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Lee Miller im Kunstmuseum Wolfsburg (noch bis 21. Januar 2007)


Eingabedatum: 26.09.2006

Lee Miller im Kunstmuseum Wolfsburg (noch bis 21. Januar 2007)

bilder




Bis zum 21. Januar 2007 zeigt das Kunstmuseum Wolfsburg die Arbeiten der amerikanischen Fotografin Lee Miller. Rund 170 Fotografien aus der Zeit von 1930 bis 1970 sind in drei großen Räumen ausgestellt und dokumentieren auch das Leben einer ungewöhnlichen Frau, die neben Julia Margaret Cameron als Vorreiterin für weibliche fotographische Positionen gilt.

Es sind bewegte Jahrzehnte, in die ihre Schaffensperiode fällt und so heterogen wie die Zeit ist auch Millers fotographisches Werk, das von der Mode- und Werbefotografie, über die Portraitfotografie bis hin zur Landschafts- und Kriegsfotografie reicht.

Lee Miller war ein begehrtes Fotomodell, bevor sie sich entschloss, hinter die Kamera zu treten. 1929 ging sie nach Paris, wo sie die Bekanntschaft von Man Ray machte und sich ihm als seine Schülerin förmlich aufzwang. Bald wurde sie zu seiner Muse und Geliebten, schuf neben ihrer selbstständigen Tätigkeit als Modefotografin unter anderem für die Häuser von Chanel und Schiaparelli, eigene vom Surrealismus beeinflusste Aufnahmen und lernte weitere bedeutende Künstler kennen.

Von 1932 bis 1934 führte sie gemeinsam mit ihrem Bruder ein eigenes Fotostudio für Mode- und Werbefotografien in New York und machte Porträts von Hollywood Stars wie Clark Gable, Marlene Dietrich und Lilian Harvey.
Bedingt durch Millers erste Heirat mit dem ägyptischen Industriellen Aziz Eloui Bey 1934, siedelte sie nach Kairo über. Es entstanden in den Folgejahren weniger Portraits als vielmehr Aufnahmen der ägyptischen Wüste. 1937 reiste sie nach Paris und nahm dort wieder Kontakt mit ihren Künstlerfreunden Man Ray, Pablo Picasso, Max Ernst, Paul Eluard, Jean Cocteau auf. In diesem Kreis lernte sie dann ihren zweiten Ehemann Roland Penrose, den englischen Maler, Sammler und Fürsprecher des Surrealismus kennen.
Es folgen zahlreiche Aufnahmen, die das Leben in diesem prominenten Freundeskreis dokumentieren. 1940 wurde Lee Miller freie Mitarbeiterin der Britischen Vogue. Mit der Fortdauer des Krieges begann sich der Fokus ihrer Arbeit zu wandeln. So fotografierte sie die Auswirkungen des Blitzkrieges auf die Einwohner Londons. Die amerikanische Armee akkreditierte Miller 1942 offiziell als Kriegsberichterstatterin und in Zusammenarbeit mit dem Time Life-Fotograf David E. Scherman begleitete sie die US-Truppen in Europa. So war sie bei der Befreiung von Paris und der Konzentrationslager Dachau und Buchenwald, sowie dem Einmarsch in das besiegte München dabei. Viele ihrer Aufnahmen erschienen monatlich als kommentierte Bildstrecken in der amerikanischen Vogue.
Nach dem Ende des Krieges, der nicht spurlos an ihr vorübergegangen war, berichtete Miller noch bis Anfang 1946 von dessen fatalen Nachwirkungen und kehrte dann zu Roland Penrose nach England zurück, wo sie sich mit ihm 1949 auf der Farley Farm in Südengland niederließ. Die Farm wurde zum Treffpunkt für Künstler, Literaten und Schauspieler. Lee Miller flüchtete sich in die Depression und den Alkoholismus, um die Schrecken des Krieges zu vergessen. Sie wandte sich immer mehr von der Fotografie ab. Später startete sie eine zweite Karriere in der Kochkunst und starb 1977 an Krebs. Das Archiv ihrer Arbeiten wird heute von ihrem Sohn Antony Penrose verwaltet.

Es ist ein ausgesprochen heterogenes Werk, das Lee Miller geschaffen hat.
Da gibt es einerseits die vom Surrealismus beeinflussten und in der Zeit der engen Zusammenarbeit mit Man Ray entstandenen Aufnahmen. Diese spielten oft mit dem Verfahren der "Pseudo-Solarisation", bei dem - durch ein bestimmtes Entwicklungsverfahren - die Konturen und Schwarz-Weiß-Kontraste besonders hervorgehoben werden und dessen Entdeckung einmal Lee Miller und einmal Man Ray zugeschrieben wird.

Besonders eindrucksvoll sind die Aufnahmen von Picasso, die ihn mit seinen Werken, oder im Freundes- und Familienkreis zeigen und von der innigen Freundschaft der beiden zeugen. Es ist eine menschlichen Nähe und Intimität, die diese Fotografien ausstrahlen, wie sie sie vielleicht in ähnlicher Weise die zeitgenössische Fotografin Nan Goldin in ihren Arbeiten vermittelt.

Im Kontrast dazu stehen wiederum die Bilder, die im Zusammenhang mit ihrer Arbeit als fotographische Kriegsberichterstatterin entstanden sind. Es sind wohl arrangierte Aufnahmen, die weniger den skandalösen Schnappschusscharakter haben, als vielmehr die tiefe Abscheu vor den Greultaten des Krieges, gar den Hass der Fotografin vermitteln und durch ihre ästhetische Inszenierung nicht - wie ihr vorgeworfen wurde -den Horror schönmalen, sondern vielmehr seine subtile Grausamkeit verstärkt hervorbringen.
Leider zeigt die Ausstellung nur wenige Originaldokumente, also Ausschnitte aus ihren Bildstrecken in der Vogue, in denen auch ihre selbst gewählten, meist nüchternen Bildunterschriften zu lesen wären und die die Arbeiten stärker in den Kontext ihrer Entstehung setzen würden.
Hier würde die absurde und gewagte Kombination von glamouröser Mode und sozial-dokumentarischem Engagement in der Kriegsfotografie klarer zum Ausdruck kommen, die gleichzeitig Anerkennung und Ablehnung für die Vogue Herausgeber bedeutete, ebenso wie diese Ambivalenz das Leben der Fotographin Lee Miller begleitete.

Abbildung: Lee Miller, Selbstporträt, New York Studio, New York, USA, 1932, © Lee Miller Archives, England 2006. All rights reserved

Lee Miller - Fotografien 1930-1970
9. September 2006 - 21. Januar 2007

Öffnungszeiten
Dienstag 11.00 bis 20.00 Uhr
Mittwoch bis Sonntag 11.00 bis 18.00 Uhr
Montag geschlossen

Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg


Hannah Beck-Mannagetta





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