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Boris Lurie

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Die zweifelhafte Praxis der Kunstschätzung


Eingabedatum: 13.03.2005

Die zweifelhafte Praxis der Kunstschätzung

bilder


Über "Stimmen göttlicher Färbung" die "Millionen Euro wert" sind

Mit Werken verstorbener Künstler Handel zu treiben ist ein wagnisvoller Akt, insbesonders wenn das erstandene Bild in Serie hergestellt wurde. Joe Simon etwa kann ein Lied davon singen: Ihm wurde die Authentizität eines Selbstbildnisses von Andy Warhol verwehrt. Gezahlt hat der englische Filmproduzent dafür 195.000 Dollar. Anzufangen ist mit dem Bild jetzt nichts mehr.
Die Frage ob Werke von Duchamp, Warhol oder Dali der Echtheit unterliegen, beantworten meist nicht ausgewiesene Experten, sondern vielmehr Erben, Nachkommen oder in Verbunden integrierte Händler. "Authentication Boards" nennt man letztere - und genauso autoritär wie diese klingen, benehmen sie sich dann schlussendlich auch.
Die SZ schrieb bereits von "Stimmen göttlicher Färbung", die über Fälschung oder Original entscheiden. Die ZEIT titelte ihren Bericht mit: "Das ‚Ja!’, das Millionen Euro wert ist". Und man mag den allzu kritischen Verlautbarungen auch nicht zu widersprechen, nachdem sich nun schon des öfteren eiskaltes Kalkül hinter manchem Gutachten bemerkbar machte.
Eine Form von Bewertung, ob es sich beim jeweiligen Kunstwerk denn um ein Original handele, stellen überlieferte Schriften der Künstler dar. Warhol beispielsweise beschrieb in seinem Tagebuch die Anfertigung der "Time Capsules" - gestritten wird jedoch immer noch über die Echtheit, Warhol hat schließlich nicht über jede Einzelne geschrieben...
Die weitaus häufigere Möglichkeit der Authentifizierung ist die Abzeichnung durch Nachkommen der Künstler. Dass es sich bei jenen allerdings generell um "Experten" handelt, sei dahingestellt, persönliche Motivation zur unterlassenen Unterschrift durchaus denkbar.
Zentrale Angriffsfläche der meisten düpierten Händler stellen jedoch die "Authentication Boards" dar, die auch Joe Simon um 195.000 Dollar erleichterten. Diese bilden sich zumeist aus Exklusivhändlern des jeweiligen Künstlers heraus und dürfen diesbezüglich zumeist auch als echte "Experten" gelten. Doch die Beweggründe einen Warhol nicht zu unterzeichnen, obwohl 90% der Beteiligten anderer Meinung sind, liegen in der Marktsicherung der Halbgötter mit Lizenz zum Geldsegenerteilen. Und dieses Dirigieren des Kunstmarkts unterliegt meist dem Prinzip: Was rar ist, ist teuer!
Wie die ZEIT berichtete, versucht man nun aber etwas Licht ins Dunkel zu bringen: Die Oxford University Press gab kürzlich die Textsammlung "The Expert versus the Object, Judging Fakes and False Attributions in the Visual Arts" von Ronald D. Spencer heraus, der auch etwa den Fall über den doppelten da Vinci in der Petersburger Eremitage aufdeckte. Mindestens einer der beiden ist vor Zweifel von Fachleuten an seiner Echtheit nicht gefeit.
Die Erkenntnis jedoch aus politischen und finanziellen Gründen bisher vertuscht. Die Textsammlung verspricht jedenfalls nicht nur anhand dieses Beispiels etwas mehr Transparenz in den Handel zu bringen.
Eine Patentlösung gibt es natürlich trotzdem nicht - insbesonders bei Künstlern wie Duchamp ist höchste Vorsicht geboten. Aber auch bei Luis Camnitzer, der nur noch seine Unterschrift auf leeren Blättern verkaufte oder auch bei Dalí - von dem schon unzählige Fälschungen auftauchten, nachdem auch dieser gerne auf leeren Blättern unterschrieb - ist Dringlichkeit zur Authentifizierung geboten.
Auf die Spitze wird dies natürlich noch von Elaine Sturtevant getrieben: Diese fertigt schließlich nur Kopien bekannter Werke an, ein Original ihrer Werke liegt also ganz wo anders - oder vielleicht doch nicht? Jedenfalls bietet es sich doch so an, aufgrund ihrer Genialität und exakten Reproduktionen einfach Frau Sturtevant jegliche Authentifizierungen durchführen zu lassen. Sie muss es ja wissen - und auch nichts verkaufen...
M.M.

kultur-kanal.de





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