Anzeige
Boris Lurie

Logo art-in.de


Michael Kunze. Halkyonische Tage

6.04. – 30.06. 2013 | Kunsthalle Düsseldorf

Michael Kunze (*1961 in München) ist eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Kunstlandschaft. Seine Malereien stecken voller literarischer, philosophischer, kunst- und architekturhistorischer Reflexionen. Er überführt diese in rätselhafte, irrational anmutende Szenerien, architektonische Konstrukte oder utopische Landschaften. Zusammenhänge und mögliche Bedeutungen bleiben äußerlich verschleiert, Konfrontationen verschiedener Bildelemente wirken mitunter widersinnig und fordern zu einem intensiven Dialog mit dem die Betrachter spaltenden Werk auf.

Die Ausstellung in Düsseldorf präsentiert Arbeiten aus den letzten 20 Jahren seines Schaffens, das sich wie ein endloser Kommentar zu Arnold Böcklins „Toteninsel“ lesen lässt: Von hier aus spaltet sich, so Kunze, die Moderne in einen offiziellen, geradlinigen und einen nicht-offiziellen, verschlungenen Pfad auf. Für ersteren Weg stehen Cezanne, Impressionismus, und der darauf folgende Avantgardereigen, der bis ins späte 20. Jahrhundert unser „amtliches“ Moderneverständnis prägt. Die toteninsulare „Schattenmoderne“ hingegen geht einen weniger fortschrittsgerichteten, stattdessen labyrinthischen, zirkulären, und oftmals düster und mythisch erscheinenden Weg. Hier folgten auf Böcklin Giorgio de Chirico, der frühe Surrealismus, dann im späteren 20. Jhd. Filmschaffende wie L. Bunuel, P.P.Pasolini, A. Tarkowski, bis hin zu Lars von Triers „Antichrist“. In der Bildenden Kunst fungierten auf dieser Seite Einzelgestalten wie Balthus, Francis Bacon oder Anselm Kiefer, die allesamt einem heidnisch geprägten, bildbejahenden, d.h. antiprotestantischen Bildverständnis verpflichtet waren,- allerdings jenseits von popkulturellen, spätmodernen Verbindlichkeiten zwischen „Karl Marx und Coca-Cola“.

Innerhalb dieser Genealogie versucht Kunze Zusammenhänge herzustellen, die heute fast in Verges­sen­heit geraten sind. Ein zentrales Motiv hierfür sind die „Halkyonischen Tage“: Der von Kopfweh geplagte F. Nietzsche verwendete diese Metapher in Zeiten der Besserung seines Leidens: Gemeint ist damit eine kurze Phase zur Wintersonnenwende, an denen es an den Küsten des Mittelmeers kalt und windstill ist. Halkyon ist der Eisvogel, der in diesen Tagen seine Brutzeit hat. Die kulturkritischen Implikationen der Metapher, die in Nietzsches Zarathustra mit der Vision einer insgesamten Zeitenwende in Verbindung gebracht werden, sind das Thema von Kunzes transhistorischen Bildwanderungen.


Immer wieder malt Michael Kunze architektonische Kompositionen unter einem an Claude Lorrain erinnernden, bewölktem Himmel, die in theatralisch inszeniertes, mediterranes Licht getaucht sind. Dominierend sind die vielschichtigen Kontraste auf inhaltlicher und formaler Ebene. Fragmente moderner und vormoderner Baukunst treffen aufeinander und gehen gleichzeitig in einem Ganzen auf, das überkommene Entwicklungsmodelle in Frage stellt. So schlägt Kunze etwa eine Brücke zwischen Mies van der Rohe und der totalitären Architektur des 20. Jahrhunderts oder zwischen Frank Lloyd Wrights „Waterfalls-Villa“ und der „Villa d'Este“ in Tivoli. Dabei führt er deren vermeintliche Unvereinbarkeit ad absurdum.

Dargestellte Figuren sind bisweilen kontrovers diskutierte Provokateure wie in den „Les Messieurs d’Avignon“, Schauspieler aus zitierten Bühnen- oder Filmwerken, oder schablonenhafte Gesichter, die körper- und ausdruckslos, wie aus Computerspielen schematisiert, beliebig und austauschbar wirken. Darüber hinaus erscheinen surreal bis dekonstruktiv verschach­telte Bühnenprospekte, durchsetzt von narrativen Fallen, Reminiszenzen an die elegischen Flucht­räu­me de Chiricos, oder die in ihrer wahnhaften Monumentalität unentrinnbar gewordenen „Carceri“ Piranesis. Die Kontexte stellt Kunze oft in eine nur atmosphärische Verbindung, um aber gerade von hier aus wieder einen Eintauchpunkt in die hermetische Texthaltigkeit seiner Bildquellen zu ermögli­chen. Er überlässt es zumeist dem Betrachter, die Bezüge aufzunehmen, sie einer möglichen „Lösung“ zuzuführen oder den rätselhaft aufgeladenen Stillstand der Dinge unangetastet bestehen zu lassen.

Hinweise auf Referenzen geben nicht nur Michael Kunzes Bilder und deren Titel, sondern auch seine Texte, von denen einige im aktuellen Katalogbuch erscheinen werden. Diese tragen zwar zum näheren Verständnis seiner Intention bei, sind jedoch nicht als theoretische „Gebrauchs­anweis­ung“ zur malerischen Praxis zu verstehen. Sie können als gleichberechtigte Äußerungen in demselben Labyrinth gelten, das auch seine seit 20 Jahren in Griechenland gemachten Fotografien beschreiben, – angesichts ruinöser und verlassener Örtlichkeiten, deren fotografisches Abbild idealisierende und archäologisch-dokumentierende Aspekte verbindet.

Die Verknüpfung verschiedener Ebenen, die Vermischung von Traum und Realität, Bewusstem und Unbewusstem kennzeichnen Michael Kunzes Bilder. Es entstehen palimpsestartige Gemälde, durch deren vielschichtige theoretische Lagen mit literarischen, kunsthistorischen und filmischen Referenzen sich der Betrachter „durchschaufeln“ muss und somit zum hermeneutischen Dialog herausgefordert wird. Denn „nicht Malerei als Malerei ist interessant“, bekundet Michael Kunze, „sondern Malerei als Literatur, Literatur als Fotografie, Fotografie als Readymade, Readymade als Film, Film als Architektur, Architektur als Musik etc.“


Kunsthalle Düsseldorf Grabbeplatz 4 D-40213 Düsseldorf

http://www.kunsthalle-duesseldorf.de

PM





Kataloge/Medien zum Thema: Michael Kunze



Michael Kunze:


- Art Basel 2013

- Art Basel 2016

- artbasel2021

- Contemporary Fine Arts

- Ngorongoro 2015

- Sammlung Deutsche Bank 2020

- Sammlung MMK Frankfurt
Künstler:innen Liste - Gallery Weekend 2024 04 BerlinLa Biennale di Venezia - Biennale Venedig 2024Künstlerinnen Liste Whitney Biennial 2024: Even Better Than the Real ThingTurner PrizeKünstler:innen 2023 / 2021Künstlerliste: 12th Gwangju Biennale 2023Aus unserer Datenbank: Künstlerprogramm des DAAD und documentaAgainst the Logic of War: 5th Kyiv Biennial announces its list of artists6. Biennale der Künstlerinnen im Haus der KunstNeue Künstler*innenliste unter dem Aspekt der MesseteilnahmeNeue Künstler*innenliste unter dem Aspekt der MesseteilnahmeKünstler*liste zur Istanbul Biennale 2022, 17. September – 20. November 2022.Künstler*liste zur Manifesta 14 2022, 22. Juli bis 30. Oktober 2022Künstler*liste zur Berlin Biennale 2022, Still Present! 11. Juni bis 18. September 2022Künstler*liste zur Manifesta 14 2022Künstler*liste zur Whitney Biennale 2022Venedig Biennale 2022 Künstler*innenlisteDie neue Künstler*liste 2023, 2021, 2019documenta fifteen Kassel Künstler*liste und InformationenKünstler*liste Gallery Weekend Berlin 2021 09Künstler*innen, Galerien und die Art Baselsonsbeek20→24Künstler*liste zur 34th Bienal de Sao Paulo – Though its dark, still I singKünstler* mit mehr als 6 Einträgen in unserer Künstler*datenbank. Alphabetische ReihenfolgeKünstlerinnen und InstagramDigitale Bilder / Visualisierungen nach dem Modell GPT3 von OpenAIKünstler* mit mehr als 5 Einträgen in unserer KünstlerdatenbankUntersuchungen zum KunstsystemII. Künstler* sind in der Künstler*datenbank vertreten und haben oder haben nicht an Biennalen teilgenommenKünstler* sind in der Künstler*datenbank vertreten und haben oder haben nicht an Biennalen teilgenommen


Anzeige
Alles zur KI Bildgenese


Anzeige
artspring berlin 2024


Anzeige
SPREEPARK ARTSPACE


Anzeige
Responsive image


Anzeige
Magdeburg unverschämt REBELLISCH

Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
GEDOK-Berlin e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
neurotitan




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
ifa-Galerie Berlin




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V.




Anzeige Galerie Berlin

Responsive image
a.i.p. project - artists in progress