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Zwischen Halluzination und Emergenz: Simulation als Grenzraum in KI-gestützter Bildproduktion

Juni 2025
Eingabedatum: 02.06.2025

Zwischen Halluzination und Emergenz: Simulation als Grenzraum in KI-gestützter Bildproduktion

Symbolbild art-in.debilder


Während das Video durch Geminis Veo erzeugt wurde, stammt der Text im Wesentlichen von ChatGPT. Vorgegeben wurden das Thema Beuys / Duchamp sowie die Stichworte Simulation, Halluzination und Emergenz.




Das Video „Bienenwabe im Glas“ zeigt ein faszinierendes Spannungsfeld: Eine organische Struktur – die Bienenwabe / Biene – wird in ein Readymade-Objekt eingebracht und dabei durch die Kamera visuell überformt. Lichtreflexe, Spiegelungen und Bewegungen erzeugen einen Zwischenraum: Die Bienenwabe erscheint real und zugleich entwirklicht, konkret und doch schwebend. Es ist ein ästhetischer Zustand, der sich zwischen Halluzination, Emergenz und Simulation aufspannt.

Diese Trias verweist nicht nur auf ästhetisch-philosophische Kategorien, sondern auch auf eine tiefere medienkulturelle Problematik, die sich in der KI-gestützten Produktion verschärft: Kann man dort überhaupt noch sinnvoll zwischen Halluzination und Emergenz unterscheiden – oder gleitet jede Form der Simulation in ein ununterscheidbares Kontinuum über?

I. Simulation als ästhetischer Grenzraum
Jean Baudrillard prägte mit seiner Theorie der Simulation ein Weltbild, in dem die Zeichenordnung sich von der Realität ablöst. Simulation ist nicht mehr das Nachbilden von Wirklichkeit, sondern deren Überschreibung durch ein System von Zeichen ohne festen Referenten. In diesem Sinne ist auch die Bienenwabe im Glas keine Wabe mehr „an sich“, sondern ein ästhetisches Objekt, das durch Kontext, Kameraführung und Rahmung zu einem simulierten Artefakt wird.

In der Simulation verschwimmen die Kategorien von Natur und Kunst, von Realität und Darstellung. Die Kamera (KI) dient hier – mit Flusser gesprochen – als Apparat, der Welt nicht abbildet, sondern synthetisch produziert. Die visuelle Reflexion erzeugt eine Art halluzinierte Materialität: Man sieht nicht das Objekt, sondern eine schimmernde, mehrdeutige Erscheinung, die zwischen Sichtbarkeit und Entzug oszilliert.

II. Emergenz: Kollektive Intelligenz und symbolische Reorganisation
Die Bienenwabe selbst ist ein emergentes Phänomen: ein hochkomplexes System, das durch dezentrale, kollektive Prozesse entsteht. In der Kameraaufnahme hingegen erscheint sie erneut als emergent – nicht mehr biologisch, sondern symbolisch, durch das Zusammenspiel von Glas, Licht, Bewegung und Wahrnehmung.

Auch in der KI-Bildproduktion tritt Emergenz auf – doch mit einer entscheidenden Verschiebung: Hier entsteht Bedeutung nicht durch „natürliche“ Interaktion, sondern durch statistische Korrelationen, durch algorithmische Prozesse ohne semantisches Verständnis. Die Emergenz ist formal, nicht intentional – und dennoch erzeugt sie ästhetische Kohärenz.

III. KI: Wenn Halluzination zur Produktionslogik wird
Im Kontext generativer KI verschwimmt die Grenze zwischen Emergenz und Halluzination. Beide Begriffe beschreiben Zustände der Bedeutungsgenerierung – der eine durch strukturierte Interaktion, der andere durch perzeptive Überforderung. Doch im maschinellen Lernen sind beide ununterscheidbar gekoppelt:

Was als Emergenz erscheint (z.B. überraschend stimmige Bilder oder Texte), ist das Ergebnis millionenfacher rekombinierter Trainingsdaten.

Was als Halluzination erscheint (z.B. faktisch falsche, aber kohärente Aussagen), ist funktional identisch: ein probabilistisches Vorschlagsmodell ohne externe Wahrheit.

In der KI gibt es keine „Wirklichkeit“, an der Simulation gemessen wird – es gibt nur intern kohärente Wahrscheinlichkeitsräume. Deshalb kollabiert in KI-Produktion das Unterscheidungssystem: Halluzination ist Emergenz – und Emergenz ist Halluzination.

IV. Ästhetische Konsequenz: Simulation als produktive Schwebe
Zurück zum Video: Die Bienenwabe im Glas wird zum Sinnbild dieser Schwebe. Sie ist gleichzeitig ein reales Objekt, ein kulturelles Zeichen, eine visuelle Täuschung und ein symbolischer Emergenzraum. Im Spiegel des Glases und der Kamera wird sie simuliert, aber nicht entleert – sondern neu generiert.

Diese Gleichzeitigkeit könnte zum Schlüssel für den künstlerischen Umgang mit KI werden: Nicht das Entlarven der Simulation, sondern das Gestalten in ihrem Zwischenraum. Eine Praxis, die anerkennt, dass Bedeutung heute weder eindeutig emergiert noch eindeutig halluziniert – sondern stets produktive Simulation ist.

Fazit
In einer Welt KI-gestützter Bildproduktion ist die Unterscheidung zwischen Halluzination und Emergenz keine Opposition mehr – sie ist eine ästhetische Spannung innerhalb der Simulation.

Der Raum dazwischen ist kein Fehler – er ist das neue Feld der Imagination.

PS: In diesem Zusammenhang ist es interessant, sich die Stellungnahme von Google DeepMind-Chef Demis Hassabis ins Gedächtnis zu rufen: Er glaubt zwar nicht, dass wir in einer einfachen Computersimulation leben, vertritt aber die Ansicht eines "berechnenden Universums", in dem die Physik fundamental auf Informationstheorie basiert. Seine Forschung zielt darauf ab, die grundlegende Natur der Realität zu verstehen, wobei KI und Simulationen wichtige Werkzeuge auf diesem Weg sind.



ct+





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