Die Abbildungen entstammen einer Serie von KI-generierten Bildern zum Thema Struktur eines Werks im Kontext konzeptueller Verfahren. Und leiten so zu den folgenden Bemerkungen bezüglich des Essays Die Macht der Kunst von Markus Gabriel über.
Markus Gabriel spricht in seinem gleichnamigen Essay über "Die Macht der Kunst" und wirft dabei einige interessante Fragen auf.
Als Philosoph betrachtet er das Phänomen auf den Ebenen der Vorstellung, der Wahrnehmung und der Wirklichkeit, denn die Vorstellung bedingt die Wahrnehmung der Wirklichkeit. Für Gabriel leben wir in einem ästhetischen Zeitalter, in dem Kunst allgegenwärtig ist und auch Design und Mode in einem solchen Zusammenhang auftauchen.
Er hält allerdings grundsätzlich fest, Kunst ist radikal und autonom, betont gleichzeitig, dass der Mensch an sich kein Kunstwerk sei, da er dem Universalismus verpflichtet ist, und so eingeschränkt und nicht radikal frei sei. So könne Trump kein Kunstwerk sein, aber eventuell seine Fernsehserie, wenn auch ein schlechtes.
Gabriel weist der Kunst eine Macht zu, die selbst der Künstler nicht lenken kann, aber er weist diese Macht der Kunst einzig der Kunst zu und nicht, wie oft angenommen, dem Kunstsystem, das durch Galerien, Kritiker, Kuratoren und Museen wesentlich Einfluss darauf hat, wer wahrgenommen wird, Bedeutung und Erfolg hat.
Kunstwerke handeln immer nur davon, wie wir Objekte wahrnehmen. Im Kunstwerk sind Eulen keine Eulen und Pfeifen keine Pfeifen. “Der Denker ist in keiner Weise ein Denker.”
Die Liste an Künstlern und Künstlerinnen, mit denen Gabriel sein Denken stützt, verweist unter anderem auf August Rodin, Claude Monet, Marcel Duchamp, John Cage, Joseph Kosuth, Pina Bausch oder Erwin Wurm.
Gabriel erklärt ein Kunstwerk zum Werk durch seine jeweilige Komposition, so auch die Idee, ein Pissoir zu signieren und auszustellen, dies macht es einzigartig, zum radikal individuellen autonomen Kunstwerk, die Idee, nicht das Pissoir.
Auch räumt Gabriel mit dem Benjamin'schen Diktum der Zerstörung einer mysteriösen Aura durch die technische Reproduzierbarkeit auf, indem er es zur neuen technologischen Kompositionsmethode erklärt. Jedes Kunstwerk ist eine Komposition und eine neue moderne Technologie bedroht in keiner Weise das Wesen der Kunst.
Er wiederholt auch gerne seine These, nachdem ein radikal autonomes Individuum zu sein kein Kriterium für künstlerische Qualität, sondern nur ein Kriterium für Kunst sei.
Im Unterschied zu Adorno, für den sich Kunst jeder begrifflichen Kategorisierung entzieht, betont Gabriel: “Kunstwerke werden durch ihre individuelle Komposition definiert. Sie kombinieren Sinnfelder. Genau das ist es , was Begriffe generell ausmacht. Begriffe sind Kompositionen aus Sinnfeldern.” Weiter erklärt er dazu: "Man kann über Begriffe verfügen, ohne Worte zu haben, um diese sprachlich auszudrücken.”
Gabriel befreit die Kunst von alten Denkschemata, betont die radikale Autonomie des Werkes und öffnet damit die Kunst eher technischen Entwicklungen, als dass er eine Markterweiterung in Richtung Mode bzw. Design empfehlen würde.
Romantisch und verdächtig erscheint der Blick des Philosophen auf die Kunst als das Absolute, aus dem der Mensch seine Identität schöpft. (“Die Kunst hat uns nach ihrem eigenen Bilde geschaffen”, ”in der ästhetischen Erfahrung erleben wir eine Verwandlung”). Und dies, obwohl es innerhalb der Kunst sowohl gute als auch schlechte Offenbarungen gibt.
Insgesamt ist es sehr anregend und angenehm, Gabriels Gedanken zu folgen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Markus Gabriel
Die Macht der Kunst
Merve Verlag
www.merve.de/
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