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Boris Lurie

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Jonas Dahlberg - Ján Mancuska, Bonner Kunstverein (30.09.-13.11.05)



Dass Sprache Bilder erzeugt, und umgekehrt Bilder Sprache und Sprechen evozieren, ist hinlänglich bekannt. In der Ausstellung Jonas Dahlberg (*1970) - Ján Mancuska (*1972) treffen zwei Künstler zusammen, die beide, so unterschiedlich ihr Werk auch ist, Fragen des Verstehens thematisieren.
Das Verstehen ist immer abhängig vom Standpunkt, der eingenommen wird. Während Jonas Dahlberg mit filmischen Bildern den Betrachterstandpunkt im Raum auslotet, dekonstruiert Ján Mancuska in seinen Installationen das begriffliche Verstehen - Sprache - im Raum. Sprache und Raum sind essentielle Parameter, die unserem Verständnis der Welt zugrunde liegen.

Bezug nehmend auf die bestehende Architektur des Hauses und die bevorstehende Renovierung, entwickeln Dahlberg und Mancuska ein Dispositiv, in dem Sprache zu Raum wird. Der Standort des Besuchers, seine Wahrnehmung des Raumes und dessen begriffliches Verstehen in einem labyrinthischen System wird aufgeschlüsselt. Vermeintlich Stabiles, der Boden unter den Füßen und die Zuordnung von Sinnzusammenhängen, werden in ihrer eigentlichen Instabilität physisch erfahrbar.

Auf der diesjährigen Biennale in Venedig ist Ján Mancuska mit der Installation "A Cup" im tschechisch-slowakischen Pavillon ("Modell of World") vertreten. In seinen meist skulpturalen Arbeiten konkretisieren sich die nach Immaterialität drängende Kognition und Sprache. Mancuska spielt den Raum aus, im Unterschied zu vielen anderen konzeptuellen Ansätzen, die sich mit Fragen der Zuweisung von Bedeutungen beschäftigen. Begriffliches Denken nimmt in skulptural modulierter Sprache im Raum Gestalt an, wobei kognitive Prozesse körperlich erfahrbar werden. Beeindruckend dabei ist die Ökonomie der Mittel, zumal seinem lakonischen Zugriff auf die Frage nach grundlegenden Prozessen des Verstehens immer auch ein hintergründiger Humor immanent ist.

Während sich das Werk von Mancuska erst durch ein Abschreiten des Raumes erschließt und dabei das Verstehen selbst im Raum dekonstruiert wird, versetzt Jonas Dahlberg den Betrachter in seinen Video-Installationen in einen unsicheren Zustand der Desorientierung. Die Wahrnehmung des eigenen Standortes wird in langsamen Kamerafahrten durch eine menschenleere Stadt oder ein menschenleeres Haus destabilisiert. Dahlberg fertigt kleine Modellbauten an, die mit einem cinematografischen Zugriff in projizierte Illusionsräume münden. Physische und psychische Unsicherheit, die der architektonische Raum hervorrufen kann, überträgt sich auf den Betrachter. Derart irritiert in der eigenen Wahrnehmung des Ortes, wird sich der Betrachter mal schwerelos, mal schwindelnd im Ausstellungsraum wiederfinden. Der Begriff des Unheimlichen, wie es von Freud als das Einbrechen des Gewohnten (unHEIMlich) geprägt wurde, zeichnet das Werk von Dahlberg aus und befragt die Position des "Selbst", des eignen Betrachterstandortes.

Die Ausstellung ist keine gemeinschaftliche Ausstellung im herkömmlichen Sinne. Die Künstler lassen sich vielmehr auf einen künstlerischen Dialog ein und entwickeln ein Experimentierfeld, auf dem ihre Werkkomplexe im wörtlichen Sinne zusammenfallen. Das Ziel jeder Gruppenausstellung ist es nicht nur, künstlerische Positionen hinsichtlich eines bestimmten Themas oder eines gegebenen Konzeptes zu zeigen, sondern einen künstlerischen und intellektuellen Dialog in Gang zu bringen. Letzteres ist Ausgangspunkt der künstlerischen Annäherung von Jonas Dahlberg und Ján Mancuska im Bonner Kunstverein. Die Ausstellung wird gleichzeitig der Beginn einer Serie von dialogischen Ausstellungen sein, welche im Bonner Kunstverein präsentiert werden und deren Ziel es ist, verschiedene Möglichkeiten eines Zusammenarbeitens zu suchen und zu hinterfragen.

Die Ausstellung wird vom 8. April – 28. Mai 2006 in der Neue Kunst Halle St. Gallen, Schweiz zu sehen sein. (Presse / Bonner Kunstverein)

Abbildung: Jonas Dahlberg - Ján Mancuska, the first minute of the rest of a movie, Installationsskizze, Bonner Kunstverein 2005

BONNER KUNSTVEREIN | Hochstadenring 22 | D-53119 Bonn | Tel +49 (0)228 693936

bonner-kunstverein.de





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