschreitens herkömmlicher nationalkultureller Grenzen für das globale Kunstgeschehen.
Die 1978 in Guangzhou geborene Künstlerin Cao Fei lebt heute in Peking. Fei widmet sich in ihrem 42-minütigen Film La Town (2014) zum wiederholten Mal dem Phänomen Stadt in all seinen gesellschaftlichen und architektonischen Dimensionen. Für ihren Film baute Cao Fei auf nur zweieinhalb Quadratmetern das Modell einer faszinierenden Miniaturwelt, das ihr als alleiniger Drehort diente. La Town zeigt das Bild einer zerstörten Metropole. Ob Krieg oder eine Naturkatastrophe hierfür verantwortlich sind, bleibt unklar. Nichtdestotrotz leben Menschen in La Town. In kurzen, aufeinanderfolgenden Szenen wird ihr Alltag vor postapokalyptischer
Kulisse beobachtet.
Hiwa K wurde 1975 in der irakisch-kurdischen Stadt Sulaimaniyya geboren und lebt heute in Berlin. In seinem Video View from Above (2017) kombiniert er Aufnahmen eines Modells der im Zweiten Weltkrieg stark zerstörten Stadt Kassel – vergleichbar der Zerstörung Kiels – mit einer Tonspur.
In dieser schildert ein Geflüchteter seine Geschichte. Die Person berichtet unter anderem, eine andere als seine tatsächliche Geburtsstadt offiziell angegeben zu haben, um der Abschiebung in das nur vermeintlich sichere Herkunftsland zu entgehen. Minus Yiwu (2017) ist eine Videoskulptur der in New York lebenden Künstlerin Mika Rottenberg. Die Installation nimmt das grellbunte Flair des riesigen Handelsplatzes für Kleinwaren in der chinesischen Stadt Yiwu auf, wo auch für den westlichen Markt Dekorationsartikel in schier unermesslicher Fülle angeboten werden. Rottenberg, die 1976 in Buenos Aires geboren wurde und in Israel aufwuchs, zeigt in Minus
Yiwu die Verkäufer in ihren engen und übervollen Ladenlokalen.
Fortlaufend und in sehr unterschiedlichen Formen beschäftigt sich Mika Rottenberg in ihren Werken mit vernetzten Produktionsabläufen, Arbeitsprozessen und Lebenswirklichkeiten in der Gegenwart. Die künstlerische Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Themen von Cao Fei, Hiwa K und Mika Rottenberg eröffnet eine globale Perspektive, die es auch in den Beständen der Kunsthalle zu entdecken gilt. globalocal zeigt mit Werken unter anderem von Peter Doig, Marlene Dumas, Isa Genzken, Nam June Paik, Tal R, Daniel Richter, Gerhard Richter, Pipilotti Rist sowie den Künstlergruppen SPUR und IRWIN Schlüsselpositionen der sich nach 1945
fortschreitend globalisierenden Kunstszene.
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