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Boris Lurie

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Lamin Fofana, A call to disorder

7. 07. 2021 - 10. 03. 2022 | Haus der Kunst München

In diesem und den kommenden Jahren wird Sound zu einem Schwerpunkt im Programm des Haus der Kunst. Geplant sind eine Serie von musikalischen Performances, eine neue akustische Auftragsarbeit, die ein Jahr lang den Terrassensaal durchdringen wird. „Tune“ ist zwischen den Bereichen Sound, Musik und visueller Kunst angesiedelt. Diesem Angebot einer kollektiven Erfahrung und einzigartiger Hörerlebnisse wird man überall im Museum als Installation und Performance begegnen können.

Die eingeladenen Künstler*innen teilen das gemeinsame Interesse daran, wie Sound die materielle Welt durchfließt, sich mit ihr überschneidet und sie verwandelt. In ihrer Arbeit beschwören sie das Unbekannte und zeigen, wie Klang sowohl Orientierung geben als auch Desorientierung verursachen kann. Klang ist diejenige Ausdrucksform, die am leichtesten aus ihrem Zusammenhang zu befreien ist: Er kann sich frei durch und zwischen Kulturen bewegen. Klang wird dabei ständig neu kodiert, und oft als Mittel zur Ausbeutung verwendet. Achtet man nicht nur darauf, wie Klang gelesen wird, sondern lässt sich von ihm berühren, offenbart er seine ganze Fülle. Klang hat einen immens physischen Charakter und verbindet uns gleichzeitig mit dem Ätherischen. Die Künstler*innen dieses Jahres stellen diese Möglichkeiten des Klanges in den Vordergrund.

Die Künstler*innen in „Tune“ nutzen die Kräfte des Klangs, um während ihrer Residencies im Haus der Kunst für zwei oder drei Tage das Publikum in ihre Welten einzuladen. Die einzelnen Arbeiten werden als jeweils zwei Live-Performances, ergänzt durch ein Künstler*innengespräch, präsentiert. In manchen Fällen kommen Installationen und Ausstellungen mit kurzer Laufzeit hinzu.



Lamin Fofana, A call to disorder
7. Juli 2021 – 10. März 2022

“Ich möchte die Unterscheidung zwischen Reflektion und Aktion zum Kollabieren bringen. Die Welt fällt auseinander. Wer bezieht dazu Stellung, und wer verhält sich passiv?” Lamin Fofana

Lamin Fofana realisiert eine akustische Auftragsarbeit für den Terrassensaal im Haus der Kunst mit dem Titel „A call to disorder“. Seine multisensorische Installation bezieht auch Geruch, Licht und Atmosphäre mit ein. Zusätzlich veranstaltet Fofana mehrere akustische Happenings. Seine erste Live-Performance findet am Mittwoch, den 7. Juli statt und trägt den Titel „Ode an die Unreinheit“.

Mit den Mitteln des Klangs nimmt Fofana sein Publikum mit in den Bereich der Traumbilder, in dem wie ein Echo zyklische Erzählformen unserer Vorfahren nachklingen. Seine elektronische Instrumentalmusik bringt Ideen zu Blackness, Migration, Vertreibung und Race mit etwas Jenseitigem in Verbindung und rückt nichtlineares Denken und Erleben in den Mittelpunkt. Die Elegie „Here lies universality“ beklagt die Dominanz westlicher Musiktheorie: Deren Grundstruktur habe ihre Wurzeln im Erbe der Aufklärung, im Imperialismus und Weißer Vorherrschaft mit ihren anhaltenden Mechanismen der Ausgrenzung. Fofanas eng verwobene Interessen an Geschichte, an heutigen Zuständen und seine Methode, Text in das emotionale Medium des Klanges zu übersetzen, drücken sich in multisensorischen Live-Performances und großen, minimalistischen Installationen mit Originalkompositionen, Feldaufnahmen und Archivmaterial aus. Sein Ziel besteht darin, „einen Raum der Begegnung zu schaffen, in dem kollektiv zugehört, geträumt, das Undenkbare gedacht wird.“ Er macht gleichzeitig deutlich, dass Dissonanz und Störung hier ebenso thematisiert werden wie Harmonie.

„A call to disorder“ ist inspiriert von der bahnbrechenden Arbeit von Fred Moten and Stefano Harney, „The Undercommons“, worin sich ein Ruf nach Chaos oder Wildheit, nach Lärm, Kakophonie und dem Außermusikalischen ausdrückt. Da die Aufmerksamkeit für die historischen Nachwirkungen institutionalisierter Unterdrückung gegenwärtig zunimmt, sind die Reflektionsräume, die Fofanas Arbeit eröffnet, aktueller denn je.

Fofana lebt und arbeitet in Berlin als Künstler und Musikproduzent. Er wuchs in Sierra Leone und Guinea auf, zog 1997 in die USA und 2016 nach Deutschland. Er wurde bekannt sowohl im Bereich der elektronischen Musik als auch in der bildenden Kunst. Seine jüngste musikalische Arbeit erschien 2020 auf drei Alben als Trilogie; sie betrachtet historische und epistemologische Verläufe zeitgenössischen gesellschaftlichen und politischen Denkens durch die Linse der Black Studies. Das erste Album, „Black Metamorphosis“, ist inspiriert von Sylvia Wynters gleichnamigem unveröffentlichtem Manuskript und stellt die Frage, was geschieht, wenn afrikanische Ästhetik in den Westen übertragen wird. Für das zweite, „Darkwater“, wandte sich Fofana dem legendären schwarzen Schriftsteller, Wissenschaftler, Aktivisten und erstem promovierten Afroamerikaner der Geschichte W. E. B. Du Bois zu. „I Ran From It And Was Still In It“ stammt aus Fofanas Adaption von „Darkwater: Voices from within the Veil“, einer Sammlung autobiografischer Aufsätze und spekulativer Belletristik von 1920. Das dritte Album, „Blues“, ist eine meditative Antwort auf Amiri Barakas „Blues People: Negro Music in White America“ (1963).

In diesem Jahr beauftragte ihn die Biennale von Liverpool mit einer Arbeit und er wurde für den Preis der Nationalgalerie nominiert. Weitere Ausstellungen in letzter Zeit umfassen „Blues“ in der Mishkin Gallery am Baruch College, City University of New York (2020), Refracted Gazes/Fugitive Dreams in der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart (2019), WITNESS bei der 57. Biennale von Venedig (2017) sowie Performances bei der documenta 14 in Kassel und Athen (2017).



Nkisi
7. – 14. Juli 2021

„Sound enthält ungeheure Datenmengen, und die Überblendung verschiedener Frequenzen und Wellen schafft das Netz von energetischen Feldern, das uns alle verbindet; lebende und leblose Wesen. Wenn wir alle Musik sind, welche Musik projizieren wir? Welche Musik projizieren wir kollektiv?“ Nkisi

Nkisi ist der Künstlername von Melika Ngombe Kolongo, die als Musikerin im Bereich der elektronischen Musik, als Produzentin und bildende Künstlerin arbeitet und derzeit in Berlin und London lebt. Ihr aufregender Sound ist bei vielen Einzel- und Gruppenausstellungen überall auf der Welt präsentiert worden. Für Nkisi ist Sound ein Portal zu verschiedenen Formen des Erlebens und Begreifens und hat eine große verbindende Kraft. Ihre Performances bestehen aus Überlagerungen von afrikanischen Rhythmen, harten europäischen Dance-Tropen und Synthesizer-Melodien. Sie sind von elektrisierender Energie.

Für „Tune“ produziert Nkisi eine AV-Installation mit dem Titel „|Ngo|“, die sie mit zwei Live-Performances aktiviert. „|Ngo|“ entsteht in Zusammenhang mit einem neuen Gemeinschaftsprojekt, das Nkisi unter dem Namen „The Secret Institute“ in diesem Jahr ins Leben gerufen hat. Die Beteiligten betrachten Klang und Musik aus einer anderen Perspektive: nicht als bloße Unterhaltung, sondern als Reservoirs, in denen die Geheimnisse kosmischen Wissens alter Traditionen und Mythologien gespeichert sind.

In den alten Traditionen des Kongo sind die unsichtbaren Welten die echten Welten; die materiellen Welten sind nur holografische Wirklichkeiten der ausgesandten Schwingungen. Für Nkisi bilden Recherchen und persönliche Beziehungen zur Kosmologie des Kongo ihre Antriebskraft. Ihre AV-Installation „|Ngo|“ ist eine Vibrationskammer, in der wir Schwingungsenergie erfahren und uns mit den subtilen Dimensionen verbinden können. Sie fungiert als akustische Visualisierung des Kongolo, des mehrdimensionalen kosmischen Kreises und des Kosmogramms des Kongo.

Nkisi setzt schwingende Metallobjekte bzw. Becken als Verstärker von Energie sowie als unsichtbares Orchester ein. Die Becken senden ihre Vibrationen in viele Richtungen aus und ermöglichen Erfahrungen zur Erweiterung des Bewusstseins, klangliche Formen der Heilung und Quantenkommunikation. Nkisi zielt darauf, die Hierarchie der Sinne neu zu ordnen, um herauszufinden, wie Körper und Gedächtnis von Klängen und Rhythmen beeinflusst werden und was sich an den Grenzen unserer Wahrnehmung befindet.

Diese zentralen Interessen tauchen auch in ihren interdisziplinären Gemeinschaftsprojekten auf, die an verschiedenen Stellen in Europa und den USA aufgeführt wurden, etwa Sènsa, das als Auftragswerk für die Performa19 im Abrons Art Centre NYC gemeinsam mit den Künstlern Paul Maheke und Ariel Efraim Ashbel entstanden ist und sowohl bei der Biennale von Venedig 2019 als auch im Grünen Salon der Berliner Volksbühne aufgeführt wurde. In ihrer jüngsten Arbeit „Orb“, die sie 2021 für den Light Art Space produzierte, lud Nkisi die Betrachter ein, einem Soundtrack des Kosmos zu lauschen. 2019 produzierte sie in Zusammenarbeit mit Charlie Hope „The Spiral“ für die Tate Modern, ein Environment, in der man sich auf die Verbindung von Klang, Bild, Raum und Zeit zu kosmischen Energien einstimmen kann.

Neben ihrer umfangreichen Arbeit als Künstlerin und Produzentin schafft Nkisi mit großer Leidenschaft Gemeinschaften, etabliert Strukturen gegenseitiger Unterstützung und will Wissen teilen und austauschen. Gemeinsam mit ANGEL-HO und Chino Amobi rief sie z.B. das unabhängige Label und Kollektiv NON Records für Künstler*innen aus Afrika oder der afrikanischen Diaspora ins Leben. NON wurde 2015 gegründet, in einer Zeit, als in der elektronischen Musik Tendenzen dominierten, Passivität und Distanz zu idealisieren: Das 032c Magazin sprach von „the big flat now“. NON, und besonders Nkisi, betrachten Sound dagegen als eine Art Outsourcing von Erinnerung, mit sensorischer Tiefe und Intelligenz.

Haus der Kunst München,
München
www.hausderkunst.de


Presse





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