Das Museum Ludwig richtet der kalifornischen Künstlerin Kathryn Andrews (geb. 1973 in Mobile, Alabama) ihre erste institutionelle Einzelausstellung aus.
Andrews beschäftigt sich in ihren konzeptuellen Skulpturen auf vielfältige Art und Weise mit den Bedingungen der Aufführung und Präsentation. Dabei übernehmen ihre Skulpturen die Aufgabe eines Bühnenaufbaus oder einer Requisite, die den Betrachter dazu auffordern, selbst als Akteur zwischen ihnen aufzutreten. Die performative Qualität kommt vielleicht am deutlichsten in der Ereignishaftigkeit ihrer Geburtstags-Skulpturen zum Ausdruck, auf Hochglanz polierten Stahlabschrankungen, die einmal im Jahr mit Luftballons versehen werden.
Andere Arbeiten wiederum baut sie aus gemieteten Filmrequisiten, welche nur auf Zeit ein ansonsten unvollständiges Werk komplettieren und durch ihre Vorgeschichte teilweise höchst symbolisch aufgeladen sind, wie ein T-Shirt, das Brad Pitt auf einem Film Set trug oder ein Motorradhelm eines der „Drei Engel für Charlie“, die den Gedanken einer verborgene Sehnsucht nach den unerreichbaren Filmstars in sich tragen. Die Verknüpfung einer erzählerischen und einer temporalen Dimension bringt eine Komplexität hervor, die mit ihrer direkten und an der Pop Art angelehnten Bildsprache kollidiert.
Für die Ausstellung Special Meat Occasional Drink stellt das Museum Ludwig Kathryn Andrews unter anderem den intern als Aquarium bezeichneten Raum im zweiten Obergeschoss zur Verfügung: eine von einer hohen Fensterfront dominierte Ausstellungsarchitektur, die durch ihre Eigenheiten Künstler wie Besucher immer wieder konstruktiv herausfordert. Auf spielerische Art und Weise greift Andrews auf ein entlegenes, gar absurdes ortsspezifisches Charakteristikum zurück und macht dieses in der Folge zum Ausgangspunkt ihrer gesamten Präsentation: Die zentrale Installation der Ausstellung zeigt eine überdimensionierte Stellwand mit einer bunten Meeresszenerie, die sich zwischen Findet Nemo, Flipper und SeaWorld bewegt. Im Zusammenspiel mit den Chromoberflächen ihrer performativen Skulpturen entstehen dynamische und optische Vexierspiele an der Grenze der Materialität. Dass es sich dabei um eine Arbeit handelt, die für die Dauer der Ausstellung geschaffen wurde, verdeutlicht Andrews Interesse an temporalen Inszenierungen. Dieses Thema wird ebenso in den zwei Galerien vor diesem Raum aufgegriffen. Auch hier hat Kathryn Andrews eine Wandarbeitproduziert, die sich mit weißen Kerzen auf schwarzem Hintergrund fast plakativ mit dem Thema Zeit und Dauer beschäftigt.
Kathryn Andrews Arbeiten sind in doppelter Hinsicht auch eine Auseinandersetzung mit dem Museum Ludwig: Neben das Eingreifen in die Architektur des Hauses – die nicht nur von innen, sondern auch von außen wahrgenommen werden kann – tritt die Beschäftigung mit den künstlerischen Schwerpunkten der Sammlung. Andrews Bildsprache erinnert in ihrer Einfachheit und Eindringlichkeit an Pop Art sowie an Walter De Marias Edelstahlskulpturen, ist aber zugleich Zeugnis eines konzeptuellen (und oft auch narrativen) Kosmos. Es ist gerade diese Verortung, Einordnung und Kategorisierung, die die Künstlerin forciert und letzten Endes unterminiert.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag der Buchhandlung Walther König ,(144 Seiten, ca. 80 Abbildungen) mit Texten von Tim Griffin und Michael Ned Holte sowie einem Interview zwischen Philipp Kaiser und Kathryn Andrews.
Kurator der Ausstellung: Philipp Kaiser
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Zeitgleich wird das Museum Ludwig als erste deutsche Institution der US-amerikanischen Künstlerin Jo Baer (*1929 in Seattle, lebt seit 1984 in Amsterdam) eine Einzelausstellung widmen. ...
Jo Baer gilt als Wegbereiterin des Minimalismus und erreichte einen ersten Höhepunkt ihrer Karriere mit einer großen Retrospektive im Whitney Museum of American Art 1975. Ausgehend von einem bislang weitgehend unbekannten Kern an Zeichnungen, der von bedeutenden Werken auf Leinwand ergänzt wird, wird die Ausstellung sich auf die minimalistische Periode der Künstlerin von 1960 bis 1975 konzentrieren und den Bogen bis zu ihrem aktuellen, figurativen Werk schlagen. Mit ca. 170 Werken wird es die bis dato umfangreichste Werkschau Baers.
In den 60er und 70er Jahren wurde Baer bekannt für ihre extrem reduzierten Gemälde, auf denen ein schmaler farbiger Streifen neben einem breiteren schwarzen Band rund um das große, weiße Zentrum der Leinwand läuft. Die unterschiedliche Wirkung des Farbstreifens neben einem hellen und einem dunklen Feld, die Auswirkung von Format und Leinwandgröße auf die Wahrnehmung des Betrachters gehören zu zentralen Themen von Baers Malerei.
Mit dem Umzug von New York nach Irland 1975 vollzog Baer einen überraschenden stilistischen Wandel. Ihre Werke werden gegenständlich, erzählerisch und mehrfarbig. Sie entwickelte ihr Prinzip der „Radical Figuration“, in der sie Elemente der Kulturgeschichte, wie archaische Höhlenmalereien oder die altgriechische Kultur, auf ihren Ursprung hin verfolgt. In ihren Gemälden seit 1975 schlägt sich diese Forschung nieder.
Als Verbindung dieser beiden unterschiedlichen Schaffensphasen, so die These der Ausstellung, können Baers Papierarbeiten der frühen 60er Jahre gesehen werden. In den Gouachen zeigt sich ein frühes Interesse an Zeichen und Symbolen sowie ein breiteres farbliches Spektrum. Gleichzeitig spürt die Ausstellung der Funktion der Zeichnung als Instrument der Bildfindung, als Vorlage und Gedächtnismedium nach. Mit ihrem retrospektiven Blick möchte sie das außergewöhnliche Schaffen einer der ganz großen Malerinnen unserer Zeit würdigen und sie als eigenständige und unabhängige Künstlerin vorstellen.
Die Ausstellung ist eng mit der Sammlung des Museums verknüpft. So kauften Irene und Peter Ludwig bereits in den 70er Jahren mehrere Arbeiten von Baer. 2010 wurde dieses Engagement um eine Gruppe von neun frühen Zeichnungen und die Grafik-Mappe „Cardinations“ erweitert.
Zur Ausstellung erscheint im Verlag der Buchhandlung Walther König ein umfassender Werkkatalog mit Texten von Julia Friedrich, Lucy R. Lippard, Lauren O´Neill-Butler, David Raskin und einem Vorwort von Philipp Kaiser.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Kunststiftung NRW und den Mondriaan Fund, Amsterdam.
Parallel zum Museum Ludwig zeigt das Stedelijk Museum in Amsterdam die jüngsten Werke Jo Baers in der Ausstellung “In the Land of the Giants“ (16. Mai – 1.September 2013).
Kuratorin: Julia Friedrich
Öffnungszeiten zur aktuellen Ausstellung: Dienstag bis Sonntag (inkl. Feiertage): 10 – 18 Uhr / jeden ersten Donnerstag im Monat: 10 – 22 Uhr / montags geschlossen
Museum Ludwig
Heinrich-Böll-Platz
50667 Köln
Telefon +49-221-221-26165
museum-ludwig.de
pm
Kataloge/Medien zum Thema:
Kathryn Andrews
Japanisch-Deutsches Zentrum Berlin
Galerie HOTO
Galerie Alte Schule im Kulturzentrum Adlershof
nüüd.berlin gallery
ifa-Galerie Berlin