Die Kunsthalle Bielefeld präsentiert im Frühjahr 2015 eine Ausstellung mit Werken der beiden jungen Bildhauer Esther Kläs und Johannes Wald. Die Ausstellung steht unter dem ungewöhnlichen Titel »Whatness«. Es folgt die Aufzählung aller Materialien von Aluminium bis Zement. »Whatness« meint in seiner direkten Übersetzung Was-heit. Von James Joyce geprägt, übersetzt der Begriff die Quidditas der scholastischen Philosophie Thomas von Aquins ins Englische. Es geht um das Sosein eines Dings, sein Wesen, im Unterschied zum Dasein eines Objekts. Ein Gegenstand wird daraufhin befragt, was er ist.
Als Titel dieser Ausstellung betont »Whatness« das Gemeinsame im Werk der beiden jungen Bildhauer Esther Kläs und Johannes Wald. Die Skulpturen beider reflektieren die Materialität von Skulptur, den Herstellungsprozess, aber auch das Sosein einer Skulptur und ihre Wirkung auf den Betrachter. Sie formulieren die Frage: Was ist dieses dreidimensionale Ding da?
Die Werke beider Künstler bewegen sich auf je eigene Weise zwischen figurativen Motiven und Abstraktion, einem Spiel aus Form und Material sowie der Verweigerung einer Lesbarkeit der Objekte. Sie offenbaren sich dem Betrachter erst in der aktiven Teilnahme und einem unbestimmten Vorstellungsraum: »Schönheit (...) wird durch die Imagination erkannt“, sagt Joyce.
Johannes Wald und Esther Kläs bauen die Ausstellung in der Kunsthalle Bielefeld gemeinsam auf und schaffen so eine Installation, in der ihre Skulpturen in einen Dialog treten.
Die Künstlerin Esther Kläs wird immer wieder als »geborene Bildhauerin« bezeichnet. Obwohl ihre Skulpturen weitgehend abstrakt sind, evozieren sie anthropomorphe Körperlichkeiten oder antike rituelle Stätten. Sie strahlen Würde und Persönlichkeit aus und entwickeln eine betörende Selbstverständlichkeit im Raum. Dabei bewegen sie sich irgendwo zwischen mysteriöser Präsenz und Projektionen poetischer Imagination. Die enge Verbindung der Werke zur schaffenden Künstlerin bleibt dabei stets gegenwärtig. Esther Kläs betont die Gemachtheit ihrer Skulpturen, indem sie die Spuren ihrer körperlichen Arbeit an dem Material bestehen lässt. Der Charme des Improvisierten gehört ebenso zur Wirkung ihrer Werke wie hin und wieder eine Neigung zum Absurden.
Esther Kläs wurde 1981 in Mainz geboren und lebt und arbeitet in New York. Jüngste Einzelausstellungen waren im Jahr 2014 »Girare con me« im Marino Marini Museum in Florenz, »Esther Kläs: Better Energy« im MoMa PS1 im Jahr 2012 und »You and the Dance with the Tortoise« im Parkhaus Düsseldorf in 2009. Ihre Arbeiten waren in einer Reihe von Gruppenausstellungen vertreten, darunter »Playing by Heart«, KOLUMBA, Kunstmuseum des Erzbistums Köln,
2014, »Kölnskulptur #7«, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2014 und in der sechsten Ausgabe der Prag Biennale, »Flow«, im Jahr 2013.
Johannes Wald formuliert Fragen an die Skulptur. Primär bildhauerische Qualitäten wie Haptik, Materialität und Dreidimensionalität sind für Wald nur zweitrangig. Sein Hauptinteresse gilt der Offenlegung von Bedingungen, Herstellungsverfahren sowie für die Transformationsprozesse von der Idee ins Material.
Auf der Suche nach der vollendeten Skulptur und einem Selbstverständnis als Bildhauer geht er verschiedene Wege der Annäherung. In »studying the greeks’ grace« setzt er sich mit der Schrift »Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst« des Archäologen und Kunstschriftstellers Johann Joachim Winckelmann aus dem Jahr 1755 auseinander, in der dieser die Skulptur der Griechen als die vollkommenste bezeichnet und seinen Zeitgenossen deren Nachahmung empfiehlt.
Johannes Wald setzt diesen Ratschlag über 250 Jahre später in eigenen Arbeiten um. Das Ergebnis ist jedoch keine modellierte Skulptur, sondern verweist im Medium der Fotografie auf die Innerlichkeit der persönlichen Erfahrung von Grazie und den Vorstellungsraum einer wunderschönen Figur.
Auf ähnliche Weise erschafft er in »Ekphrasis« mit Worten die sprachliche Darstellung einer idealen Skulptur oder belässt in »Pedestal for a muse« eine Leerstelle, die eine Erwartungshaltung hinsichtlich des Erscheinens einer Muse provoziert.
Johannes Wald wurde 1980 in Sindelfingen geboren und lebt und arbeitet heute in Berlin. Jüngste Einzelausstellungen waren im Jahr 2013 »Kontrapost«, Sox Berlin sowie »in the
shade of absence« im Albertinum, Galerie neue Meister in Dresden. Arbeiten von Johannes Wald wurden unter anderem gezeigt bei der »Kölnskulptur #7«, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2014 sowie bei »Kölnskulptur #6«, Stiftung Skulpturenpark Köln, 2012 und in der Ausstellung »Ein blinder Fleck - die Unbeobachtkeit der Welt« in der Hans-Peter-Zimmer-Stiftung in Düsseldorf, 2013.
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