Die Preisträger und Preisträgerinnen des 23. »Bundespreis für Kunststudierende« 2016/2017 stehen fest. Der bundesweite Wettbewerb wird seit 1983 alle zwei Jahre gemeinsam vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn sowie dem Deutschen Studentenwerk ausgeschrieben. Er richtet sich an alle 24 in der Kunsthochschulrektoren-konferenz organisierten Kunsthochschulen und Akademien Deutschlands. Diese können je zwei ihrer Studierenden oder studentische Teams nominieren. Der Bundespreis für Kunststudierende ist ein in dieser Form einzigartiges Forum für den künstlerischen Nachwuchs in Deutschland.
Aus mehr als 50 für den Wettbewerb nominierten Kunststudierenden hat eine dreiköpfige Fachjury dieses Jahr insgesamt acht Preisträgerinnen und Preisträger ausgewählt. Zu ihnen zählen auch die zwei von der Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) Leipzig nominierten Studierenden Jonas Roßmeißl und Andrzej Steinbach.
Jonas Roßmeißl, 1995 in Erlangen geboren, studiert seit 2015 Medienkunst bei Prof. Peggy Buth an der HGB. Laut Jury-Mitglied Bettina Steinbrügge (Direktorin des Kunstverein Hamburg) arbeitet Roßmeißl „an einem der dringlichsten Probleme unserer Zeit, dem Verlust kultureller Identität durch globale Fluchtbewegungen. Roßmeißl nähert sich dem Thema interdisziplinär, indem er mittels der Verbindung von Kunst, Informatik, Soziologie, Archäologie und Medientheorie komplexe mediale Installationen schafft, die über die eigentliche Problembeschreibung hinausführen und zeitgenössische Lösungsansätze suchen. In dem Projekt alternative.archives entwickelt er einen anonymisierten, digitalen Informationsspeicher, der auf zur Flucht gezwungene Personen zugeschnitten ist. Damit könnte jede Person ihren eigenen digitalen Koffer packen, auf den sie vor, nach und während der Flucht zugreifen kann. In der zweiten Phase wird eine gleichnamige Plattform eingerichtet, die es ermöglicht, öffentlich zugängliche Indexe anzulegen und somit das Zusammentragen von kulturellen Verweisen initiiert. Das Projekt setzt an dieser Stelle an, indem es die Daten innerhalb einer Cloud speichert und Smartphones, Tablets und Computer nur noch als Displays dieser Archive fungieren. Technischer Fortschritt, Digitalisierung und Start-up-Kultur erfahren hier eine Umwidmung in das Humane.“
Andrzej Steinbach, 1983 geboren in Czarnkow in Polen, absolvierte 2013 sein Diplom im Studiengang Fotografie an der HGB und ist dort seit 2015 Meisterschüler von Heidi Specker. Jury-Mitglied Mathias Ulrich (Kurator der Schirn Kunsthalle Frankfurt) beschreibt Steinbachs Arbeiten wie folgt: „Die Fotografien und Objekte von Andrzej Steinbach […] wecken einen Geist des Widerstands, der ohne sichtbaren Gegner auftritt, und sich zuerst einfach nur als Zeichen vorstellt, als ästhetische Form. Handliche Steine, Steine, die auch an Ur-Werkzeuge erinnern, Handkeile und so weiter – in Kombination mit in der Manier von Street-Style-Fashion gekleideten Models. Hoodys und Sweat Pants, obligatorische Bomberjacken oder wahlweise Militärcamouflagejacken mit deutschen Flaggenaufnähern, getragen von desinteressiert oder cool vor der Kamera agierenden Jugendlichen. Die Arbeit beschreibt eine Trauer gegenüber dem Verlust der Rebellion und gegenüber dem Feind. Jede der erzählerischen Fotografien und fotografischen Serien steckt die porträtierten Protagonisten in eine endlose Bereitschaft, hinter der sich der eigentliche Gegner zu verstecken scheint. Steinbach imitiert die Maschine der Hochglanzmagazine und fügt ihr minimale Fehler hinzu, obwohl auch das wahrscheinlich falsch ist, und eine echte Anarchie als Trend womöglich bessere Chancen hat.“
Die acht Preisträger und Preisträgerinnen teilen sich insgesamt 30.000 Euro Preisgeld sowie zusätzliche 18.000 Euro Produktionsstipendien. Letztere sollen es ihnen ermöglichen, gezielt Werke für die mit dem Preis verbundene Ausstellung in der Bundeskunsthalle in Bonn zu erarbeiten. Außerdem erhalten die acht Kunststudierenden einen eigenen Katalog. Die feierliche Preisverleihung und Ausstellungseröffnung findet am 9. November 2017 in der Bundeskunsthalle statt.
23. Bundespreis für Kunststudierende
Eröffnung und öffentliche Preisverleihung: 9. November, 19:00 Uhr
Ausstellungdauer: 10. November 2017 bis 28. Januar 2018
Ort: Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, Friedrich-Ebert-Allee 4, 53113 Bonn
Öffnungszeiten: Di, Mi 10:00–21:00 Uhr; Do-So 10:00–19:00 Uhr
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