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Boris Lurie

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THAN HUSSEIN CLARK

THE DIRECTOR’S THEATRE WRITER’S THEATRE

02. 12. 2017 - 25. 02. 2018 | Aufführungen in der Schwankhalle Bremen: 09. – 11. Februar

Erste Kirche Christi, Messeplatz, Performance of Than Hussein Clark-1058_kleiner Ausschnitt
Das künstlerische Schaffen von Than Hussein Clark bezieht seine Einflüsse aus Theater, Bildender Kunst, Mode, Kunsthandwerk, Literatur oder Architektur und sprengt die Grenzen zwischen den einzelnen Gattungen, um Queer-Thematiken oder Fragestellungen zu künstlerischen Produktionsbedingungen und Authentizität nachzuspüren. Requisitenhafte Objekte, bühnenartige Installationen und theaterinspirierte Performances verorten sich sowohl im Theater- wie im Ausstellungskontext und ergeben zunächst eine überbordende Fülle an Bezügen. Bei genauerem Hinsehen jedoch spielt noch das kleinste Detail eine klar definierte Rolle und greifen alle Teile in ihrer opulenten Gesamtheit sinnvoll und präzise ineinander.

Für The Director’s Theatre Writer’s Theatre entwickelt Clark ein mehrteiliges, interdisziplinäres Projekt, das zeitgleich in unterschiedlichen Formaten (Ausstellung, Novelle und Inszenierung) und an verschiedenen Orten (Kunstverein und Theater) Gestalt annimmt: Gattungsgrenzen verschwimmen, Formen der Bildenden Kunst werden ins Theater überführt und theatralische Strukturen in die Ausstellungsinstitution. Die beiden Hauptbestandteile des Projektes, eine Ausstellungspräsentation in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst und eine Inszenierung in der Schwankhalle, entstehen parallel und verzahnen sich: Skulpturen werden Requisiten, Schauspieler/innen Modelle, Figuren Protagonist/innen in Zeichnungen etc. Clark dazu: „This dialogue between two forms means that questions being asked in the exhibition might find their answer in the performance and vice versa.“

Ausgangspunkt für The Director’s Theatre Writer’s Theatre ist Bremens zentrale Rolle in der Entwicklung des deutschen Regietheaters. In den 1960er Jahren versammelte Kurt Hübner Regisseure wie Peter Stein, Peter Zadek, Wilfried Minks, Klaus-Michael Grüber oder Rainer Werner Fassbinder am Bremer Theater, um Klassiker zu inszenieren und den „Bremer Stil“ zu etablieren – dabei in der Manier des Regietheaters die Originaltexte frei interpretierend. Dagegen setzt Than Hussein Clark seine eigene Ausbildung als Schauspieler, die in New York und Los Angeles eher der Werktreue des englischen Autorentheaters folgte. Der Gegensatz zwischen den Traditionen des englischen Autorentheaters und des deutschen Regietheaters und deren unterschiedlicher Umgang mit Originaltexten verknüpft sich in Clarks Plänen für Bremen mit seinem Interesse an Produktionsweisen der darstellenden wie bildenden Künste.

The Director’s Theatre Writer’s Theatre findet statt im Rahmen der Reihe Ping Pong, einer Kooperation von GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst und Schwankhalle Bremen, in der sich beide Häuser wechselseitig Künstler/innen zuspielen, deren Arbeit zwischen bildender und darstellender Kunst angesiedelt ist.

Im Anschluss erscheint eine Publikation bei Montez Press.
GAK GESELLSCHAFT FÜR AKTUELLE KUNST:
Die Ausstellung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst funktioniert das Haus mittels Objekten, Installationen, Wandarbeiten, Displays und historischem Material in eine Theaterlobby nebst Bühnenraum und Backstagebereich um – ohne dass dort herkömmliche Theater- oder Performanceaufführungen stattfänden. Vielmehr überträgt Clark den Gedanken der theatralen Inszenierung auf seine künstlerische Vorgehensweise und präsentiert das Reenactment historischer Kunstausstellungen als Theaterstücke. So fungiert zunächst eine sinnbildliche „Lobby“ aus neu vom Künstler produzierten Objekten, Installationen und Papierarbeiten als Erwartungsraum für die unterschiedlichen Ausstellungen, die im anschließenden Raum als Bühnenstücke aufgeführt werden.

Für diesen „Bühnenraum“ entwickelt Clark ein bewegliches Displaysystem, auf dem er seine Interpretation vergangener Ausstellungen von Künstler/innen einer älteren Generation präsentiert. Wie ein Theaterregisseur des Regietheaters klassische Stücke für die Bühne neu interpretiert, bezieht Clark sich auf Klassiker des Ausstellungbetriebes, für die er seine eigene Fassung entwickelt. So führt etwa ein Display die legendäre Ausstellung von Robert Mapplethorpe im Hirschhorn Museum in Washington aus dem Jahr 1989 neu auf, die einst wegen „der Verbreitung pornografischer Bilder“ abgesagt wurde und ein langwieriges Gerichtsverfahren nach sich zog. Ein anderes Display inszeniert eine Pariser Ausstellung des futuristischen Allrounders Fortunato Depero von 1925 – u.a. Erfinder des Campari Soda-Fläschchens. Die Displays werden täglich und in einer vorgegebenen Abfolge angeordnet und nehmen dementsprechend an unterschiedlichen Tagen unterschiedliche Ausstellungen in den Fokus: So wie am Theater innerhalb einer Woche verschiedene Stücke aufgeführt werden, wird in der GAK täglich wechselnd jeweils eine andere Ausstellung in den Blick genommen.

Im dahinter gelegenen, dritten „Backstage-Bereich“ inszeniert Clark Material aus dem Archiv des Bremer Theaters. Material, das stellvertretend für die legendären 1960er Jahre steht, in denen sich der „Bremer Stil“ als Sinnbild des deutschen Regietheaters entwickelt: Programmhefte, Kostüme, Fotografien, Zeitungsrezensionen etc.

SCHWANKHALLE BREMEN:
Einen weiteren Strang verfolgt der Künstler mit einer von Mikhail Bulgakows Theaterroman inspirierten, selbst verfassten Novelle. In den 1930ern geschrieben und autobiografisch gefärbt, erzählt Theaterroman von den Erfahrungen eines Bühnenautors mit der Zensur am sowjetischen Theater der 1920er Jahre. Ihrem eigenen Thema gleichsam nachfolgend, wurde die Satire zu Lebzeiten Bulgakows zensiert und erst 1967 veröffentlicht – zuvor aber als Theaterstück unter anderem Titel erfolgreich am Moskauer Theater inszeniert.

Clarks Novelle wird vom 09.-11. Februar 2018 in der Schwankhalle Bremen als Bühnenfassung uraufgeführt. Inhaltlich befasst sich das Stück mit der Zensur als Kontrollmacht des Staates, formal lehnt es sich an Peter Zadeks epochemachende Inszenierung von Schillers Räuber für das Bremer Theater an (die Schwankhalle liegt am Peter Zadek-Platz!), in der „Franz Moor als monströse Meerkatze mit angeklebten Riesenohren auftritt, knollige Buschklepper große Mengen Bühnenblut verspritzen und der Räuber Karl zu Superman-Posen ein Super-Suspensorium trägt“.

Aus der Perspektive des ausgebildeten Schauspielers und bildenden Künstlers befragt Clark auch hier die Schnittstelle zwischen Ausstellung und Aufführung sowie zwischen dramatischem und postdramatischem Theater. Welche Ästhetik und Bühnenhaltung entsteht, wenn (bei Zadek) ein kanonischer Theatertext auf eine von Roy Liechtenstein inspirierte Szenografie trifft und dies wiederum (bei Clark) mit einer selbst verfassten, Bulgakow-inspirierten Novelle und einer post- Stanislawski’schen Schauspieltechnik konfrontiert wird? Und wie unterscheidet sich das von jüngsten Adaptionen wie etwa der dekonstruierten Figurenparade eines Felix Rothenhäusler am Theater Bremen 2013?

Ein Chor von Schauspieler/innen, mit dem Clark seit 2012 regelmäßig zusammenarbeitet, spricht und singt nicht nur den Theatertext, sondern arrangiert auch die vom Künstler gestalteten Bühnenbildelemente während der Aufführung immer wieder neu. Kostüme und Requisiten verweisen dabei auf die Ausstellungsinszenierung in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst.

Than Hussein Clark (*1981 in New Hampshire, lebt in London) arbeitet als Solokünstler sowie in dem von ihm 2011 mit gegründeten Kollektiv Villa Design Group. Er sitzt darüber hinaus im Herausgebergremium des in Hamburg ansässigen und 2012 gegründeten Verlags Montez Press, der Texte „against current critical modalities and theoretical dogmas which inform the workings of contemporary knowledge economy“ veröffentlicht. Nach einer Schauspielausbildung in New York und Los Angeles hat er zunächst ein Studium der Kunstgeschichte in Edinburgh und London abgeschlossen, um sich anschließend der freien Kunst am Goldsmiths College in London und der Hochschule für bildende Künste Hamburg zuzuwenden. Er wird vertreten von Mathew Gallery in Berlin und New York, von Galerie VI, VII in Oslo und von Galerie Karin Guenther in Hamburg.
Kuratorin: Janneke de Vries

Aufführungen in der Schwankhalle Bremen: 09. – 11. Februar

GAK GESELLSCHAFT FÜR AKTUELLE KUNST
Teerhof 21
D-28199 Bremen
gak-bremen.de

Presse





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