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Boris Lurie

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Farbe Form Fotografie Fläche

Abstrakte Tendenzen in der künstlerischen Fotografie

8.2.-20.4.2013 DZ BANK Kunstsammlung, Frankfurt a.M.

„Die Kunst ist stets weit abstrakter, als wir glauben. Form und Farbe erzählen von Form und Farbe – sonst nichts. Oft scheint mir, dass die Kunst den Künstler weit mehr verbirgt als offenbart.“ Diese programmatische Aussage von Oscar Wilde belegt die aktuelle Ausstellung „FARBE FORM FOTOGRAFIE FLÄCHE“ der DZ BANK Kunstsammlung. Sie nimmt abstrakte Tendenzen in der künstlerischen Fotografie in den Blick und beleuchtet dabei eine Vielfalt der abstrakten Formensprache in der zeitgenössischen Fotokunst. Im Zusammenspiel mit historischen Positionen stellt sich die Frage, ob Fotografie in der Abstraktion eigene Wege geht oder ob sich Parallelen zur Malerei aufzeigen lassen.

Die Ausstellung versammelt etwa 100 fotografische Arbeiten aus der DZ BANK Kunstsammlung von 27 renommierten internationalen Künstlerinnen und Künstlern aus 10 Ländern. Gezeigt werden Arbeiten von Robert Barry, John Chamberlain, Silvie & Cherif Defraoui, Lucinda Devlin, Christiane Feser, Franco Fontana, Günther Förg, Lutz Fritsch, Andreas Gefeller, Mario Giacomelli, Gottfried Jäger, Naoya Hatakeyama, Raphael Hefti, Peter Keetman, Annette Kelm, Marc Lüders, Detlef Orlopp, Jorma Puranen, Arnulf Rainer, Georges Rousse, Thomas Ruff, Katsuhiro Saiki, Jörg Sasse, Hans-Christian Schink, Shirana Shahbazi, Hiroshi Sugimoto, James Turrell u.a.

Zu sehen ist die Schau vom 8. Februar bis 20. April 2013 im ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung in Frankfurt am Main.


Geschichte der Abstraktion in der Fotografie
Seit dem Aufkommen der Fotografie, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, kam der Malerei die Aufgabe abhanden, die Realität abzubilden. Die Fotografie sollte diese Aufgabe übernehmen. Das war der Startschuss für die Malerei, sich abstrahierenden und abstrakten Strömungen zuzuwenden.

Zeitgleich wurde jedoch auch in der Fotografie erstmals die Forderung nach Abstraktion laut, denn die künstlerischen Fotografen orientierten sich an den ästhetischen Entwicklungen der Malerei. Schon 1916 prägte der amerikanische Fotograf Alvin Langdon Coburn den Begriff der „abstrakten Fotografie“ und bezeichnete damit Bilder, in denen ein Gefühl für „Form und Struktur“ das Interesse am Bildgegenstand übersteigen sollte, da er die Funktion der Fotografie nicht länger in der dokumentarischen Abbildung der Dinge sah. Er wollte die Möglichkeiten der Kamera realisieren, um der Fotografie den Status einer äquivalenten Kunstform neben der Malerei zuzusprechen.

Es ist also auffällig, dass die Bewegung hin zur Abstraktion in der Malerei und der Fotografie zeitgleich aufkam. Zu überprüfen gilt es, ob sie bei der Umsetzung gleiche Wege gegangen sind.

Analogien zwischen Fotografie und Malerei
Vor diesem Hintergrund beleuchtet die Ausstellung „Farbe Form Fotografie Fläche“ die Abstraktion in der Fotografie aus beiden Perspektiven. Zum einen zeigen die Bilder Analogien zwischen Fotografie und Malerei auf wie beispielsweise in den Arbeiten von Hans-Christian Schink. Er fotografiert Gebäudefassaden, die als monochrome Flächen erscheinen und in den Primärfarben Rot, Gelb und Blau präsentiert werden. Seine nahezu monochromen Aufnahmen erinnern an Mondrians Bildinhalte ebenso wie an die Farbfeldmalerei der 1960er Jahre und finden sich auch in den Landschaftsaufnahmen von Franco Fontana oder Lucinda Devlin wieder.

John Chamberlain erzeugt Unschärfen mit langer Verschlusszeit und bewegter Kamera, Hiroshi Sugimoto beobachtet in seiner Serie Seascapes das immer gleiche Aussehen differenter Wasserflächen und verfolgt damit die minimalen Unterschiede des vermeintlich Identischen.

In den Arbeiten von Silvie und Chérif Defraoui oder Arnulf Rainer hingegen besteht die Verbindung von Malerei und Fotografie darin, dass durch das Medium Malerei die Sichtbarkeit des Mediums Fotografie ausgelöscht oder verdeckt wird, um damit die Abbildfunktion der Fotografie in Frage zu stellen.

Autonome Entwicklung der Fotografie
Zum anderen macht die Ausstellung auch eine autonome Entwicklung der Fotografie sichtbar. Jörg Sasse und Thomas Ruff sind mit den Werken Lost Memories und Substrat vertreten, die auf Found Footage Material basieren – aus vorgefundenen Aufnahmen, die die Künstler nicht mehr selbst herstellen. Sasse sammelt analoge Amateuraufnahmen, die durch einen Verfallsprozess zersetzt worden sind. Anstelle des Referenzobjekts werden die chemischen Bedingungen der Fotografie sichtbar: bunte Formationen, die die Fotochemie durch bakterielle Einwirkung selbsttätig hervorbringt. Dagegen verwendet Ruff japanische Manga-Comics, die er im Internet aufspürt und so weit verfremdet, dass nur noch ein Kaleidoskop aus knalligen Farben zurückbleibt.

Zeigt sich bei Jörg Sasse oder Raphael Hefti ein Interesse an der Selbsttätigkeit der Fotochemie, verdeutlicht die subjektive fotografie von Peter Keetman das Interesse an Experiment und Gestaltung mit fotochemischen Materialien. Detlef Orlopp, der gleichfalls dem Umkreis der subjektiven fotografie entstammt, nutzt dagegen die Kadrierung, um Landschaftsmotive in abstrakte Bilder zu verwandeln, die sich auf gleiche Weise auch bei Mario Giacometti oder James Turell wiederfinden.

Dagegen wird in den Werken von Christiane Feser nicht nur die Tradition des Konstruktivismus, sondern durch Faltungen und Knicke auch die Erweiterung des zweidimensionalen Fotopapiers in den dreidimensionalen Raum aufgegriffen. Ihre Thematisierung des Papiers als Objekt steht ebenso wie Shirana Shahbazis rhythmische Überlagerung farbiger Flächen in einer Kontinuität mit den reflexiven Arbeiten der generativen Fotografie, die in der Ausstellung durch Gottfried Jäger repräsentiert ist.

Eine spezifische Gattungsbezeichnung ist erschwert bei dem Porträtfoto des amerikanischen Konzeptkünstlers Robert Barry einer Mitarbeiterin der DZ BANK, die für die gesamte Belegschaft des Unternehmens stehen soll. Es ist mit transparentem Acryl bis zur Unkenntlichkeit übermalt, geometrisch angeordnete Worte scheinen das Bild zu durchschweben. Barry selbst nennt diese Bilder „Gemälde“, obwohl sie aus malerischen, fotografischen sowie textlichen Elementen bestehen.

Präsentation von Neuankäufen
Erstmals in einer Ausstellung der DZ BANK Kunstsammlung gezeigt werden neu erworbene Werke von Lucinda Devlin, Gottfried Jäger, Annette Kelm, Christiane Feser und Shirana Shahbazi.

Die amerikanische Künstlerin Lucinda Devlin (Jg. 1947) ist seit Jahren in DZ BANK Kunstsammlung vertreten. Die nun angekaufte dritte Serie zeigt Aufnahmen des Lake Huron am jeweils selben Ort zu unterschiedlichen Jahres- und Uhrzeiten.

Neu in der Sammlung ist der 1937 geborene Gottfried Jäger aus der Generation Zero-Gruppe. Er ist Fotograf, Fototheoretiker und blickt auf eine fast dreißigjährige Hochschultätigkeit an der Fachhochschule Bielefeld zurück. Als Vertreter der generativen Fotografie macht er in seinen Arbeiten das Medium und sein Material zum Thema.

Von der 1975 geborenen Annette Kelm wurde eine zweite Serie für die Sammlung angekauft.

Das Werk der Künstlerin umfasst Stillleben, Porträts, Objekt- und Landschaftsaufnahmen, die sich mit dem Fokus auf Form und Struktur durch eine klare, reduzierte und sachliche Bildsprache auszeichnen.

Christiane Feser (Jg. 1977) hat an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert und lebt und arbeitet in Frankfurt. Die Preisträgerin des Kaiserringstipendiums 2012 verbindet in ihrer Werkserie der „Falten“, mit der sie sich auf Gottfried Jäger bezieht, plastische und fotografische Mittel. Dabei fotografiert sie weiße zerknüllte Papiere, fotografiert sie und verknüpft sie am Computer zu digitalen Faltenlandschaften.

Von Shirana Shahbazi hat die DZ BANK Kunstsammlung die zweite Serie erworben. Shahbazi ist 1974 im Iran geboren, mit ihren Eltern 1985 nach Deutschland emigriert und lebt seit 1998 in Zürich. Die Künstlerin lässt für ihre Arbeiten geometrischen Figuren bauen, die sie dann analog fotografiert.

ART FOYER der DZ BANK Kunstsammlung
Platz der Republik
60325 Frankfurt am Main.
Öffentlicher Zugang: Friedrich-Ebert-Anlage / Cityhaus 1.
F +49 69 7447 1685
dzbank.de


pm





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Lucinda Devlin:


- Art Basel 2013

- daad Stipendiat

- Sammlung DZ Bank Frankfurt


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