Während Evgeny Morozov die Theorielosigkeit von KI-Modellen beklagt, hält Hannes Bajohr die Modelle für Ideologie, derweil Bazon Brock von Allgemeinbildung (general pretrained) spricht. Ich hingegen würde von erweiterter Allgemeinbildung sprechen.
Aber egal, durch das notwendige Finetuning werden die Unterschiede zwischen Theoriefreiheit und Ideologie aufgebaut.
Finetuning eines KI-Modells bedeutet die Anpassung des Modells an spezifische Aufgabenstellungen und Datenbestände. Dies geschieht durch kleine Korrekturen, die auf der Basis der großen Vielzahl vorhergehender trainierter Parameter gemacht werden. Da dadurch das ursprüngliche Training des Modells nicht mehr vollständig berücksichtigt wird, nennt man diesen Vorgang entsprechend auch Halbtraining.
Fragt man kaum "fein abgestimmte" Modelle nach relevanten Kritikpunkten am Kunstsystem, so finden sich Hinweise auf die Kommerzialisierung von Kunstwerken, die Verknüpfung von Werten und Kunst sowie die Härte und Elite als Charakteristika dieses Systems.
- Der Markt als treibende Kraft bestimme Stil, Inhalt und Wertumfang.
- Akteure, die vom Verkauf leben, seien ihm ausgeliefert.
-
Eine hohe Herkunftsbarriere sperre einen Großteil der Menschen vom Betreiben von Kunst aus. Eine breiter gefächerte Bevölkerung würde ein größeres Spektrum an Themen und Motiven schaffen, so die KI.
Das sind ja klar formulierte Aspekte, die schon lange bestehen und gesellschaftlich relevant sind.
Aber welche Einfluss haben technologische und gesellschaftliche Veränderungen auf diese Kritikpunkte?
"Das Internet hat den Zugang zur Kunst grundlegend verändert. Es hat riesige Mengen an Kunstwerken aus der ganzen Welt für jeden zugänglich gemacht, der über einen Internetanschluss verfügt, so dass unzählige Menschen eine viel größere Auswahl an Kunstwerken sehen und genießen können als je zuvor. Darüber hinaus ist es für Künstler einfacher geworden, ihre Werke einem breiteren Publikum zu präsentieren, was ihren Bekanntheitsgrad erhöht und ihnen mehr Möglichkeiten bietet, Anerkennung und Unterstützung zu finden."
Darüber hinaus werden KI-fähige Werkzeuge eingesetzt, um digitale Bilder, Videos und Animationen mit einer Komplexität und einer Genauigkeit zu erstellen, die bisher nicht möglich waren. Selbst Wolfgang Ullrich stellte fest, dass die Bilder der Künstlichen Intelligenz nicht von denen der Künstler:innen zu unterscheiden seien und Künstler quasi einen Beleg für ihre, über die KI hinausweisende, Arbeit erbringen müssten.
Berücksichtigt man die Position der Betrachtenden, die in der zeitgenössischen Kunst Kunstwerke vollenden mussten und denen unter zu Zuhilfenahme der Künstlichen Intelligenz auch die Fähigkeit eingeräumt werden, Bilder zu evozieren, so deuten sich gravierende Veränderungen im Kunstsystem an.
ct
Kataloge/Medien zum Thema:
Kunstmagazine
Haus am Kleistpark | Projektraum
neurotitan
Schloss Biesdorf
Galerie Parterre
Galerie 15